Elektrische Pkw mit ausreichend Auswahl erhältlich – elektrische Lkw noch nicht im Markt VKU-Fachausschuss Fuhrpark informiert sich über Elektrofahrzeuge

Die letzte Sitzung des Fuhrparkausschusses im VKU in Leipzig stand ganz im Zeichen der alternativen Antriebe für Dienst-Pkw und Nutzfahrzeuge. So konnten im BMW-Werk Leipzig die Produktion der Elektro-Pkw der Baureihen i3 und i8 unter sachkundiger Führung besichtigt und Details der Produktion erörtert werden. Weiterhin wurde ein Bericht über das vollelektrische Abfallsammelfahrzeug Futuricum mit einem Volvo-Fahrgestell gehört und mit dem Vertreiber über Vor- und Nachteile der neuen Technologie in diesem Anwendungsbereich der Abfallwirtschaft diskutiert.

Die Praxisberichte der Verantwortlichen der größeren und mittleren Fuhrparks der kommunalen Abfallwirtschaft und Stadtreinigung in Deutschland machten deutlich, dass es bei dem Thema Elektromobilität noch zwei Welten auf dem Markt für Straßenfahrzeuge gibt. Der Pkw-Bereich bietet inzwischen mit vielen Herstellern und noch mehr Fahrzeugvarianten eine erfreuliche Typenvielfalt, die für den innerbetrieblichen Personenverkehr mit Dienstfahrzeugen im Stadtgebiet in Frage kommt. Die elektrifizierten und teilelektrifizierten Fahrzeuge (Hybride) werden teilweise schon seit mehr als fünf Jahren in kommunalen Fuhrparks eingesetzt und auf ihre Praxistauglichkeit im Normalbetrieb getestet. So werden in den großen Städten Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt schon diverse Hybrid-Pkw und inzwischen auch vollelektrische Pkw in größeren Stückzahlen zwischen 10 und 50 pro Betrieb im Fuhrpark geführt. Anders ist die Situation im Bereich der Transporter und schweren Nutzfahrzeuge für Abfallsammlung und Straßenreinigung. Hier ist die Auswahl bei den elektrischen Transportfahrzeugen zwischen 2,0 – 7,5 Mg Gesamtmasse noch sehr gering und die verfügbaren Modelle konnten bezüglich der Leistung noch nicht zu konventionell angetriebenen Fahrzeugen aufschließen. Dadurch sind die Einsatzgebiete bislang auf geringe Fahrleistungen und Arbeitsleistungen, wie innerstädtische Papierkorbleerungstouren beschränkt, aber z. B. im Winterdienst können diese Fahrzeuge nicht mit den erforderlichen Anbaugeräten ausgestattet werden und bei Kälte ist der Einsatzradius dieser Fahrzeuge noch überwiegend zu gering.

Noch schlechter sieht es bei den schweren Nutzfahrzeugen aus. Im Lkw-Segment ist die Herstellerseite bei den vollelektrischen Fahrzeugen noch im Testmodus oder bei der Produktion von Kleinserien. Diese werden von unseren Experten in den Fuhrparks bei Verfügbarkeit zeitnah getestet, auf ihre Praxistauglichkeit im regulären Sammelbetrieb. Die Diskussion über Leistungsbedarfe bei den Fahrzeugen zusammengesetzt aus Reichweite und Arbeitsleistung mit den Herstellern ist noch nicht abgeschlossen und muss sorgfältig abgestimmt werden, weil die benötigte Batterieleistung der bestimmende Kostenfaktor bei den Fahrzeugen ist. So kosten die vollelektrischen Abfallsammelfahrzeuge im Vergleich zu einem dieselgetriebenen Abfallsammelfahrzeug der neuesten Abgasklasse EURO VId das drei- bis vierfache in der Anschaffung ebenso wie die mit Brennstoffzellen auf Wasserstoffbasis angetriebenen Prototypen, die derzeit getestet werden.

Als weiterer Engpass könnte sich mit Blick auf das Inkrafttreten der Richtlinie 33/2009 für die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge im Jahr 2025 das anstehende größere Auftragsvolumen erweisen. Aktuell werden erst sehr geringe Stückzahlen gebaut und in den Verkehr gebracht. Dabei gibt es lange Lieferfristen zwischen acht Monaten und zwei Jahren. Bei entsprechendem Vorlauf der Beschaffung für 2025 müssten also schon in 2023 volle Kapazitäten für die Bestellung eines wenigstens zehnprozentigen Anteils an „sauberen“ Fahrzeugen für diesen Nischenmarkt produziert werden können.

Davon sind wir heute noch sehr weit entfernt. Aber die Signale aus Politik und Anwenderschaft kommen inzwischen bei den Herstellern besser an, so dass der Prozess hin zum Technologiewandel in der Mobilität langsam an Fahrt aufnehmen kann.