VKU-Umfrage zu Hallenbädern in Deutschland
Start des neuen Schuljahrs und der Hallenbadsaison – Sanierungsstau gefährdet Schwimmunterricht

Zum Beginn des neuen Schuljahres und der Hallenbadsaison zeigt eine VKU-Umfrage: Über die Hälfte der Hallenbäder in Deutschland ist sanierungsbedürftig.

04.09.25

Berlin. Zum Beginn des neuen Schuljahres und der Hallenbadsaison zeigt eine VKU-Umfrage: Über die Hälfte der Hallenbäder in Deutschland ist sanierungsbedürftig. Fehlende Mittel und hohe Kosten erschweren die Instandhaltung – mit direkten Folgen für das Schulschwimmen und die Schwimmfähigkeit von Kindern.

Teil 1 – Sanierungsbedarf

Mehr als die Hälfte der Hallenbäder sanierungsbedürftig – Finanzierung bleibt größte Hürde

Mehr als die Hälfte der Hallenbäder in Deutschland ist umfassend sanierungsbedürftig (52 Prozent). Größtes Hindernis ist die Finanzierung. Das geht aus einer Branchenumfrage des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) unter mehr als 113 Betreibern kommunaler Bäder mit 124 Hallenbädern in ganz Deutschland hervor. Häufig kommt es bei Sanierungen zu Schließungen, wodurch auch das Schulschwimmen ausfällt. Der VKU appelliert an Bund und Länder, mehr für den Erhalt der Hallenbäder zu tun.

Sanierungsbedarf fordert Betreiber und Schulen – VKU appelliert an Politik

52 Prozent der Hallenbäder in Deutschland sind umfassend sanierungsbedürftig. Nur jedes fünfte Bad (18 Prozent) ist frisch saniert. 59 Prozent der Badbetreiber sehen sich mit Hindernissen konfrontiert. Größtes Hindernis ist die Finanzierung: Der hohe Finanzierungsbedarf für Sanierungen trifft auf unzureichende und unpassende Fördermittel (83 Prozent) und gestiegene Zinsen (71 Prozent). Hinzu kommen hohe Baukosten (79 Prozent).

Sanierungen sind elementar für den Erhalt unserer Hallenbäder in Stadt und Land. Der umfassende Sanierungsbedarf ist ein Weckruf an Bund und Länder, für bessere und besser ausgestattete Förderprogramme zu sorgen, damit für Betreiber die Finanzierung ihrer Sanierungsvorhaben leichter wird“, so Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer.

Ein Beispiel für inhaltlichen Verbesserungsbedarf ist das Förderprogramm Sport, Jugend, Kultur (SJK), das sich zum Beispiel bislang eher an Leuchtturmprojekte richtete, statt an finanziell schwache Kommunen, die eigentlich vorrangig Unterstützung benötigen. Liebing: „Es ist besser, hunderte einfache Bäder zu sanieren und zu erhalten als zehn neue Hochglanzbäder zu bauen.“

Badbetreiber besorgt: Kinder schwimmen schlechter als vor zehn Jahren

Sanierungen dienen dem Erhalt der Bäder in Stadt und Land. „Nur Sanierungen verhindern dauerhafte Schließungen. Der Erhalt unserer kommunalen Bäder ist die zentrale Voraussetzung, um wieder ein Land von sicheren Schwimmern zu werden.“, erklärt Liebing. Aus VKU-Sicht ist Schwimmen eine zentrale Lebensfertigkeit, die im Ernstfall Leben rettet – und unser Land zunehmend verlernt. So geben 79 Prozent der Badbetreiber an, dass Kinder heute schlechter schwimmen können als vor zehn Jahren. 68 Prozent konstatieren, dass Kinder heute zudem später schwimmen lernen.

Teil 2 – Schulschwimmen

Sanierungsbedarf gefährdet Schulschwimmen – Kommunale Bäder schlagen Alarm

Nur wer Bäder saniert, kann sie erhalten und Schulschwimmen anbieten. 99 Prozent der befragten Badbetreiber bieten Kapazitäten für das Kita- und Schulschwimmen an. Zwar ist die Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit mit Land und Kommunen groß, doch mehr als die Hälfte der Badbetreiber sieht Verbesserungsbedarf beim Schulschwimmen (52 Prozent). Liebing warnt: „Die Sanierungen der Bäder ist auch mit Blick auf die Sicherung des Angebots für das Schulschwimmen dringend erforderlich. Hier trifft eine hohe Nachfrage nach Bahnen auf wenig Kapazitäten und zu geringe Entgelte. Jedes Hallenbad zählt.“  

  • Hohe Nachfrage, wenig Kapazitäten: 62 Prozent geben an, dass die Nachfrage nach mehr Schwimmzeiten für Vereine und Kurse groß ist. Fast zwei Drittel (65 Prozent) haben jedoch keine weiteren Kapazitäten für zusätzliche Schwimmzeiten für Kita-Schwimmen und Vereinsschwimmen. Nur 10 Prozent der Badbetreiber hätten definitiv noch Kapazitäten.
  • Häufige Ausfälle: 42 Prozent der Badbetreiber geben an, dass der Schwimmunterricht in Schulen häufig ausfällt – und zwar mindestens einmal im Monat oder gar einmal in der Woche. Immerhin ein Drittel der Befragten stimmt der Aussage eher zu.
  • Entgelte nicht kostendeckend: Zwar erhalten 93 Prozent der Badbetreiber ein Entgelt von Kommune oder Land, wenn sie Bahnen für das Schulschwimmen freiräumen. Jedoch ist dieses Entgelt in der überwältigenden Mehrheit von (91 Prozent) nicht kostendeckend. „Wenn die Entgelte zu gering sind, schwächt das die finanzielle Basis für genau jene Sanierungen, die notwendig sind, um das Bad zu erhalten“ kritisiert Liebing.

