Kooperationen als Antwort auf Zentralisierungsdebatten
Stadtwerke setzen auf Zusammenarbeit: EY-Studie zeigt Effizienzvorteile

Kommunale Energieversorger sind Treiber der Energiewende und sie sind effizienter, als Kritiker gerne behauptet. Das zeigt die neue Studie „Mit vereinten Kräften – Gezielte Kooperationen als Erfolgshebel der Energiewende“, die die EY Consulting GmbH im Auftrag des VKU erstellt hat.

04.08.25

Berlin. Kommunale Energieversorger sind Treiber der Energiewende und sie sind effizienter, als Kritiker gerne behauptet. Das zeigt die neue Studie „Mit vereinten Kräften – Gezielte Kooperationen als Erfolgshebel der Energiewende“, die die EY Consulting GmbH im Auftrag des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) erstellt hat. Durch Kooperationen steigern Stadtwerke ihre Leistungsfähigkeit und wahren dabei ihre Eigenständigkeit.

„Zentrales Merkmal der Energiewende ist die Dezentralisierung der Energieerzeugung, kluge Regulierung setzt deshalb auf die Stärkung regionaler Kompetenzen und nicht auf Zentralisierung“, sagt VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. Durch ihr Regulierungsvorhaben NEST betreibt die Bundesnetzagentur jedoch gerade eine massive Zentralisierung durch eine Schlechterstellung kleinerer Verteilnetzbetreiber.

Die geplanten Regelungen würden kleinere Netzbetreiber finanziell massiv benachteiligen, damit bremst die Bundesnetzagentur insbesondere im ländlichen Raum die Energiewende aus. „Wer Kooperationen fördert, stärkt die Energiewende. Wer Fusionen erzwingt, gefährdet ihre Akzeptanz.“, kommentiert Ingbert Liebing.

Im Auftrag des VKU analysiert eine Studie der Unternehmensberatung EY nun mehr als zehn erfolgreiche Kooperationsmodelle aus der Praxis, von der gemeinsamen Windparkentwicklung über digitale Netzplattformen bis hin zu vertriebsübergreifenden White-Label-Lösungen. Beispiele wie die SUN GmbH in Nordhessen, die Energieallianz Bayern oder smartOPTIMO zeigen: Kommunale Unternehmen bündeln Know-how, senken Kosten und steigern Innovationskraft.

Dezentralität ist ein Vorteil

Die Studie widerspricht der These, kleinere Versorger seien strukturell ineffizient. Im Gegenteil: Ihre Nähe zu Bürgerinnen und Bürgern, ihre regionale Wertschöpfung und ihre hohe Akzeptanz machen sie zu unverzichtbaren Partnern der Transformation. „Stadtwerke sind keine Bremsklötze, sondern Beschleuniger der Energiewende – bürgernah, resilient und innovativ“, so Liebing.

Die Studie liefert ein faktenbasiertes Gegengewicht zur Pauschalkritik an der kommunalen Energiewirtschaft. Sie zeigt: Kooperationen ermöglichen Skaleneffekte, ohne demokratische Kontrolle und regionale Identität zu opfern. „Größer ist nicht automatisch besser“, warnt Liebing.

Die Wirtschaftsgeschichte zeigt, dass Fusionen zu erheblichen Synergieeffekten führen können. „Das sollen Unternehmen aber selbst entscheiden können, ohne staatlichen Regulierungsdruck“, sagt Liebing.

Politik muss Kooperationsrahmen stärken

Der VKU fordert, die politischen Rahmenbedingungen für Kooperationen zu verbessern. Dazu gehören vereinfachte Verfahren bei interkommunalen Projekten, Planungssicherheit für langfristige Investitionen und Förderprogramme, die Kooperationen belohnen. „Starke, regionale Verteilnetzbetreiber sind das Rückgrat einer erfolgreichen, akzeptierten und wirtschaftlich tragfähigen Energiewende“, so Liebing. „Was wir brauchen, ist kein Einheitsnetz, sondern ein starkes Netzwerk.“

Kritisch bewertet der VKU die aktuellen Festlegungsentwürfe der Bundesnetzagentur zur Regulierung von Verteilnetzbetreibern. Diese drohen, gerade kleinere und mittlere Netzbetreiber massiv zu schwächen, durch pauschale Effizienzvorgaben, verkürzte Regulierungsperioden und die Einschränkung investitionsrelevanter Kosten.

Liebing warnt: „Wenn wir die Energiewende ernst nehmen, brauchen wir stabile Investitionsbedingungen.“ Der VKU fordert eine differenzierte Regulierung, die die strukturelle Vielfalt der Netzbetreiber anerkennt und Kooperationen gezielt fördert, statt sie durch Einheitsverfahren zu gefährden.“

Der Verband kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) vertritt über 1.600 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit rund 309.000 Beschäftigten wurden 2022 Umsatzerlöse von 194 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 17 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen signifikante Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 66 Prozent, Gas 65 Prozent, Wärme 91 Prozent, Trinkwasser 88 Prozent, Abwasser 40 Prozent. Die kommunale Abfallwirtschaft entsorgt jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und hat seit 1990 rund 78 Prozent ihrer CO2-Emissionen eingespart – damit ist sie der Hidden Champion des Klimaschutzes. Immer mehr Mitgliedsunternehmen engagieren sich im Breitbandausbau: 220 Unternehmen investieren pro Jahr über 912 Millionen Euro. Künftig wollen 90 Prozent der kommunalen Unternehmen den Mobilfunkunternehmen Anschlüsse für Antennen an ihr Glasfasernetz anbieten. Zahlen Daten Fakten 2024
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