Best Practice Beispiele

BLAZE(R) UP I & II

Die Schüler*innen der mehrjährigen Berufsfachschule mit Berufsabschluss als Maßschneider*in der Elisabeth-Knipping-Schule (Berufsfeld Mode), möchten zeigen, dass auch in der oft umstrittenen Modebranche Möglichkeiten bestehen, nachhaltig mit der Umwelt und ihren Ressourcen umzugehen. Regelmäßig wird im Rahmen der Ausbildung an Upcycling-Projekten, in denen aus ausgedienter Kleidung mit viel Kreativität einzigartige Kleidungsstücke und Accessoires entstehen, gearbeitet. Eine Besonderheit an der Schule ist die Zusammenarbeit mit den Stadtreinigern in Kassel, die regelmäßig ausrangierte Arbeitskleidung zur Verfügung stellen. Die Nachfrage um nachhaltige Kleidungsstücke in der Textilindustrie und Modebranche wächst, so werden die Auszubildenden optimal auf die neuen Herausforderungen im Berufsalltag vorbereitet.

In ‚Runde eins‘ des Projektes, das 2019 an den Start ging, wurde ‚entliebten‘ Blazern mittels handwerklicher Gestaltungsmöglichkeiten, wie Stickereien, Applikationen, Rüschen oder Falten neues Leben eingehaucht. Für die Gestaltungsarbeiten wurde ausschließlich auf den schuleigenen Fundus zurückgegriffen, der durch Spenden möglich gemacht wird. Mit jedem einzelnen aufgearbeiteten Blazer, der zudem von jeder/m Auszubildenden mit Vornamen personalisiert wurde, spürt man den Mehrwert. So kann der Wegwerfgesellschaft entsagt und individuelle Einzelstücke kreiert werden, die langlebig und dadurch nachhaltig bleiben. Einen ausgedienten Blazer auf die Kund*innen abzustimmen, um ihre Persönlichkeit zu unterstreichen, macht sowohl das Kleidungsstück als auch die Person, die es trägt, einzigartig.

In ‚Runde zwei‘ standen Versand- und Freizeittaschen aus Zuschnitt-Reststücken, die bei der Fertigung von Blazern angefallen waren, im Fokus. Bei der Fertigung eines Kleidungsstückes fällt bereits beim Zuschnitt Reststoffstückchen an, die nicht groß genug für weitere Kleidungsstücke sind und daher meist im Abfall landen. Weiterer Abfall entsteht zusätzlich bei der Verpackung und Versand. Die beim Zuschnitt der Blazer entstandenen Reste wurden gesammelt und mittels unterschiedlicher Techniken wie Maschinenstickerei, Patchwork, Verflechtungen etc. zu neuen textilen Flächen verbunden. Aus diesen haben die Schüler*innen eine Versandtasche gefertigt, die die Blazer im Anschluss sicher auf den Weg zu den Endverbraucher*innen bringen soll. Ein kleines textiles Adressetikett an der Außenseite bringt das Päckchen an die Wunschadresse und auf Links gedreht kann die Versandtasche im Handumdrehen in eine Einkaufstasche oder einen Freizeitbeutel verwandelt werden.

Da die Grundlage beider Projekte Blazer sind, wurde hierbei jeweils das gleichnamige interne Label genutzt.

Ansprechpartner:

Kathrin Schilling
Fachlehrerin (für Gestaltung, Schnittkonstruktion und Fachpraxis) Elisabeth-Knipping- Schule
Mombachstr. 14, 34127 Kassel
E-Mail: k.schilling(at)elisabeth-knipping-schule(dot)de

Fotorechte: Kathrin Schilling / Elisabeth-Knipping- Schule

Upcycling-Workshop „Vom Schrott zum Schuh“

Eines Morgens, inspiriert vom Schimmern ihres Balkonschutzes im Licht, nahm sich Andrea Natterer einen alten Prototyp einer Herrensandale zur Hand und die alten Schnittreste des Kunstoffgewebes und begann rumzuexperimentieren. In kürzester Zeit wurden verschiedenste Modelle entwickelt, wobei Restmaterialien, wie O-Ringe aus Gummi, Sohlen, alte Riemen und Schaftteile von ausgedienten Schuhen, Gürtel, Stoffe, Bänder, etc., zum Einsatz kamen. Die bewusste Reduktion der Materialien, des Werkzeugeinsatzes, und die relativ kurze Produktionsdauer ließen die Idee reifen, einen Workshop zu entwickeln, in dem interessierte Laien eigenhändig ein Paar individuelle Schuhe herstellen können. Im Workshop soll ein Bewusstsein vermittelt werden wie „Abfall“ einen neuen Wert erhalten kann, Phantasie und Kreativität soll angeregt, Ideen entwickelt und das Umsetzen erlernt werden. Ein Workshop dauert 14 Stunden, verteilt auf zwei Tage. Nach einer Einführung in Material- und Werkzeugkunde, wird das mitgebrachte Material gesichtet und dann in vielen differenzierten Arbeitsschritten die unterschiedlichen Schuh-Modelle erarbeitet. Dabei ist immer der eigene Fuß das Modell, so dass der Schuh letztlich wie angegossen passt. Schuhmacher-Upcycling-Workshops für interessierte Laien anzubieten, ist deutschlandweit bisher einzigartig. Und darauf ist Andrea Natterer schon ein bisschen stolz.

Ansprechpartner:

Andrea Natterer
Schuhmacherin Restlos glücklich
Ganghoferstr. 25, 80339 München
E-Mail: andrea.na(at)web(dot)de