Mitgliederbefragung in der VKU LG Bayern: Klimaanpassung sucht Personal und Finanzierung

03.08.23

Im Sommer 2023 haben wir in Verbindung mit unserem EU Projekt ARSINOE die Mitgliedsunternehmen der VKU Landesgruppe Bayern zur Klimaanpassung in kommunalen Unternehmen befragt. Die nichtrepräsentative Umfrage hat fast drei Dutzend Rückmeldungen ergeben. Diese spiegeln einerseits Bewusstsein der Herausforderungen, insbesondere zu Wasser- und Energieversorgung, auf die sich eine Mehrheit vorbereitet sieht. Andererseits wird deutlich, dass Datengrundlagen, Personal und finanzielle Ressourcen fehlen. Manches deckt sich mit unseren Gesprächen in ARSINOE über den eigenen Sektor und die kommunalen Sparten hinaus. Deutlich wird, dass Zusammenarbeit in Kommunen, zwischen Sektoren und über politische Ebenen hinweg noch verbesserungswürdig ist.

Die Befragung richtete sich an Vorstände, Geschäftsführer und Werkleiter von Mutter- sowie Tochtergesellschaften. Es wurde keine Begrenzung auf einzelne Sparten vorgenommen. Leitfragen der Befragung waren: Welche Bedeutung messen Unternehmen dem Klimawandel in verschiedenen Geschäftsbereichen bei? Welche Anpassungsmaßnahmen ergreifen sie? Und wo sehen sie Veränderungs- und Unterstützungsbedarf?

Zur Relevanz des Klimawandels für verschiedene Geschäftsbereiche:

  • Kommunale Unternehmen im Freistaat sehen Klimaanpassung in den nächsten Jahren von zentraler Bedeutung für die Leistungen der Daseinsvorsorge und ihre Arbeit.
  • Insbesondere für Wasser- und Abwasserwirtschaft sowie Energiewirtschaft wird mit moderaten bis großen Auswirkungen des Klimawandels gerechnet. Bäder, Mobilität und Telekommunikation werden ebenfalls von den Folgen des Klimawandels beeinflusst werden.
  • Die relevantesten Klimarisiken für kommunale Unternehmen im Freistaat sind Trockenheit und Dürre, hohe Temperaturen und Hitze, verringerte Grundwasserneubildung und niedrige Grundwasserstände. Darauf folgen Starkregen und Hochwasser sowie – weniger relevant eingeschätzt – niedrige Wasserstände in Oberflächengewässern, Waldbrände und Flaute.

Klimaanpassung in Kommunalen Unternehmen:

  • Zwei Drittel der Befragten gibt an, zu wissen, woran man sich in verschiedenen Bereichen anpassen muss und über die Sparten hinweg gilt: Die Unternehmen betrachten sich als gut bis sehr gut an die Folgen des Klimawandels angepasst.
  • In der Wasserwirtschaft passt man sich primär an veränderte Nachfrage, veränderte Wassermengen und wetterbedingte Infrastrukturbelastung an.
  • In der Abwasserwirtschaft gilt das Augenmerk besonders wetterbedingter Belastung von und wetterbedingten Schäden an Infrastrukturen. Die Veränderung der Wasserqualität von Gewässern und veränderte Wasserstände in Oberflächengewässern spielen ebenfalls eine wichtige, aber nachgeordnete Rolle.
  • In der Energiewirtschaft stellt man sich auf veränderten Wärme- und Kältebedarf ein sowie auf Schäden an und Belastung von Infrastruktur. Man rechnet mit veränderter Biomasseverfügbarkeit, anderen Grundwasserständen und Wasserständen in Oberflächengewässern sowie veränderter Sonneneinstrahlung und anderen Temperaturverhältnissen. 
  • Die große Mehrheit der Antwortenden glaubt, dass sich der Klimawandel moderat bis sehr stark auf die Arbeitsbedingungen im Unternehmen auswirken wird. Viele Unternehmen ergreifen Hitzeschutzmaßnahmen, die von der Bereitstellung von Getränken über die Klimatisierung von Gebäuden und Fahrzeugen, das Bereitstellen von Sonnenschutz und Schattenspendern bis zum Anbieten flexibler Arbeitszeitmodelle im Sommer reichen.
  • Die Befragten ergreifen primär technische Anpassungsmaßnahmen, naturbasierte Maßnahmen oder solche, die auf die Verhaltensänderung von Kund:innen oder Mitarbeiter:innen abzielen, spielen eine nachgeordnete Rolle.
  • Ressourcen für die Klimaanpassung: Es scheint eine Lücke bei den Ressourcen für die Klimaanpassung zu geben. Nur ein Drittel der Befragten hat die notwendigen Informationen und Daten, um Anpassungsmaßnahmen zu planen, gegeneinander abzuwägen und umzusetzen. Bei knapp zwei Dritteln fehlen genug und ausreichend qualifizierte Mitarbeitende. Zwei Drittel geben an, eher nicht über ausreichende finanzielle Mittel zu verfügen. Gleichzeitig wird der Finanzierungsbedarf für die Klimaanpassung von vielen als groß eingeschätzt. In der Gesamtschau entsteht der Eindruck, dass die Relevanz des Themas zwar erkannt wird aber die Ressourcen (Wissen, Daten, Mitarbeitende, fin. Mittel) fehlen, um aktiv an der Resilienz im Klimawandel zu arbeiten.

