Anpassungen am EU-ETS 2
Die EU-KOM hat Vorschläge für eine Überarbeitung der Marktstabilitätsreserve vorgelegt

Die EU-KOM hat am 27.11.2025 nach der Einigung zur Verschiebung des EU-ETS 2 zwischen Parlament und Rat einen Vorschlag zur Anpassung des EU-ETS 2 vorgelegt. Umweltkommissar Hoekstra hatte im Vorfeld bereits Änderungen angekündigt. Der nun vorliegende Vorschlag passt Bestimmungen im Beschluss (EU) 2015/1814 zur Markstabilitätsreserve in drei Punkten an.

02.12.25

Die EU-KOM hat letzte Woche nach der Einigung zur Verschiebung des EU-ETS 2 auf 2028 zwischen Parlament und Rat einen Vorschlag zur Anpassung des EU-ETS 2 vorgelegt. Umweltkommissar Wopke Hoekstra hatte bereits im Vorfeld zur Verschiebung des EU-ETS 2 Anpassungen angekündigt, um die Sorgen vieler Mitgliedsstaaten vor möglichen Preissteigerungen zum Start des neuen Emissionshandels aufzugreifen. Der nun vorliegende Vorschlag passt Bestimmungen im Beschluss (EU) 2015/1814 zur Markstabilitätsreserve (MSR) in drei Punkten an mit dem Ziel, „die Liquidität im Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu verbessern und die Vorhersehbarkeit des anfänglichen Preisniveaus zu erhöhen (…)“. Die MSR ist eine Art Sicherheitsnetz im EU-ETS 1 und 2, um das Zertifikateangebot zu steuern. Insgesamt gibt es 600 Mio. Zertifikate in der MSR für den EU-ETS 2.

Konkret sieht der Beschlussvorschlag (vgl. Anhang) folgende Änderungen an der MSR vor:

  • Bisher war die MSR bis 2030 befristet. Der Beschluss sieht eine Entfristung vor. Damit sind Interventionen i. S. v. Preisstabilisierungen durch Angebotserweiterungen längerfristig möglich.
    • Der Mechanismus für die Ausschüttung aus der MSR wird erweitert. Fällt die TNAC (Total number of allowances in circulation) – gemeint sind die im Umlauf befindlichen Zertifikate im EU-ETS 2 –unter 260 Millionen, kommen zusätzliche Zertifikate in den Markt. Die Ausschüttung erfolgt nach folgender Formel: 100 Mio.-2*(TNAC-210 Mio.). Dadurch soll garantiert werden, dass die Ausschüttung fein dosiert abläuft und nicht auf einen Schlag 100 Mio. Zertifikate ausgeschüttet werden. Bisher wurde beim Erreichen des unteren Schwellenwerts von 210 Mio. Zertifikate 100 Mio. Zertifikate auf einmal ausgegeben. Die Preiswirkung wäre so sprunghafter erfolgt.
    • Auch sollen bei Erreichen eines Schwellenpreises von 45 €/t [Bitte bedenken: Es sind 2020er Preise. Bei einer ab 2024 angenommenen Inflationsrate von 2  % pro Jahr wären das im Jahr 2027 56 €/t] mehr und häufiger Zertifikate aus der MSR ausgeschüttet werden. So sollen, wenn diese 45 €/t real im Durchschnitt in zwei aufeinander folgenden Monaten überschritten werden, Zertifikate aus der MSR in den Markt kommen. Vorher 20 Mio., nach aktuellem Beschlussvorschlag 40 Mio. Zertifikate. Bisher konnte dieser Mechanismus nur einmal im Jahr ausgelöst werden, jetzt zweimal. Das bedeutet, es können theoretisch 80 Mio. Zertifikate pro Jahr in den Markt kommen. Das soll einem starken Preisanstieg zu Beginn entgegenwirken.

Die Beschlussvorlage ist an Parlament und Rat gerichtet und muss im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren beschlossen werden. Ein genauer Zeitplan liegt noch nicht vor. Wir rechnen damit in Q1 2026.

Neben Anpassungen an der MSR sollen early auctions schon 2027 starten, um ein frühes Preissignal in den Markt zu geben, bevor das Instrument offiziell startet. So sollen die verpflichteten Unternehmen, Verbraucher (und Politiker) mehr Sicherheit in die Preisentwicklung bekommen. Untersucht wird auch ein revenue frontloading. Gemeint ist das Vorziegen von Einnahmen aus dem Emissionshandel. Die EU oder Institutionen wie die Europäische Investitionsbank (EIB) stellen dabei schon vor dem Start des EU-ETS 2 finanzielle Mittel bereit. Die Rede ist aktuell von bis zu sechs Mrd. € in den Jahren 2026 und 2027. 

Die EU-KOM arbeitet nach eigenen Angaben an der zügigen Umsetzung. Der VKU wird dazu informieren alsbald konkrete Vorschläge und ein Zeitplan für das weitere Vorgehen vorliegen.