Breites Interesse am Breitbandkongress

Über 100 Teilnehmer aus Kommunen, Landkreisen und kommunalen Unternehmen konnte Dr. Karl Peter Hoffmann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Breitband der VKU-Landesgruppe Baden-Württemberg zum Breitbandkongress in Sindelfingen begrüßen. In seiner Eingangsrede erinnerte er daran, dass die Grundlage für die Digitalisierung hochleistungsfähige Glasfasernetze seien. Aufgrund des Marktversagens seien hier die Kommunen und kommunalen Unternehmen mittlerweile zum wichtigsten Akteur geworden.

30.11.17

Stefan Krebs, Beauftragter der Landesregierung für Informationstechnologie (»CIO«), schlug in dieselbe Kerbe, fragte sich jedoch, weshalb die Kunden heute noch häufig zum billigsten TK-Produkt tendierten. Mit der Digitalisierungsstrategie der neuen Landesregierung »digital@bw« solle ein Bewusstsein für die steigenden Datenbedarfe geschaffen werden, außerdem verwies er auf die Fortschritte beim Glasfaserausbau im Land. 

Hans-Joachim Koeppen von IBM machte den rasanten Anstieg der Datenbedarfe deutlich und verdeutlichte die möglichen Effizienzgewinne durch die Digitalisierung, beispielsweise bei der Verkehrssteuerung oder im wirtschaftlichen Austausch. Er forderte Kreativität von den Verantwortlichen, um die Digitalisierung auch gewinnbringend in den Unternehmen aufs Gleis zu setzen. „Verlassen Sie althergebrachte Denkpfade“, so sein Appell an die Teilnehmer. Gerald Swarat vom Berliner Büro des Fraunhofer-Instituts IESE bedauerte, dass im Zusammenhang mit der Digitalisierung vor allem nur die Chancen für Smart Cities und dergleichen hervorgehoben werden. Er sieht jedoch auch große Entwicklungspotentiale für den ländlichen Raum. »Digitale Dörfer« beinhalten einen regionalen Online-Marktplatz zum Kauf und Tausch von regionalen Produkten und Dienstleistungen (öffentliche Güter). Das System mache sich das Gemeinschaftsgefühl ländlicher Regionen zu Nutze und ermögliche das Entstehen einer realen, digitalen Community. Wenn den Menschen erst bewusst werde, welche Möglichkeiten sich durch die Digitalisierung ergeben, würden ländliche Räume wieder zu echten Alternativen werden.

Ulrike Lepper vom Bundes-VKU in Berlin zeigte die Verfügbarkeit verschiedener Bandbreiten bundesweit auf und kam zu dem Schluss, dass FTTB/H-Anschlüsse bundesweit mit 7,1 Prozent der Haushalte noch deutlich auszubauen sind, im ländlichen Raum mit 1,8 Prozent quasi noch gar nicht vorhanden seien. Aus diesem Grund werde das Engagement kommunaler Unternehmen erforderlich, die aufgrund ihrer Infrastrukturkompetenz und lokalen Verankerung die prädestinierten Akteure hierfür seien. Allerdings bedürfe es einer Feinjustierung der Wettbewerbsregeln. Rosinenpicken und destruktivem Überbau erteile der VKU eine klare Absage, ferner müsse es einen Investitionsschutz gerade im ländlichen Raum geben. 
Am Nachmittag wurde in drei Fachforen praktische Fragen des Breitbandausbaus sowie der Digitalisierung diskutiert. Ob die Kommunen nur Lückenbüßer sind und wie der kommunale Breitbandausbau forciert werden kann, wurde am Thementisch von Bürgermeister Jürgen Roth (Gemeinde Tuningen) und Stella Grießmayer vom Städtetag diskutiert. Die Stärken und Schwächen des baden-württembergischen Förderprogramms wurden mit Dr. Michael Zügel von Innenministerium und Dr. Karl Peter Hoffmann von den Stadtwerken Sindelfingen erörtert. Ulrike Lepper vom VKU und Matthias Koppenborg von delta Karlsruhe moderierten die Diskussion über die Digitalisierungsstrategien von Kommunen und kommunalen Unternehmen.

Die Ergebnisse der Thementische werden nun zusammengetragen und nicht nur den Mitgliedern des VKU, sondern auch der anderen beteiligten kommunalen Spitzenverbände zur Verfügung gestellt. Sowohl Gemeindetag und Städtetag als auch der Landkreistag waren Kooperationspartner der Veranstaltung, was den Stellenwert des kommunalen Breitbandausbaus unterstreicht, so Dr. Hoffmann in seinem Fazit zur Veranstaltung.