 

  • Zusammenarbeit mit Kommunen: Die meisten Befragten (26/31) arbeiten mit ihrer „eigenen“ Kommune beim Thema Klimaanpassung zusammen. Vereinzelt wird auch mit anderen Kommunen zusammengearbeitet. Somit sind die Kommunen die wichtigsten Partner kommunaler Unternehmen bei der Klimaanpassung. Dabei hat nur knapp ein Drittel der kommunalen Gesellschafter nach Angaben der Befragten eigene Klimaanpassungsstrategien. Bisweilen ist den Befragten nicht bekannt, ob die Kommune eine Klimaanpassungsstrategie hat. Auch bei der Motivation, die Klimaanpassung voranzutreiben ergibt sich ein gemischtes Bild. Nur knapp die Hälfte der Befragten glaubt, dass die Handlungsbereitschaft in der Kommune beim Thema Klimaanpassung hoch ist. Der Rest bezweifelt das oder weiß nicht, wie es darum bestellt ist. Der Großteil der Befragten findet nicht, dass die Zuständigkeiten bei der Klimaanpassung innerhalb der Kommune klar sind.
  • Kooperation mit anderen Dritten: Etwa die Hälfte der Befragten gibt an mit Universitäten oder Forschungsinstituten zusammenzuarbeiten. Ein Drittel kooperiert mit dem Katastrophen- und Bevölkerungsschutz. Die Zusammenarbeit mit Arbeitnehmervertreter:innen, Landwirtschaft, Natur- und Umweltschutzverbänden scheint nur in wenigen Fällen eine Rolle zu spielen.
  • Veränderungsbedarfe & Wünsche: Fast alle Befragten wünschen sich einfachere Genehmigungsverfahren und die leichtere Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen. Knapp zwei Drittel wünschen sich bessere Finanzierungsmöglichkeiten, mehr Fachwissen zu Klimawandel und Klimaanpassung im eigenen Unternehmen und mehr Fachwissen über die Leistungen der Daseinsvorsorge und den Klimawandel in der Verwaltung und Bevölkerung. Etwa die Hälfte wünscht sich mehr Wissen über Finanzierungsmöglichkeiten, eine Priorisierung der Belange der Daseinsvorsorge über andere Belangen und Erfahrungsaustausch mit kommunalen Unternehmen zur Klimaanpassung. Bessere Zusammenarbeit vor Ort spielt nur eine nachgeordnete Rolle. Die Wünsche deuten erneut auf eine mögliche Lücke bei den Ressourcen für die Klimaanpassung hin sowie auf ein Bedürfnis nach Verständnis und Wertschätzung.

Die Landesgeschäftsstelle arbeitet im Rahmen der Case Study am Main in ARSINOE weiter an den Fragestellungen und wird auch mit Dritten den Austausch fortführen. Dies ist wesentlicher Teil des EU-Projektes. Wir streben weiterhin an, Sie in die Arbeiten einzubinden. Ihre Anregungen zum Themenkreis der Klimaanpassung und Klimaschutz sind uns jederzeit willkommen an Marion Zilker.