Digitale Infrastruktur
VKU fordert bessere Rahmenbedingungen für kommunale Rechenzentren

Rechenzentren sind Schlüssel für Digitalisierung und Energiewende. Der VKU plädiert in seiner Stellungnahme zur nationalen Rechenzentrumsstrategie für schnellere Genehmigungen, faire Regulierung und eine stärkere Rolle kommunaler Betreiber, um Resilienz, Nachhaltigkeit und digitale Souveränität zu sichern.

30.09.25

Der VKU hat sich mit einer ausführlichen Stellungnahme in die Entwicklung der nationalen Rechenzentrumsstrategie des Bundesministeriums für Digitales und Staatsmodernisierung eingebracht. Aus Sicht des Verbandes sind Rechenzentren nicht nur technische Infrastrukturen für Datenverarbeitung, sondern auch zentrale Bausteine für die Digitalisierung, die Wärmewende und die Sicherung digitaler Souveränität in Deutschland.

Rechenzentren als Rückgrat der Digitalisierung
Kommunale Rechenzentren genießen besonderes Vertrauen, da Daten vor Ort verbleiben und ein hohes Maß an Sicherheit und Souveränität gewährleisten. Städte und kommunale Unternehmen seien bereit, in den Aufbau und Betrieb solcher Einrichtungen zu investieren. „Rechenzentren sind Lebensadern der Digitalisierung“, betont der Verband und sie müssten künftig auch stärker als Teil der Energie- und Wärmeinfrastruktur verstanden werden.

VKU-Positionen im Überblick

  • Genehmigungen beschleunigen: Verfahren sollen maximal zwölf Monate dauern, um Investitionen im internationalen Wettbewerb abzusichern.
  • Infrastruktur früh planen: Strom- und Glasfaseranschlüsse sowie Abwärmepotenziale müssen bei der Standortwahl von Anfang an berücksichtigt werden.
  • Kleine Betreiber schützen: Kommunale Rechenzentren dürfen nicht durch überzogene Energieeffizienzauflagen gefährdet werden.
  • Abwärme nutzen: Die Integration von Rechenzentrumsabwärme in kommunale Wärmenetze kann einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende leisten.
  • Investitionssicherheit schaffen: Staatliche Förderinstrumente, Bürgschaften oder Fonds sollen große Infrastrukturprojekte absichern.
  • Transparenz und Standards: Einheitliche Kennzahlen für Energieeffizienz, IT-Sicherheit und Nachhaltigkeit sollen Resilienz und Vergleichbarkeit fördern.
  • Dezentrale Standorte stärken: Vorrangflächen in der Nähe von Umspannwerken und Wärmesenken bieten Vorteile für Effizienz und regionale Wertschöpfung.

Herausforderungen und Chancen
Der VKU verweist auf steigenden Energiebedarf von Rechenzentren bis 2030 auf rund 30 Milliarden Kilowattstunden und wachsende Anforderungen durch KI-Anwendungen. Engpässe bei Flächen, Strom- und Glasfaseranschlüssen sowie komplexe Genehmigungsverfahren bremsen die Entwicklung, insbesondere außerhalb bestehender Cluster. Auch fragmentierte Zuständigkeiten und regulatorische Komplexität erschweren Investitionen.

Gleichzeitig gibt es große Chancen: Dezentral verteilte Rechenzentren könnten Resilienz und Netzdienlichkeit stärken. Die Nutzung von Abwärme eröffne erhebliche Potenziale für die Wärmewende, während regionale RZ-Lösungen für Kommunen, Mittelstand und Verwaltung neue Marktsegmente erschließen. Zudem könne Deutschland mit innovativen Technologien wie Flüssigkühlung, Edge- oder KI-Rechenzentren eine europäische Führungsrolle übernehmen.

Forderungen an die Politik
Um Investitionen zu fördern, braucht es rechtliche Klarstellungen zur Zulässigkeit kommunaler Rechenzentrumsprojekte, einen staatlichen Fonds zur Absicherung von Abwärmeprojekten sowie Vorrangflächen für Rechenzentren analog zur Windenergie. Harmonisierte Nachhaltigkeitskennzahlen und ein Abbau bürokratischer Hürden seien ebenso notwendig wie die Einrichtung eines „One-Stop-Shops“ für Genehmigungen.

Rolle des Staates
Der Verband sieht den Staat nicht als Betreiber, sondern als strategischen Rahmensetzer. Durch klare Regeln, koordinierte Governance-Strukturen und gezielte Förderung könne eine resiliente, nachhaltige und souveräne Rechenzentrumslandschaft entstehen. Entscheidend sei zudem die Einbindung von Kommunen, Netz- und Wärmenetzbetreibern sowie die Förderung von Fachkräften für Planung, Bau und Betrieb.

Best Practices aus der Praxis
Als konkrete Maßnahmen verweist der VKU auf frühzeitige, integrierte Standortplanung, die Nutzung von Umspannwerken als bevorzugte Standorte, einheitliche Verträge für Abwärmenutzung sowie Förderprogramme für innovative Kühltechnologien. Auch digitale Genehmigungsverfahren, verpflichtende Prüfungen von Abwärmepotenzialen und steuerliche Anreize für nachhaltige Technologien könnten laut Verband maßgeblich zum Erfolg beitragen.

Es wird deutlich, dass die Entwicklung der nationalen Rechenzentrumsstrategie weit über technische Fragen hinausgeht. Gefordert ist ein Zusammenspiel von Digitalisierung, Energie- und Wärmewende sowie eine Regulierung, die Innovation ermöglicht, statt sie zu hemmen. Nur so könne Deutschland zu einem zukunftsfähigen und souveränen Rechenzentrumsstandort werden.