Berlin, 05.04.2019. Gestern Abend hat der Bundestag die Novelle des Netzausbaubeschleunigungsgesetzes beschlossen. Konkret geht es um zahlreiche Vorschläge, um das Planungsrecht zu vereinfachen, damit Höchstspannungsleitungen schneller gebaut werden können. Das begrüßt der Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Zu den Neuregelungen gehören auch Instrumente, um Netzengpässe zu vermeiden, sogenannte Resdispatch-Maßnahmen. Netzbetreiber sprechen von Redispatch, wenn Kraftwerke hoch- oder heruntergefahren werden müssen, um das Stromnetz stabil zu halten. Die neuen Redispatch-Regelungen bewertet der VKU positiv.
Katherina Reiche, VKU-Hauptgeschäftsführerin:
„Die zunehmend dezentrale Energieerzeugung bedingt, dass Strom nicht mehr primär über Höchstspannungsleitungen, sondern über viele dezentrale örtliche Stromnetze eingespeist wird. Um auf die schwankenden Stromeinspeisungen von Windparks oder Solaranlagen im Netz reagieren zu können, sollten Angebot und Nachfrage von Energie im besten Fall vor Ort ausgeglichen werden. Der Verteilnetzbetreiber weiß am besten, wo Engpässe sind und wie er Energiemengen in seinem Netzgebiet steuern und effizient ausgleichen kann.“
Reiche weiter: „Stromverteilnetzbetreiber müssen in einem dezentralen Energiesystem verstärkt Systemverantwortung übernehmen können. Aus diesem Grund sehen wir die neuen Regelungen zur Abstimmung der Redispatch-Maßnahmen zwischen den Netzbetreibern positiv – insbesondere den grundsätzlichen Vorrang ‚lokal vor regional und dann erst überregional‘. Schließlich sind die Solaranlagen, Windparks und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, um die es zukünftig geht, in ihren Netzen angeschlossen. Auch die kooperative Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung von Netzbetreibern unterschiedlicher Spannungsebenen konnten gesetzlich verankert werden. Jede Netzebene bleibt damit handlungsfähig, wodurch Nutzungskonflikte zwischen den Netzbetreibern vermieden werden. Das gewährleistet Netzstabilität, das erhält Systemsicherheit.“
In den ursprünglichen Planungen sollten den Betreibern der Übertragungsnetze ein vollständiger Zugriff auf Erneuerbare-Energien- und Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) in örtlichen Stromnetzen gewährt werden. Das hätte eine aktive Rolle der Verteilnetzbetreiber bei Redispatch-Maßnahmen in ihrem Netzgebiet von vornherein verhindert.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt rund 1.460 kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit mehr als 260.000 Beschäftigten wurden 2016 Umsatzerlöse von knapp 114 Milliarden Euro erwirtschaftet und rund 10 Milliarden Euro investiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen haben im Endkundensegment große Marktanteile in zentralen Versorgungsbereichen (Strom 60 Prozent, Erdgas 65 Prozent, Trinkwasser 88 Prozent, Wärmeversorgung 72 Prozent, Abwasserentsorgung 43 Prozent). Sie entsorgen jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und tragen entscheidend dazu bei, dass Deutschland mit 66 Prozent die höchste Recyclingquote in der Europäischen Union hat. Die kommunalen Unternehmen versorgen zudem mehr als sechs Millionen Kunden mit Breitbandinfrastrukturen. Sie investieren in den kommenden Jahren mehr als eine Milliarde Euro in digitale Infrastrukturen von Glasfaser bis Long Range Wide Area Networks (LoRaWAN) in den Kommunen und legen damit die Grundlagen für die Gigabitgesellschaft.