Am 7. und 8. Februar 2023 fand in Braunschweig bei der BS|NETZ das jährliche Netzwerktreffen der Wasserwirtschaft statt. Thema war in diesem Jahr die Notfallvorsorge in der Wasserversorgung.
Ziel der Veranstaltung war der Austausch sowie die Information über Möglichkeiten zur Vorbereitung von Wasserversorgern auf einen flächendeckenden Blackout – oder andere Krisenszenarien.
Das Programm bestand aus einer Reihe von Vorträgen mit anschließendem Raum für Frage- und Diskussionsbeiträge, einem interaktiven Workshop, dem gemeinsamen Abendessen sowie einer Vorstellung und Besichtigung des Trinkwassernotfallversorgungssystems der Feuerwehr Mühlheim a.d.R.
In einem der zahlreichen Inputreferate, wurden die Teilnehmenden für die Bedeutung von guter und proaktiver interner und externer Kommunikation sensibilisiert. Diese kann nicht nur im Krisenfall mildernd wirken, sondern ist auch im Normalbetrieb essentiell, um Vertrauen und Glaubwürdigkeit bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu schaffen und öffentlicher Kritik vorzubeugen. Wichtig ist hierbei, dass die Kommunikation der Versorgungsbetriebe proaktiv, öffentlich, schnellstmöglich, adressatengerecht und ehrlich erfolgen muss.
Um im Krisenfall schnell in der Lage zu sein, die notwendigen Informationen schnell an die Verbraucherinnen und Verbraucher sowie Behörden weitergeben zu können, bietet es sich außerdem an, alle möglichen Szenarien im Vorfeld durchzuspielen und entsprechende Textbausteine vorzubereiten.
Neben den vielen Interessanten Input-Referaten mit anschließenden Diskussionen wurde auch ein Workshop durchgeführt, bei dem die Teilnehmenden in vier Gruppen aufgeteilt wurden und den perfekten Krisenplan bei einem flächendeckenden Stromausfall ausarbeiten durften.
Hier wurde allen sehr schnell am praktischen Fallszenario klar, dass ein Wasserversorgungsbetrieb ohne die notwendigen präventiven Maßnahmen im Ernstfall völlig handlungsunfähig ist.
So gibt es zwar das THW sowie vereinzelt Feuerwehren, die über entsprechendes Equipment zur Notwasserversorgung verfügen, jedoch sind diese nicht breit genug aufgestellt, um bei einem flächendeckenden Stromausfall zu unterstützen
Bei fehlender Vorbereitung seitens der Wasserversorgungsbetriebe wäre im Falle eines Blackouts die Wasserversorgung dementsprechend vielerorts nach kürzester Zeit lahmgelegt.
Eine zunächst naheliegende Maßnahme zur Vorbereitung auf ein Blackout scheint die lokale Selbstversorgung von Wasserbetrieben mithilfe erneuerbarer Energien.
Hier gibt es jedoch leider noch große regelungstechnische Probleme. So würden bei einem Netzausfall zum Beispiel PV Anlagen vom Netz getrennt werden und entsprechend nutzlos sein.
Hier gilt es langfristig technische Lösungen zu finden, da eine Unabhängigkeit vom Stromnetz nicht nur nachhaltig und wirtschaftlich sinnvoll ist, sondern auch die effizienteste Art der Prävention darstellt.
Insgesamt wurde bei der Veranstaltung deutlich, dass die meisten Wasserbetriebe keine oder nur unzureichende Vorkehrungen für den Ernstfall getroffen haben. Dies liegt in der Regel nicht an der mangelnden Sensibilität für das Thema in der Führungsebene, sondern den fehlenden finanziellen und personellen Ressourcen. Um dagegen anzukommen, sollten Wasserbetriebe proaktiv die Öffentlichkeit darüber informieren, was den Verbrauchern nach aktuellem Stand im Falle eines Blackouts drohen würde und mit welchen Vorkehrungsmaßnahmen die Wasserversorgung im Krisenfall bestmöglich sichergestellt werden könnte.
Eine wichtige Frage die bei der Thematik sind die jeweiligen Zuständigkeiten in verschiedenen Szenarien. Hier gibt es zwar grundsätzlich gesetzliche Regelungen, jedoch sind diese zum Teil nicht konkret genug, um für jedes Szenario klar abgrenzen zu können, wer im Ernstfall für die Notwasserversorgung zuständig ist. Hier bietet sich an, dass Wasserbetriebe, Land und Kommunen im Vorfeld für verschiedene Szenarien die jeweiligen Aufgaben definieren und entsprechende Vorbereitungen treffen.
Alles in allem war das diesjährige Netzwerktreffen in Braunschweig eine sehr gelungene und lohnenswerte Veranstaltung, welche von allen Teilnehmenden sowohl in Bezug auf das vermittelte Wissen, als auch den Austausch untereinander als sehr bereichernd empfunden wurde.