VKU-Pressegespräch: Verteilnetze sind der Schlüssel der Energiewende

Berlin, 19.04.2017. Intelligente Verteilnetze sind die Basis der Energiewende. Sie steuern Energieerzeugung und -verbrauch vor Ort aus. Die Verteilnetze halten das Gesamtsystem im Gleichgewicht, sorgen für Versorgungssicherheit und vermeiden teure Maßnahmen auf höheren Netzebenen. Dies thematisierte heute der VKU beim einem Pressegespräch mit Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche und dem Vorstandsvorsitzender der Nürnberger N-Ergie Josef Hasler.

„Die Verteilnetze sind als lokale Systemmanager der Schlüssel für das Gelingen der Energiewende“, so Katherina Reiche. „Für die Umsetzung der Energiewende brauchen wir zukünftig beides: intelligente Verteilnetzcluster zum regionalen Ausgleich und leistungsfähige Übertragungstrassen zum weiträumigen Transport von Strom.“

Konkret fordert der VKU von der Bundesregierung:

1) Eine stärkere Systemverantwortung der Verteilnetzbetreiber als Garanten für die Versorgungssicherheit. Verteilnetzbetreiber müssen als Systemmanager jederzeit in der Lage sein, die jeweils günstigste Flexibilitätsoption wählen zu können, um eine effiziente Versorgung zu gewährleisten. Energie sollte soweit möglich auf lokaler und regionaler Ebene erzeugt, gespeichert und verbraucht werden. Für diese neue Qualität der Zusammenarbeit müssen die Regelungen zu den Aufgaben der Verteilnetz- und Übertagungsnetzbetreiber im Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) angepasst werden.

2) Verteilnetzbetreiber sollten als Verantwortliche für die Versorgungssicherheit ihre Kooperationspartner frei wählen dürfen. Der Bund sollte daher eine Initiative ergreifen, um die Länder zu einer zeitgemäßen Anpassung ihres Gemeindewirtschaftsrechts zu motivieren.

3) Die Netzentgelte auf der Ebene der Niederspannung sollten zukünftig entnahmemengenunabhängig gebildet werden. Vorteil: Vereinfachung und „verursachungsgerechte“ Netzentgelt-systematik. Die Kosten des Stromnetzes sind zum Großteil Fixkosten und größtenteils unabhängig von der Menge an entnommenen Kilowattstunden. Während diesem Umstand auf Höchst-, Hoch- und Mittelspannung durch eine starke Gewichtung von Leistungs- beziehungsweisen Grundpreisen Rechnung getragen wird, ist die Umlagebasis für die Netzkosten auf der Niederspannungsebene historisch bedingt die Menge an entnommenen Kilowattstunden. Vor der Energiewende waren die entnommen Kilowattstunden hinreichend konstant und als Umlagebasis geeignet. Durch Mieterstrommodelle oder Eigenverbrauch wird diese Umlagebasis reduziert und führt zu unsachgerechten Einnahmeausfällen bei den Netzentgelten, ohne dass die damit zu finanzierenden Netzkosten sinken. Die Einnahmeausfälle führen daher unmittelbar zu einer unsachgerechten Erhöhung der Netzentgelte und Fehlanreizen für alle anderen Kunden.

4) Die Verteilnetzbetreiber brauchen angemessene regulatorische und technisch-wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Die zukünftig durch intelligentere Verteilnetzsteuerung steigenden Betriebskosten (OPEX) müssen angemessen anerkannt werden.

Das Pressegespräch in den Medien

Klimaretter.info: Grünstrom "von unten" kontra Trassen

stadt + werk: Flexibilität ist immer lokal

Südwest Presse: Dezentrale Erzeugung statt Stromautobahnen

Energie und Management: Stadtwerke verlangen dezentrale Stärkung

Börsen-Zeitung: Ruf nach Radikalreform der Energiewende

Energate Messenger: Stadtwerke wollen Stück vom Flexibilitätsmarkt

Deutschlandfunk: Zum VKU-Pressegespräch

Tagblatt: Dezentrale Erzeugung statt Stromautobahnen

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt rund 1.460 kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit über 262.000 Beschäftigten wurden 2015 Umsatzerlöse von mehr als 115 Milliarden Euro erwirtschaftet und rund 11 Milliarden Euro investiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen haben im Endkundensegment große Marktanteile in zentralen Versorgungsbereichen (Strom 60 Prozent, Erdgas 65 Prozent, Trinkwasser 87 Prozent, Wärmeversorgung 69 Prozent, Abwasserentsorgung 42 Prozent). Sie entsorgen jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und tragen entscheidend dazu bei, dass Deutschland mit 66 Prozent die höchste Recyclingquote in der Europäischen Union hat. Die kommunalen Unternehmen versorgen 5,7 Millionen Kunden mit Breitband. Bis 2018 planen sie Investitionen von rund 1,7 Milliarden Euro, um dann insgesamt 6,3 Millionen Menschen an schnelles Internet anschließen zu können.