Badbetreiber schlagen flexible Stundenpläne und Kita-Schwimmstart vor

75 Prozent der Badbetreiber schlagen höhere Entgelte für das Schulschwimmen vor. 42 Prozent empfehlen außerdem eine frühere Schwimm-„Einschulung“, zum Beispiel schon in der Kita. Sinnvoll wäre auch, wenn Schulen flexibler bei der Gestaltung der Stundenpläne wären und mehr Zeit einräumen würden – An- und Abreise knabbern den eigentlichen Schwimmunterricht unnötig an. Ein großes Problem ist in der Praxis, dass Stundenausfälle nicht rechtzeitig kommuniziert werden.

Wie beurteilen Sie den Zustand Ihrer Hallenbäder? [Einfachauswahl]

  • Der Zustand des Bades ist gut bis sehr gut (frisch saniert bzw. in den nächsten 5 Jahren kein Sanierungsbedarf): 18 Prozent
  • Das Hallenbad muss in den nächsten 5 Jahren ausgebessert werden (kleinere Reparaturen): 30 Prozent
  • Das Hallenbad muss in den nächsten 5 Jahren umfangreich saniert werden: 52 Prozent

Sehen Sie Hindernisse bei der Sanierung Ihrer Hallenbäder? [Einfachauswahl]

  • Ja: 59 Prozent
  • Nein: 41 Prozent

Welche Hindernisse sehen Sie bei der Sanierung Ihrer Hallenbäder? [Mehrfachauswahl]

  • Der Finanzbedarf ist hoch und die Fördermittel sind unzureichend bzw. unpassend: 83 Prozent
  • Der Finanzierungsbedarf und die Zinsbelastung sind zu hoch: 69 Prozent
  • Es ist sehr schwierig, Baufirmen zu finden: Hoch- und Tiefbaufirmen sind ausgelastet bzw. werden ausgelastet sein, wenn das Sondervermögen Infrastruktur ins Rollen kommt: 32 Prozent
  • Baukosten sind enorm gestiegen (Lieferketten weiter angespannt, Material- und Personalkosten gestiegen): 72 Prozent
  • Sonstiges: 20 Prozent

Bieten Sie Schulschwimmen in Ihrem Hallenbad an?

  • Ja: 99 Prozent
  • Nein: 1 Prozent

Erhalten Sie ein Entgelt für die Überlassung von Schwimmbahnen bzw. Schwimmhallen an Schulen?

  • Ja: 93 Prozent
  • Nein: 7 Prozent

Ist das Entgelt kostendeckend?

  • Ja: 9 Prozent
  • Nein: 91 Prozent

Funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Schulträger und der Kommune in Bezug auf die Organisation und die Durchführung des Schulschwimmens?

  • Funktioniert sehr gut: 32 Prozent
  • Funktioniert gut: 47 Prozent
  • Funktioniert: 16 Prozent
  • Funktioniert, aber ausbaufähig: 4 Prozent
  • Funktioniert nicht gut: 2 Prozent
  • Funktioniert gar nicht gut: 0 Prozent

Sehen Sie Verbesserungsbedarf beim Schulschwimmen?

  • Ja: 52 Prozent
  • Nein: 48 Prozent

Welchen Verbesserungsbedarf sehen Sie beim Schulschwimmen?

  • Höhere Entgelte: 75 Prozent
  • Frühere Schwimm-„Einschulung“, zum Beispiel schon in der Kita: 42 Prozent
  • Sonstiges: 49 Prozent

Wir können mangels Kapazitäten keine zusätzlichen Schwimmzeiten für Kita-Schwimmen, Vereinsschwimmen einräumen

  • 65 Prozent stimmen Aussage voll zu (40 Prozent) bzw. zu (25 Prozent)
  • 10 Prozent stimmen der Aussage überhaupt nicht zu
  • 4 Prozent stimmen nicht zu
  • 6 Prozent stimmen eher zu

Weitere Informationen:

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Umfrage Freibäder: Eintrittspreise mehrheitlich stabil, Ausblick verhalten
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Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) vertritt über 1.600 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit rund 309.000 Beschäftigten wurden 2022 Umsatzerlöse von 194 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 17 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen signifikante Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 66 Prozent, Gas 65 Prozent, Wärme 91 Prozent, Trinkwasser 88 Prozent, Abwasser 40 Prozent. Die kommunale Abfallwirtschaft entsorgt jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und hat seit 1990 rund 78 Prozent ihrer CO2-Emissionen eingespart – damit ist sie der Hidden Champion des Klimaschutzes. Immer mehr Mitgliedsunternehmen engagieren sich im Breitbandausbau: 220 Unternehmen investieren pro Jahr über 912 Millionen Euro. Künftig wollen 90 Prozent der kommunalen Unternehmen den Mobilfunkunternehmen Anschlüsse für Antennen an ihr Glasfasernetz anbieten. Zahlen Daten Fakten 2024
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