30 Jahre Münsteraner Abfallwirtschaftstage Mehr als 500 Fachleute treffen sich zur 16. Auflage in Münster
Am 12. und 13. Februar 2019 traf sich die Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbranche zum 16. mal in Münster, um die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen an die Abfall- und Kreislaufwirtschaft zu diskutieren. Der VKU war mit mehreren Vorträgen seiner Mitglieder und einem Informationsstand erneut sehr präsent.
Mehr als 500 Teilnehmende aus kommunaler und privater Entsorgungswirtschaft, Industrie und Beratung, Forschung und Entwicklung sowie Politik und Verwaltung erörterten im Messe und Congress Centrum Halle Münsterland in 11 Themenblöcken die Vermeidung und nachhaltige Bewirtschaftung von Abfällen sowie die Kreislaufführung von Materialien und Energie.
Den Auftakttag bildeten drei Blöcke über die Ziele und Wege, ausgewählte rechtliche und politische Vorgaben und die Umsetzung der Ressourcenwirtschaft und zirkulären Wertschöpfung. Am zweiten Tag wurden acht weitere Blöcke in Parallelforen angeboten, die überwiegend jeweils einen stoffstromspezifischen Fokus hatten, entweder mit Blick auf die Zusammensetzung oder die Herkunft der Abfälle: Verpackungen, Bau- und Abbruchabfälle, Gewerbeabfälle, organische Reststoffe und Kunststoffe. Digitalisierung, heutige Schwerpunktaufgaben und der Ausblick auf die Jahre 2030 und danach bildeten den anderen Teil der Themenblöcke.
Im Block „Gewerbeabfallverordnung“ wurde zu Beginn der finale Stand des Entwurfs der Vollzugshilfe (LAGA Mitteilung 34) nach der Beschlussfassung im Abfallrechtsausschuss der LAGA vorgestellt. Mit diesem Beschluss vom 11.02.2019 ist die Arbeit der entsprechenden Ad hoc-AG abgeschlossen. Bis Ende März soll die Vollzugshilfe von der UMK/ACK der Länder beschlossen sein. In den weiteren Vorträgen, u. a. von Henry Forster, GOA Schwäbisch-Gmünd, und der Diskussion dominierten erneut die Dauerbrenner „Recyclingquoten“ und „Praxisferne“. Kernaussagen mit großer Zustimmung waren u. a., dass die getrennte Sammlung kein Selbstzweck sein dürfe und Quoten „in der Mitte eines vertikalen Prozesses keinen Sinn“ machten (Forster).
Mit Blick auf das Recycling von Kunststoffen waren sich die Referentin und Referenten des Blocks einig, dass „neue Lösungen erforderlich“ sind und bewährte weiter eingesetzt werden müssen. Von „Volatilität des Marktes“ über „Fehlwurfquoten“ und den Vorrang des Verpackungsnutzens über deren Recyclingfähigkeit bis zum chemischen Recycling reichten die kontrovers diskutierten Aspekte. Breiteste Einigkeit, auch mit dem Auditorium, herrschte in der Ansicht, dass die Qualität der Recyclingware über ihren Einsatz und somit Nutzen entscheidet, und über die Qualität wiederum an erster Stelle die Art der Sammlung. Und Qualität beginne nun mal mit „Qual“ (Lehmann).
Recyclingansätze für Verbundmaterialien aus dem Baubereich wurden im Block „VERBUND NRW“ präsentiert. Im Zentrum standen die Verwertungsmöglichkeiten von faserverstärkten Kunststoffen, Wärmeverbundsystemen und Recycling-Beton.
Die Verwertung von Bioabfällen und Klärschlämmen aus Siedlungen wurde im Block „Organische Reststoffe“ beleuchtet. Schwerpunkt dabei waren die technischen Herausforderungen, die sich insbesondere aus den in jüngster Zeit erfolgten Novellen der Düngeverordnung und der Klärschlammverordnung ergeben. Einen innovativen Weg der Klärschlammverwertung mit Phosphorrückgewinnung präsentierte Ulrich Jacobs mit der geplanten dezentralen Trocknung und zentralen Monoverbrennung der Schlämme durch die Klärschlamm-Kooperation Mecklenburg-Vorpommern.
Im Block „Verpackungsgesetz“ schilderte zuerst Andreas Nieweler (AWG Bassum) die Erfahrungen im Landkreis Diepholz mit der Umstellung der LVP-Sammlung vom Gelben Sack auf die Gelbe Tonne. Anschließend wurde ausführlich die Umsetzung des Verpackungsgesetzes thematisiert.
Dem Megatrend „Digitalisierung“ und ihren Konsequenzen für die Betriebe der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung war selbstverständlich ebenfalls ein Block gewidmet. Schwerpunktmäßig wurden dabei Fragen zu Fuhrparktechnik, Logistik und Mobilität erörtert, u. a. von Sabine Kleindiek vom EAD Darmstadt.
Die Digitale Transformation wurde auch als eine der wesentlichen Rahmenbedingung für die Abfallwirtschaft und Stadtreinigung für die Zukunft 2030+ identifiziert – Herausforderungen und Chancen inklusive. Technische, wirtschaftliche, politische und nicht zuletzt marktliche Innovationen wurden betrachtet, im kritischen Überblick durch Andreas Thürmer von der Berliner Stadtreinigung.
Im Block „Heutige Herausforderungen“ wurde klar, wie nahtlos die Praxis von heute in die zukünftige (transformierte) Abfallwirtschaft übergehen wird. Fragen der Logistik, Personalwirtschaft und Stadtsauberkeit wurden von Christian Niehaves (AWIGO), Arne Henrik Meyer (Abfallwirtschaft Nienburg) und Prof. Dr. Rüdiger Siechau (Stadtreinigung Hamburg) angesprochen, alle drei Unternehmen sind Mitglieder des VKU.
Das Ausstellerforum, der Gastvortrag zum Thema „Erfolgsfaktor Gefühl“ und die Abendveranstaltung rundeten die inhaltlich, organisatorisch und gesellschaftlich wieder sehr gelungene Tagung ab.