VKU-Umfrage
VKU-Umfrage: NEST-Regulierung gefährdet Investitionen in Netzausbau – 95 Prozent der Verteilnetzbetreiber erwarten negative Folgen
Rund eine Woche vor Ende der finalen Konsultationsphase (30. Juli) zu den NEST-Festlegungsentwürfen der Bundesnetzagentur (BNetzA) zeigte eine vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU) durchgeführte Umfrage unter mehr als 700 Verteilnetzbetreibern ein alarmierendes Bild: Über 87 Prozent der Unternehmen bewerten die geplanten Änderungen im Rahmen der sogenannten NEST-Regulierung der Bundesnetzagentur als negativ oder sehr negativ für den Energiemarkt.
24.07.25
Rund eine Woche vor Ende der finalen Konsultationsphase (30. Juli) zu den NEST-Festlegungsentwürfen der Bundesnetzagentur (BNetzA) zeigte eine vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU) durchgeführte Umfrage unter mehr als 700 Verteilnetzbetreibern ein alarmierendes Bild: Über 87 Prozent der Unternehmen bewerten die geplanten Änderungen im Rahmen der sogenannten NEST-Regulierung der Bundesnetzagentur als negativ oder sehr negativ für den Energiemarkt.
Berlin, 24. Juli 2025. Rund eine Woche vor Ende der finalen Konsultationsphase (30. Juli) zu den NEST-Festlegungsentwürfen der Bundesnetzagentur (BNetzA) zeigte eine vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU) durchgeführte Umfrage unter mehr als 700 Verteilnetzbetreibern ein alarmierendes Bild: Über 87 Prozent der Unternehmen bewerten die geplanten Änderungen im Rahmen der sogenannten NEST-Regulierung der Bundesnetzagentur als negativ oder sehr negativ für den Energiemarkt. Nur knapp vier Prozent sehen positive Effekte für den Energiemarkt insgesamt, neun Prozent erwarten keine größeren Auswirkungen. Noch negativer bewerten die Befragten die Auswirkungen auf die Situation ihres eigenen Unternehmens: 95 Prozent bewerten die Folgen negativ oder sogar sehr negativ. Nur ein Prozent erwartet positive Auswirkungen auf das eigene Unternehmen.
Hohe Erlöseinbußen erwartet
Die befragten Unternehmen erwarten infolge der NEST-Regulierung erhebliche finanzielle Einschnitte: 88 Prozent der Befragten gehen von Erlösminderungen von mehr als fünf Prozent aus. Davon rechnet mehr als die Hälfte mit Rückgängen zwischen 15 und 30 Prozent, jeder zehnte Netzbetreiber sogar mit Verlusten von über 30 Prozent.
„Die Ergebnisse zeigen eindeutig: Der NEST-Prozess in seiner aktuellen Form gefährdet die Investitionsfähigkeit der Verteilnetzbetreiber – und damit die Energiewende insgesamt.“, sagt Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des VKU. Stromverteilnetze müssen nicht nur für die Erneuerbaren ausgebaut werden. Liebing erklärt: „Wir müssen die Kapazität unserer Stromnetze vielerorts in den nächsten zehn Jahren verdoppeln oder sogar verdreifachen, um alle Wärmepumpen für die Wärmewende oder Ladesäulen für die Verkehrswende anzuschließen. Dafür brauchen wir massive Investitionen ins Netz.”
Drohender Rückgang von Netzinvestitionen
69 Prozent der Unternehmen erwägen infolge der NEST-Regulierung eine Reduzierung ihrer Investitionen ins Netz, mehr als 72 Prozent eine zeitliche Verschiebung geplanter Maßnahmen. Auch andere drastische Schritte werden erwogen: von der Reduktion von Leistungen (42 Prozent) bis hin zu Entlassungen (11 Prozent). 57 Prozent der teilnehmenden Unternehmen erwägen die Reduktion ihrer Abführungen an ihre kommunalen Eigentümer.
