Die Energiewender Kommunen und Stadtwerke arbeiten mit europäischen Partnern an innovativen Konzepten für die Energiewende

Das Wort „Energiewende“ ist im Englischen das, was man im deutschen „Anglizismus“ nennt: Ein Begriff, der schneller Bekanntheit und Bedeutung erlangt hat, als dass eine adäquate Übersetzung gefunden werden konnte. Dass der Wandel hin zu erneuerbaren Energien nun weltweit Energiewende genannt wird, sagt einiges über die Anerkennung Deutschlands als Vorreiter in Sachen Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Energieeinsparung aus. Sucht man in der englischen Wikipedia nach „Energy Transition“ (der wortwörtlichen Übersetzung) wird die „German Energiewende“ als Wandel hin zur dezentralisierten Versorgung mit erneuerbaren Energien beschrieben. Damit ist die Energiewende ein lokaler, kommunaler Prozess.

Ausländische Kommunen und Stadtwerke wissen die Expertise ihrer deutschen Pendants zu schätzen und wollen von den hiesigen Erfahrungen profitieren. Beim Kick-Off-Event des Projekts „Energiewende Partnerstadt“ der Agentur für Erneuerbare Energien und der Humboldt-Viadrina Governance Platform vom 27. bis 29. Mai 2019, das der VKU als Praxispartner zum zweiten Mal unterstützt, kamen deutsche Kommunen mit Partnern aus Polen, Irland, den Niederlanden und Griechenland zusammen, um sich auszutauschen. Zusammen mit ihren Stadtwerken wollten sie voneinander lernen, wie die Energiewende vor Ort vorangetrieben wird. Dabei kamen vor allem erfolgreiche Projekte, kreative Ideen, aber auch der Weg zur Transformation ganzer Regionen zur Sprache.

Austausch für Entwicklung und Innovation

Die zwei deutschen Städte Alheim (Hessen) und Pfaffenhofen (Bayern) kooperieren im Projekt mit den irischen Städten Dunleer und Galway. Im Vordergrund stehen dabei vor allem die jeweiligen Erfahrungen aus Programmen zur energetischen Sanierung von Gebäuden und die Möglichkeit, durch Kooperativen den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern. Die irischen und deutschen Partner haben hier unterschiedliche Strategien gefunden und werden nun die jeweilige Expertise des anderen nutzen, um ihre eigenen Vorhaben zu bereichern und zu beschleunigen. Dabei werden auch kreative Ideen in den Mittelpunkt gerückt: In Galway ist beispielsweise eine Bibliothek für Geräte entstanden, die sich Bürgerinnen und Bürger bei Bedarf ausleihen können. So entsteht mit kommunaler Beteiligung eine Shared Economy für wenig genutzte Maschinen und Geräte, wie Rasenmäher oder Bohrmaschinen.

Die Stadt Braunsbedra (Sachsen-Anhalt) unterstützt ihre Partnerin, die griechische Stadt Kozani, dabei, den dort anstehenden Ausstieg aus dem Kohleabbau zu managen. Was in Kozani in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ansteht, hat Braunsbedra schon hinter sich. Die Frage, was nach der Kohle kommt, wurde dort gemäß dem städtischen Motto „Tradition haben viele, wir haben Zukunft“ beantwortet: Aus den ehemaligen Tagebauten wurden Seen und Naherholungsgebiete. Die Stadt ist jetzt Heimat des größten künstlichen Sees Deutschlands und beliebtes Ausflugsziel der nur 25 km entfernt wohnenden Hallenser und 35 km entfernt wohnenden Leipziger. Durch die Partnerschaft möchte Kozani von den Erfahrungen aus Braunsbedra profitieren.

Lokale Vernetzung, gemeinsames Ziel, europäische Wirkung

Das Projekt Energiewende Partnerstadt zeigt, dass Kommunen und ihre Stadtwerke sich der internationalen Relevanz der Energiewende bewusst sind. Nationale Alleingänge bringen in der Transformation hin zu einer nachhaltigen und erneuerbaren Energieversorgung und verbesserter Energieeffizienz wenig. Durch den europäischen Austausch erfolgreicher Konzepte und Ideen kann jedoch ein effektiver Beitrag dazu geleistet werden, dass die Energiewende vor Ort beschleunigt und erheblich verbessert wird.