Faktencheck: Strompreise

Steigende Strompreise sind ein zentrales Thema für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Der zunehmende Anteil der erneuerbaren Energien sowie der sukzessive Ausstieg aus der Atomkraft erfordern weitreichende Investitionen, die sehr kostenintensiv sind. Das macht sich unter anderem in höheren Umlagen, Steuern und Abgaben bemerkbar, die Stadtwerke nicht beeinflussen können und an ihre (Neu-) Kunden weitergeben müssen. Aktuell liegen die Faktoren, die die Unternehmen nicht beeinflussen können bei rund 80 Prozent.

Wie setzt sich der Strompreis zusammen?

Der Strompreis hat drei wesentliche Bestandteile:

  • Steuern, Abgaben und Umlagen
  • Entgelte für die Netznutzung
  • Preis für die Beschaffung des Stroms seitens der Unternehmen

Auf die ersten beiden Bestandteile hat der Stromanbieter keinerlei Einfluss, weil sie durch Gesetze und staatliche Regelungen bestimmt werden. Lediglich auf den letzten Punkt, die Strombeschaffung hat der Anbieter Einfluss und kann diesen nutzen, um sich vom Wettbewerb abzuheben.

Zu den Steueren, Abgaben und Umlagen gehören neben der Stromsteuer und der EEG-Umlage außerdem die Konzessionsabgaben an die Kommunen sowie Umlagen, die sich zum Beispiel aus dem KWKG und der §19-NEV-Umlage ergeben. (55 Prozent des Strompreis)

Nächster Kostenblock sind die Netz(nutzungs)entgelte (24 Prozent am Strompreis), deren Höhe die Bundesnetzagentur, eine Bundesbehörde, regelt. Das sind "Gebühren", die die Netzbetreiber den Stromanbietern für die Durchleitung von Strom in Rechnung stellen. Diese Entgelte werden von den Stromversorgern auf den Strompreis für den Letztverbraucher umgelegt. Netzentgelte sind bundesweit übrigens unterschiedlich hoch, da sie von den Kosten des jeweiligen Netzgebiets und dem Stromverbrauch dort abhängen. Das bedeutet, dass die Strompreiszusammensetzung für jeden deutschen Haushalt vom Wohnort und der Wahl des Stromanbieters abhängt. 

Auf dem dritten Platz folgen schließlich die Stromanbieter, deren Kosten unter anderem in der Produktion und Beschaffung des Stroms liegen.  (21,4 Prozent am Strompreis)

Warum steigen die Preise für Strom?

Die Gründe für die Preissteigerungen beim Strom sind vielfältig. Die beiden wichtigsten Faktoren sind:

1) Anstieg der EEG-Umlage

Die EEG-Umlage erreicht 2017 ein neues Rekordniveau. Und die EEG-Reform wird kurzfristig keinen wesentlichen Einfluss auf die Höhe der EEG-Umlage und damit auf die Strompreise haben.
Mittel- bis langfristig sollte die Reform jedoch zu einem kosteneffizienteren Erneuerbare-Energien-Zubau führen, was den Anstieg der EEG-Umlage zumindest bremsen würde. Insbesondere die wettbewerbliche Vergabe von Fördermitteln (Ausschreibungsmodell) sollte die Kosteneffizienz der Förderung verbessern.

2) Der Netzausbau stockt - damit steigen die Netzentgelte

Der notwendige Netzausbau hält mit dem Umbau der Erzeugungslandschaft hin zu mehr erneuerbare Energien nach wie vor nicht Schritt. 2016 mussten die Übertragungsnetzbetreiber verstärkt Maßnahmen durchführen, um die Netz- und Systemstabilität durchführen. Fehlen die Transportkapazitäten, müssen Erneuerbare-Energien-Anlagen abgeregelt werden, was kostspielige Entschädigungszahlungen nach sich zieht. Gleichzeitig müssen jenseits des Engpasses Kraftwerke hochgefahren werden, was wiederum Kosten verursacht. Diese Eingriffe sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen, weil der Ausbau der großen Stromtrassen durch die Übertragungsnetzbetreiber nicht vorangekommen ist. Dazu hängt der Anschluss vieler Offshore-Windparks. Allein durch diese Eingriffe in die Netze müssen rund eine Milliarde Euro im Jahr auf die Verbraucher umgelegt werden – Tendenz steigend.