Mit Blick auf die Folgen für die Energiewende kritisiert Ingbert Liebing: „Für eine gelingende Energiewende brauchen wir dringend mehr Investitionen in den Verteilnetzausbau, nicht weniger. Doch genau hier setzt die Bundesnetzagentur mit ihrer NEST-Regulierung den Rotstift an. Das ist energiepolitisch widersinnig. Wer die Klimaziele erreichen will, darf den Netzausbau nicht abwürgen.“
Die Pläne der BNetzA haben nicht nur Folgen für die Energiewende, die Folgen treffen auch die kommunale Ebene und damit ganz konkret die Bürgerinnen und Bürger vor Ort, warnt der VKU-Hauptgeschäftsführer: „Wenn Netzbetreiber weniger an ihre kommunalen Eigentümer abführen können, fehlt dieses Geld direkt in den kommunalen Kassen – etwa für Kitas, Schwimmbäder oder den öffentlichen Nahverkehr. Die geplante Regulierung trifft damit nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Menschen vor Ort. Das ist nicht nur energiepolitisch fahrlässig, sondern auch volkswirtschaftlich kurzsichtig und kontraproduktiv. Anstatt kurzfristig vermeintliche Effizienzgewinne zu heben, ist es langfristig sinnvoller in die Infrastruktur und Daseinsvorsorge vor Ort zu investieren.
Ursachen: Kürzungen, Bürokratie und fehlende Anreize
Als Hauptursachen für die erwarteten Erlöseinbrüche nennen die Unternehmen vor allem die geplante Verkürzung des Effizienzabbaupfads von fünf auf drei Jahre, den fehlenden OPEX-Faktor (Faktor für steigende betriebsbedingte Aufwendungen) im vereinfachten Verfahren sowie eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen im Effizienzvergleich durch die Verschärfung des sogenannten „Best of four“-Ansatzes.
VKU fordert grundlegende Nachbesserungen
Der VKU fordert die Bundesnetzagentur auf, den NEST-Prozess grundlegend zu überarbeiten. „Wenn die Investitionsbedingungen für Verteilnetzbetreiber weiter verschlechtert werden, steht die Energiewende auf der Kippe“, warnt VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing.
Aus Sicht des VKU ist dringend eine Stärkung des Eigenkapitals der Netzbetreiber nötig. Zudem eine faire Behandlung kleinerer und ländlicher Unternehmen sowie Anreize für Kooperationen – statt einer Strukturpolitik durch die Hintertür, die bestimmte Unternehmensformen benachteiligt. „Der Weg in eine klimaneutrale Energieversorgung gelingt nur, wenn alle Netzbetreiber – ob groß oder klein, städtisch oder ländlich – gleichermaßen investieren können. Dazu muss die Regulierung gezielt befähigen, nicht behindern“, so Liebing.
Über die Umfrage
Für die Umfrage wurden vom 8. Juli bis zum 14. Juli 2025 die kaufmännischen und technischen Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer der rund 700 VKU-Mitgliedsunternehmen mit eigenem Verteilnetzbetrieb befragt. Knapp 240 Unternehmen beteiligten sich.
Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) vertritt über 1.600 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit rund 309.000 Beschäftigten wurden 2022 Umsatzerlöse von 194 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 17 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen signifikante Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 66 Prozent, Gas 65 Prozent, Wärme 91 Prozent, Trinkwasser 88 Prozent, Abwasser 40 Prozent. Die kommunale Abfallwirtschaft entsorgt jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und hat seit 1990 rund 78 Prozent ihrer CO2-Emissionen eingespart – damit ist sie der Hidden Champion des Klimaschutzes. Immer mehr Mitgliedsunternehmen engagieren sich im Breitbandausbau: 220 Unternehmen investieren pro Jahr über 912 Millionen Euro. Künftig wollen 90 Prozent der kommunalen Unternehmen den Mobilfunkunternehmen Anschlüsse für Antennen an ihr Glasfasernetz anbieten. Zahlen Daten Fakten 2024
Wir halten Deutschland am Laufen – denn nichts geschieht, wenn es nicht vor Ort passiert: Unser Beitrag für heute und morgen: #Daseinsvorsorge. Unsere Positionen: https://www.vku.de/vku-positionen/