Europäische Energiepolitik
EU-Strategien zu Wasserstoff und zur Integration des Energiesystems veröffentlicht

Mit der EU-Wasserstoffstrategie und der EU-Strategie für ein integriertes Energiesystem will die Kommission den Energiesektor effizienter und die Wirtschaft klimaneutraler machen. Beide Strategien sehen erneuerbaren Wasserstoff als den Energieträger der Zukunft.

04.08.20

Am 08. Juli 2020 hat die Kommission zeitgleich zwei zentrale Strategien für die Zukunft des Energiesektors veröffentlicht: Die EU-Wasserstoffstrategie und die EU-Strategie für ein integriertes Energiesystem. Beide Strategien sollen zur Umsetzung des Green Deals beitragen: Wasserstoff soll dekarbonisieren, die Integration des Energiesystems die Effizienz des gesamten Energiesystems steigern. Damit berühren beide Strategien insbesondere die Geschäftsfelder der kommunalen Energiewirtschaft. Darüber hinaus adressieren die Strategien, deren Grundsatz „Energieeffizienz an erster Stelle“ lautet, auch die kommunale Wasserwirtschaft. Der VKU wird die Vorhaben eng begleiten.

Wasserstoff: Energie- und Hoffnungsträger

Die Wasserstoffstrategie zielt darauf ab, Wasserstoff zu einem wichtigen Energieträger zu machen und die dafür notwendigen Technologien zur Reife zu bringen. Der Anteil Wasserstoffs am Energiemix von momentan unter 2% soll auf 13-14% in 2050 anwachsen. Langfristiges Ziel der Kommission ist die weitläufige Nutzung erneuerbaren Wasserstoffs, der v.a. mithilfe von Wind- und Sonnenenergie erzeugt wird. Kurz- und mittelfristig werden aus Sicht der Kommission aber auch andere Formen erforderlich sein, darunter fossiler Wasserstoff mit CO2-Abscheidung. Die Kommission stellt sich einen stufenweisen Ansatz zur Entwicklung eines europäischen Wasserstoffmarktes vor, der in einer Übergangsphase auch Verfahren zur Erzeugung von Wasserstoff unter Einsatz von CO2-Abscheidung und -Speicherung aufgreift.

Der Aufbau einer europäischen Wasserstoffwirtschaft soll in drei Phasen erfolgen:

  • Bis 2024 sollen Elektrolyseure mit einer Gesamtkapazität von 6 Gigawatt installiert und eine Million Tonnen erneuerbaren Wasserstoffs hergestellt werden.
  • Bis 2030 soll die erzeugte Menge erneuerbaren Wasserstoffs auf bis zu zehn Millionen Tonnen anwachsen und eine Elektrolysegesamtkapazität von 40 GW installiert sein. 50% der bestehenden fossilen Wasserstofferzeugungsstätten sollen mit CCS nachgerüstet werden.
  • Ab 2030 soll die notwendige Technologie ausgereift sein und erneuerbarer Wasserstoff in allen schwer zu dekarbonisierenden Sektoren eigesetzt werden.


Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, wurde die Europäische Allianz für sauberen Wasserstoff gegründet. Sie vereint verschiedene Stakeholder aus Industrie, Verwaltung und Zivilgesellschaft und soll konkrete Investitionsvorhaben entwickeln.

Zur Unterstützung umweltfreundlicher Technologien will die EU erneuerbaren Wasserstoff zertifizieren und einheitliche Normen für seine Erzeugung schaffen. Ebenso sind Quoten für den Anteil sauberen Wasserstoffs am Energiemix energieintensiver Branchen angedacht.

EU-Strategie für ein integriertes Energiesystem

Zeitgleich zur Wasserstoffstrategie wurde die EU-Strategie für ein integriertes Energiesystem veröffentlicht. Ihr Ziel ist die Steigerung der Effizienz des Energiesystems durch Sektorenkopplung: der Integration von Energieerzeugung, -nutzung und -infrastruktur. Aktuell entfallen laut Kommission ca. 75% aller Treibhausgasemissionen auf Energieerzeugung und -nutzung. Die massive Steigerung der Energieeffizienz im Rahmen der Sektorenkopplung soll dies verringern.

Die Integration des Energiesystems hat drei Hauptmotive:

  1. Eine stärkere Kreislauforientierung des Energiesystems, basierend auf Energieeffizienz, beispielweise die Nutzung von Abwärme aus Abwasser, Rechenzentren oder Industrieprozessen.
  2. Die Förderung der Erzeugung und Nutzung erneuerbaren Stroms, beispielweise im Mobilitätssektor oder in Industrieprozessen.
  3. Die verstärkte Nutzung erneuerbarer Kraftstoffe wie Wasserstoff in schwer zu dekarbonisierenden Sektoren wie der Luftfahrt oder der Stahlindustrie.


Neben der Nutzung erneuerbarer Energien soll auch ihre Speicherung gefördert werden. Elektrolysierter Wasserstoff soll mit batteriebasierten Speichern als ein zentrales Speichermedium zur Stabilität des Energienetzes beitragen. Hierzu soll die steuerliche Gleichbehandlung aller Energieträger angestrebt werden, insbesondere mit Blick auf doppelte Besteuerung bei Energiespeichern.

Auch die Energieeffizienz von Kläranlagen soll verbessert und die Energiegewinnung daraus gesteigert werden. Zudem soll der Wasserfußabdruck der Energiewirtschaft verbessert werden.