VKU-Stellungnahmen zum NEST-Prozess:
Neue Regeln bremsen Netzausbau aus - Strom- und Gasnetzbetreiber brauchen faire Regeln

Mit dem sogenannten NEST-Prozess (Netze. Effizient. Sicher. Transformiert) will die Bundesnetzagentur die Regeln für Strom- und Gasnetze modernisieren und die Netze so fit für die Energiewende machen.

18.08.25

Berlin. Mit dem sogenannten NEST-Prozess (Netze. Effizient. Sicher. Transformiert) will die Bundesnetzagentur die Regeln für Strom- und Gasnetze modernisieren und die Netze so fit für die Energiewende machen. Diese Regeln beeinflussen maßgeblich, wie viel Geld Netzbetreiber für den Betrieb und Ausbau ihrer Netze erhalten. Am Montag hat der Verband kommunaler Unternehmen drei Stellungnahmen zu unterschiedlichen Punkten eingereicht und warnt: Ohne faire Rahmenbedingungen drohen Investitionen auszubleiben – mit Folgen für Bürgerinnen und Bürger.

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing: „Regulierung darf nicht zur Investitionsbremse werden.  Wer die Netze für morgen ausbauen soll, braucht eine Kapitalverzinsung, die Investitionen erleichtert und anreizt. Ob gewollt oder nicht: Die Bundesnetzagentur darf kleine Netzbetreiber nicht strukturell benachteiligen. Faire Finanzierung ist Daseinsvorsorge für die Bürgerinnen und Bürger.“

VKU zur „Methodenfestlegung zum generellen sektoralen Produktivitätsfaktor (Xgen)“:
Der Xgen ist eine allgemeine Kostensenkungsvorgabe, bei der unterstellt wird, dass alle Netzbetreiber jedes Jahr produktiver sind und günstigere Preise erzielen, als der Rest der Wirtschaft und dadurch Kosten sparen. Diese angenommene Produktivitätssteigerung führt dazu, dass die erlaubten Kosten für den Netzbetrieb automatisch gesenkt werden – und zwar unabhängig von den tatsächlichen Herausforderungen vor Ort. Die Annahme der Bundesnetzagentur von weiterhin positiven Produktivitätsentwicklungen teilt der VKU nicht: „Eine pauschale Fortschreibung vergangener Entwicklungen ist nicht sachgerecht“, kritisiert Liebing. „Die Stromnetze müssen für die Zukunft weiter massiv ausgebaut werden, die Gasnetze stehen vor einem Umbau, teilweise wird es zu  Stillegungen oder Rückbau kommen. Das erschwert Effizienzsteigerungen.“ Mit Blick auf die Veränderungen der Netzwirtschaft durch Energiewende und Digitalisierung fordert der VKU eine realistische Schätzung des Xgen. Die bisherige methodische Vielfalt soll laut VKU weiterbehalten werden.

VKU zur „Methodenfestlegungen Kapitalverzinsung“
Die Bundesnetzagentur will künftig die Kapitalverzinsung für Netzbetreiber sowohl für Eigen- als auch Fremdkapital pauschal berechnen. Der VKU sieht darin zwar Chancen zur Bürokratieentlastung, warnt aber vor Fehlanreizen und Finanzierungshürden. Die bisherige Praxis führt laut VKU zu sehr niedrigen Zinssätzen. Das schwäche die Eigenkapitalbasis der Netzbetreiber. „Es fehlt an einer realitätsnahen Überprüfung, ob die Zinssätze ausreichen, um die Energiewende zu finanzieren“, kritisiert Liebing. Die vorgesehene Eigenkapitalquote von 40 Prozent liege im internationalen Vergleich am unteren Rand und die alleinige Anwendung des Capital Asset Pricing Model (CAPM) sei nicht mehr zeitgemäß. Der VKU fordert Zinssätze, die Investitionen in die Energiewende ermöglichen und die Berücksichtigung realer Finanzierungskosten, vor allem für kleinere Netzbetreiber.

VKU zum „Entwurf einer Methodenfestlegung Effizienzvergleich Strom/Gas“
Der VKU warnt gemeinsam mit BDEW und GEODE vor den geplanten Änderungen beim Effizienzvergleich. Die Vorschläge gefährden Investitionen in die Energiewende und setzen Netzbetreiber unter unrealistischen Effizienzdruck. Die Bundesnetzagentur will bewährte Sicherheitsmechanismen wie die Best-of-Four-Abrechnung und den Effizienzbonus streichen. „Das erhöht in einer Zeit großer Unsicherheit das Risiko für Netzbetreiber“, kritisiert Liebing. Die Verbändeinitiative kritisiert zudem die geplante Verkürzung des Effizienzpfads von fünf auf drei Jahre und fordert stattdessen eine Verlängerung auf bis zu siebeneinhalb Jahre. Die Verbändeinitiative warnt: Sollte die BNetzA an ihren Plänen im Rahmen des NEST-Prozesses festhalten, würden dies die Investitionsbedingungen für Verteilnetzbetreiber erheblich verschlechterten und damit insgesamt die Energiewende ausbremsen.

Weitere Informationen:

Stellungnahme zur Methodenfestlegung zum generellen sektoralen Produktivitätsfaktor (Xgen)

Stellungnahme VKU zur Methodenfestlegungen Kapitalverzinsung

Stellungnahme zum Entwurf einer Methodenfestlegung Effizienzvergleich Strom/Gas 

VKU zum NEST-Prozess: Neue Regeln gefährden Energiewende (Presseinfo vom 30.07.2025)

VKU-Umfrage: NEST-Regulierung gefährdet Investitionen in Netzausbau – 95 Prozent der Verteilnetzbetreiber erwarten negative Folgen (Presseinfo vom 24.07.2025)

Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) vertritt über 1.600 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit rund 309.000 Beschäftigten wurden 2022 Umsatzerlöse von 194 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 17 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen signifikante Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 66 Prozent, Gas 65 Prozent, Wärme 91 Prozent, Trinkwasser 88 Prozent, Abwasser 40 Prozent. Die kommunale Abfallwirtschaft entsorgt jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und hat seit 1990 rund 78 Prozent ihrer CO2-Emissionen eingespart – damit ist sie der Hidden Champion des Klimaschutzes. Immer mehr Mitgliedsunternehmen engagieren sich im Breitbandausbau: 220 Unternehmen investieren pro Jahr über 912 Millionen Euro. Künftig wollen 90 Prozent der kommunalen Unternehmen den Mobilfunkunternehmen Anschlüsse für Antennen an ihr Glasfasernetz anbieten. Zahlen Daten Fakten 2024
Wir halten Deutschland am Laufen – denn nichts geschieht, wenn es nicht vor Ort passiert: Unser Beitrag für heute und morgen: #Daseinsvorsorge. Unsere Positionen: https://www.vku.de/vku-positionen/