VKU Nord zur Wasserstoffstrategie.SH

Die Landesregierung Schleswig-Holstein hat am 20. Oktober 2020 auf Einbringung des Energieminister Jan Philipp Albrecht eine Wasserstoffstrategie für das Land verabschiedet. Der VKU Nord begrüßt diesen Vorstoß ausdrücklich und weist auf die wirtschaftlichen Potentiale für die Kommunalwirtschaft im Norden hin.

20.01.21

 

Nach der Vorlage der Nationalen und der Norddeutschen Wasserstoffstrategie gibt sich Schleswig-Holstein nun einen landesbezogenen Handlungsrahmen für die künftige Erzeugung, den Transport, die Nutzung und die Weiterverwendung von grünem Wasserstoff. Die Strategie sieht eine Fördermittelbereitstellung in Höhe von 30 Mio. Euro vor, die das Land bis 2023 für die Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Verfügung stellt. Unterstützt werden sollen damit u.a. dezentrale Wasserstofferzeugungsanlagen mit dem Ziel, die Entwicklung in der Fläche zu stärken und auszubauen.

Die Landesregierung hat mit dem, in der Landesstrategie enthaltenen 8-Punkte-Programm nun einen konkreten Maßnahmenkatalog für den Aufbau einer dezentralen Produktion und Nutzung von Wasserstoff für Schleswig-Holstein vorgestellt. Von den neun aufgeführten Maßnahmen der Wasserstoffstrategie ist das Landesförderprogramm Wasserstoffwirtschaft zentrales Instrument. Koordiniert werden soll die Vergabe von Landesmittel künftig über die Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH. Dort soll noch in diesem Jahr eine eigene Landeskoordinierungsstelle Wasserstoffwirtschaft eingerichtet werden, deren zentrale Aufgabe es sein wird, grüne Wasserstoffprojekte in Schleswig-Holstein zu initiieren und zu begleiten. Gleichzeitig wurde bereits Ende September eine digitale Förderfibel online gestellt, die über alle föderalen Ebenen hinweg zu bestehenden Förderprogrammen informiert.

Das Gesamtvolumen des Landesförderprogramms setzt sich dabei aus 10 Mio. Euro aus dem InfrastrukturModernisierungsProgramm für unser Land Schleswig-Holstein (IMPULS 2030) und 20 Mio. aus dem Corona-Konjunkturpaket zusammen. Förderfähig sind die Bereiche Wasserstofferzeugung, Entwicklung einer Wasserstoffnachfrage, Wasserstoffforschung, Wasserstoffinfrastruktur sowie Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildung, Konzepte, Netzwerke, Studien sowie Öffentlichkeitsarbeit.

Besonders begrüßen wir als Vertretung der Kommunalwirtschaft die Förderung von:

  • kleineren Anlagen zur Wasserstofferzeugung an integrierten Standorten;
  • Wasserstoffanwendungen in Unternehmen insbesondere der Abwasser- und Abfallentsorgung;
  • Wasserstoffanwendungen in Kommunen;
  • Anwendungen von Wasserstoff, insbesondere für schwere Nutzfahrzeuge (z.B. Müllfahrzeuge) sowie im ÖPNV;
  • Verbundprojekte von Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie Anwendungsforschung;
  • Tankstellen und kleinräumige Leitungsinfrastrukturen;
  • Anlagen zur Wasserstoffeinspeisung ins Verteil- und Fernleitungs-Erdgasnetz sowie
  • Anlagen zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit

Darüber hinaus möchte die Landesregierung Maßnahmen zur Vereinfachung von Genehmigungsverfahren umsetzen. Um die wissenschaftlichen Kompetenz- und Netzwerkeinrichtungen im Land zu stärken, soll die Einrichtung eines „Landes-Kompetenzzentrum Wasserstoffforschung“ geprüft werden. Das Bildungsministerium SH veranstaltete bereits am 15. Oktober 2020 im Auftrag der Norddeutschen Wissenschaftsministerkonferenz eine Fachkonferenz zur Wasserstofftechnologie mit dem Ziel, Technologietransfer zu entwickeln und entsprechende Forschungsprojekte und -kooperationen zu initiieren.

Die Landesregierung hat zudem zwei Gutachten in Auftrag gegeben. Diese beschäftigen sich zum einen mit besonderen Standortvorteilen sowie Fragen zu den langfristigen Perspektiven der Wasserstofferzeugung und -nutzung in Schleswig-Holstein. Zum anderen wird im Bereich der Mobilität die Schaffung einer eigenständigen Versorgungsinfrastruktur für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge untersucht. Letzteres wird durch eine Analyse zur Konzeptionierung eines Wasserstoffkorridors in der STRING-Region sowie der Region Süddänemark erweitert.

Der VKU Nord begrüßt die Wasserstoffstrategie.SH ausdrücklich. Im Gegensatz zu der Fokussierung auf Importstrukturen und großindustrielle Anwendungsbereiche der Wasserstoffstrategie auf nationaler Ebene stärkt die Landesregierung mit Ihrem Vorstoß die Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff im Land. Im Aufbau einer dezentralen und grünen Wasserstoffwirtschaft sehen wir erhebliche Potentiale für die Küstenregionen. Insbesondere begrüßen wir daher den Ansatz der Wasserstofferzeugung durch kleinere Anlagen aus erneuerbarer Energie vor Ort. Die Kommunalwirtschaft hat das Know-How und die Infrastruktur um hierbei eine entscheidende Rolle zu spielen und ihre Wirtschaftskraft ausbauen. Neben einem wichtigen Beitrag zum Klimaschutz sowie zur Dekarbonisierung geht es nicht zuletzt auch um qualifizierte Arbeitsplätze, Wirtschaftsentwicklung und Wertschöpfung vor Ort in erheblichem Maßstab. Die Wasserstoffstrategie des Landes Schleswig-Holstein benennt klar Stadtwerke und Zweckverbände als engagierte Akteure in den Regionen.

Neben der Etablierung eines Netzwerks in Form eines Arbeitskreises Wasserstoff auf VKU-Landesgruppenebene arbeitet die Geschäftsstelle des VKU Nord derzeit intensiv an einer Positionierung der Norddeutschen Kommunalwirtschaft zum Thema Wasserstoff. Wir erkennen an, dass die Wasserstoffstrategie des Landes hier erste richtige Schwerpunkte setzt, schätzen aber die Potentiale, wirtschaftlichen Chancen sowie die gute Ausgangslage der kommunalen Unternehmen im Norden beim der Erzeugung, der Anwendung und dem notwendigen Infrastrukturausbau weitaus größer ein. Wir begleiten den aktuellen Prozess in den Ländern Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern daher sehr genau und stellen mit einem eigenen Positionspapier aktuell einen Katalog von Forderungen und Rahmenbedingungen zusammen. Ziel ist, das Thema Wasserstoff im Norden nicht großen Privatunternehmen und Investorengruppen zu überlassen, sondern frühzeitig wirtschaftliche Möglichkeiten für die kommunalen Unternehmen im Land zu sichern und voranzutreiben.

In der LG Nord sind über 100 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in der LG Nord leisten jährlich Investitionen in Höhe von fast 900 Millionen Euro, erwirtschaften einen Umsatz von mehr als 5,4 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für über 17.000 Beschäftigte.