Wie hält es die Wasserwirtschaft mit der Digitalisierung? <br />Erster Digitalisierungsindex gibt Auskunft Hochschule Ruhr-West legt passgenaues Instrument vor

Wie hält es die Wasserwirtschaft mit der Digitalisierung? In bisherigen Digitalisierungsindizes kam die Wasserwirtschaft allenfalls als Teil der Versorgungswirtschaft vor. Entsprechend wenig aussagekräftig waren die Ableitungen für die wasserwirtschaftliche Praxis. Diese Lücke füllt nun der erste passgenaue Digitalisierungsindex für die Wasserwirtschaft, den die Hochschule Ruhr West entwickelt hat.

Der VKU hat die methodische Entwicklung des Digitalisierungsindex begleitet und den Kontakt in die Praxis vermittelt. Der Digitalisierungsindex liefert erstmals eine umfassende digitale Standortbestimmung für die Wasserwirtschaft und kann als Orientierungsmaßstab für die weitere digitale Entwicklung dienen.

Zentrale Ergebnisse des Digitalisierungsindex

Für den Digitalisierungsindex wurden ca. 190 Telefoninterviews mit Wasserver- und Abwasserentsorgern geführt, in denen die Unternehmen zum Stellenwert der Digitalisierung innerhalb der verschiedenen Wertschöpfungsstufen Gewinnung, Netze und Verwaltung befragt wurden. Um dem Begriff der Digitalisierung eine klare Kontur zu geben, wurde die Ergebnisse in einem Reifegradmodell in den vier relevanten Gestaltungsfeldern Ressourcen, Informationssysteme, Organisation und Kultur beschrieben. Die strukturierte bundesweite Befragung führte zu folgenden zentralen Ergebnissen:

  • Gerade in den technischen Gestaltungsfeldern ist die Wasserwirtschaft sehr stark aufgestellt, insbesondere in den technischen Wertschöpfungsstufen. Relativ gesehen fällt der Bereich Verwaltung/Kundenservice ab, sodass sich gerade hier digitale Möglichkeiten zur Verbesserung von Arbeitsabläufen und Kundenorientierung nutzen lassen könnten.

  • Das Thema Datenqualität und -validierung birgt vielerorts noch großes Verbesserungspotential, bevor an eine konkrete Nutzung von maschinellem Lernen und KI-Anwendungen gedacht werden kann.

  • Ein durchgängiger Datenfluss ist für Digitalisierungskonzepte von besonderer Relevanz. Gerade deswegen sollte ein Mangel von Schnittstellen zwischen IT-Systemen, Abteilungen und Wertschöpfungsstufen hinterfragt werden. Gleichzeitig gilt es dabei den Anforderungen von Sicherheitsvorkehrungen als Einrichtungen der kritischen Infrastruktur zu genügen.

  • Unternehmensorganisation und -kultur werden stellenweise unterschätzt. Während sie einerseits eine große Rolle für den Erfolg von Digitalisierungsprojekten spielen, helfen bspw. ausgeprägte Partizipationsstrukturen darüber hinaus bei der Detektion von zum Unternehmen passenden Digitalisierungsfeldern.


Der Digitalisierungsindex bietet ein neues Schaufenster für Politik und Behörden, das aufzeigt, wie die Wasserwirtschaft die Potenziale der Digitalisierung zur Bewältigung aktueller Herausforderungen nutzt. Darüber hinaus bietet er Unternehmen die Möglichkeit, einen Blick nach links und rechts in die Branche zu werfen und eröffnet die Gelegenheit sich tiefergehend mit dem eigenen Stand der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Der Digitalisierungsindex steht Ihnen dafür hier kostenlos zum Download zur Verfügung.

Wir planen Ihnen ein Web-Event zur Veröffentlichung des Digitalisierungsindex anzubieten und werden dazu zeitnah informieren.