Europäische Netzausbauplanung
VKU zum EU-Netzpaket: Gute Ansätze, aber zu wenig Verbindlichkeit

Die EU-Kommission will Europas Energieinfrastruktur schneller und besser vernetzen. Ab 2028 soll eine zentrale europäische Netzausbauplanung entstehen.

10.12.25

Brüssel/Berlin, 10.12.2025. Die EU-Kommission will Europas Energieinfrastruktur schneller und besser vernetzen. Ab 2028 soll eine zentrale europäische Netzausbauplanung entstehen. Der Entwurf des European Grids Package setzt auf schnellere Genehmigungen, digitale Verfahren und mehr grenzüberschreitende Kooperationen. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) begrüßt die beiden Legislativvorschläge, sieht allerdings Nachbesserungsbedarf. Die Kommission komme den Ankündigungen im „Aktionsplan für erschwingliche Energie“ von Jahresanfang nur teilweise nach. Unter anderem fordert der VKU konkrete Vorschläge zur Finanzierung des dringend nötigen Netzausbaus.

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing:

„Der Ausbau der Netzkapazität bleibt der wichtigste Hebel, um neue Anschlüsse an das Netz zu ermöglichen. Schnellere Genehmigungen für Netzausbau sind daher richtig und wichtig. Doch unrealistisch kurze Fristen und sogenannte Genehmigungsfiktionen, das heißt automatische Genehmigungen bei Fristablauf, sind nicht hilfreich. Konkret: Fristen von vier Wochen für Netzanschlussanträge von Projekten unter 100 kW und drei Monaten für mehr als 100 KW sind aus unserer Sicht nicht praxistauglich. 

Die Energieversorgungsunternehmen brauchen vollständige und verbindliche Netzanschlussanträge, digitale Verfahren insbesondere für das Massengeschäft und hierfür ausreichend Umsetzungszeit. Außerdem sind klare Kriterien für das Vorgehen bei Warteschlangen notwendig. Mit Blick auf die zahlreichen Netzanschluss-Anträge ist das besonders wichtig und schafft mehr Rechtssicherheit. Im Netzpaket ist dieser Punkt immerhin in der Toolbox zum Umgang mit Anschluss-Warteschlangen als Leitlinie für die Mitgliedstaaten enthalten. Diese sind allerdings nicht bindend.

Die Kommission selbst sieht einen Investitionsbedarf von 730 Milliarden Euro in den Verteilnetzen bis 2040. Trotzdem bleibt das Paket mit Angaben zu Finanzierung und Regulierung vage. Wir fordern klare EU-Leitlinien für die Regulierung und gezielte Fördermöglichkeiten, die den Ausbau wirklich ermöglichen. Umso mehr sind wir gespannt auf die angekündigten Finanzierungsinstrumente.

Die Planung muss alle Energiebereiche zusammen denken und wichtige Projekte für Einspeisung und Verbrauch berücksichtigen. Der Ausbau darf nicht an Bürokratie oder langen Genehmigungen scheitern. Ebenso müssen Materialien verfügbar sein und die Regulierungsbehörden den Umbau der Netze aktiv unterstützen. Die digitale und physische Sicherheit unserer Infrastruktur muss gestärkt werden. Nur so erreichen wir die europäischen Klima- und Energieziele.“

Außerdem hat sich die EU in der vergangenen Nacht auf ein EU-Klimaschutzziel 2040 geeinigt. Dazu VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing:
„Wir begrüßen, dass die Entwicklungsklausel für die Überprüfung des Europäischen Zwischenziels auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität erhalten geblieben ist. Die Einigung sieht vor, das Zwischenziel alle zwei Jahre entlang der realen Entwicklungen zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Wir unterstützen ambitionierte Klimaziele ausdrücklich. EU-Klimaziele sind jedoch nur dann glaubwürdig und erfolgreich, wenn sie realistisch, planbar und sozial ausgewogen umgesetzt werden können.“

Weitere Informationen: 

Kommission schlägt Modernisierung der Energieinfrastruktur der EU vor, um die Kosten zu senken und die Unabhängigkeit zu stärken

EU-Klimaziel 2040: VKU begrüßt Entwicklungsklausel und kritisiert ETS2-Verschiebung

2040 climate target: Council and Parliament agree on a 90% emissions reduction - Consilium
 

Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) vertritt über 1.600 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit rund 319.000 Beschäftigten wurden 2023 Umsatzerlöse von über 213 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 19 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen signifikante Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 66 Prozent, Gas 65 Prozent, Wärme 72 Prozent, Trinkwasser 88 Prozent, Abwasser 50 Prozent. Die kommunale Abfallwirtschaft hat seit 1990 rund 90 Prozent ihrer CO2-Emissionen eingespart – damit ist sie der Hidden Champion des Klimaschutzes. Immer mehr Mitgliedsunternehmen engagieren sich im Breitbandausbau und investieren pro Jahr über 1 Milliarde Euro. Zahlen Daten Fakten 2025

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