„LEINEN LOS“ - Landesfachtagung der VKU-Küstenländer 2025 in Hannover
Unter dem Leitmotto „Leinen los – neue Wege in der Abfallwirtschaft“ fand die diesjährige Landesfachtagung der Küstenländer vom 9. bis zum 10. September in der Landeshauptstadt Hannover statt. Mit über 150 Teilnehmenden bot die Veranstaltung einen exzellenten Austausch über aktuelle und zukünftige Herausforderungen der kommunalen Abfallwirtschaft. Hochkarätige Experten tauschten sich in Vorträgen und Diskussionen über neue innovative Lösungsansätze aus, um die Zukunft der Abfallwirtschaft gemeinsam zu gestalten.
24.09.25
Unter dem Leitmotto „Leinen los – neue Wege in der Abfallwirtschaft“ fand die diesjährige Landesfachtagung der Küstenländer vom 9. bis zum 10. September in der Landeshauptstadt Hannover statt. Mit über 150 Teilnehmenden bot die Veranstaltung einen exzellenten Austausch über aktuelle und zukünftige Herausforderungen der kommunalen Abfallwirtschaft. Hochkarätige Experten tauschten sich in Vorträgen und Diskussionen über neue innovative Lösungsansätze aus, um die Zukunft der Abfallwirtschaft gemeinsam zu gestalten.

© Bild: VKU Küstenländer
Nach der Eröffnung durch den Landesgruppenvorsitzenden Holger Lange (Stadtreinigung Hamburg) folgten Grußworte vom Hauptgeschäftsführer des VKU e.V., Ingbert Liebing und der Bürgermeisterin der Landeshauptstadt Hannover, Monica Plate. Beide betonten die großen Herausforderungen der öffentlichen Daseinsvorsorge für alle Beteiligten. Liebing hob hervor, dass langfristige Entscheidungen und verlässliche Strukturen von Seiten der Politik notwendig seien, um die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben.
Unter dem Titel „Wirtschaft first- Umweltschutz last?“ erörterten unter der Moderation von Holger Lange Uwe Feige (Vors. des VKU-Leitausschusses Abfallwirtschaft und Stadtsauberkeit VKS), Benedikt Hüppe (Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände Nds. e.V.), Susanne Gerstner (Landesvorsitzende BUND Landesverband Nds. e.V.) und Bernard Kemper (Vors. des Aufsichtsrates der EEW Energy from Waste GmbH) nach ihren Vorträgen das Spannungsfeld zwischen ökonomischen Erfordernissen und ökologischen Zielen. Die Teilnehmer diskutierten darüber, wie Umweltschutz als Treiber für Innovation und Wachstum statt Bremse genutzt werden kann. Es bestand Konsens darüber, dass langfristige und nationale Rahmenbedingungen zur Förderung der Kreislaufwirtschaft notwendig seien, um Klimaziele zu erreichen und Deutschland als Standort zu stärken.
Anschließend gab Dennis Kissel (AWSH Abfallwirtschaft Südholstein GmbH) im Innovationsforum Ausstellern die Gelegenheit, ihre neuesten Errungenschaften vorzustellen.
In dem Themenblock „Frischer Wind durch Innovation und Wissenschaft“, geleitet von Jens Ohde (Abfallwirtschaft Delmenhorst GmbH) stellte Sven Winterberg von der Stadtreinigung Hamburg das innovative Projekt „EcoHHub“ vor - eine automatisierte Servicestation, die rund um die Uhr verschiedene Angebote rund um Abfallwirtschaft (Gelbe Säcke) und Kreislaufwirtschaft (Werkzeugverleih) bündelt. Prof. Dr. Kerstin Kuchta (TU Hamburg) präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema „Future Waste“ und beleuchtete die Herausforderungen durch Klimaveränderungen und den damit verbundenen Anstieg des Abfallaufkommens. Der Vortrag von Jens May (MOIA) befasste sich mit den aktuellen Schwierigkeiten und Chancen der autonomen Mobilität - Entlastung der Städte und Steigerung der Verkehrssicherheit. Simon Grabow vom Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover (aha) sprach über die steigende Abfallmenge, insbesondere durch Verpackungen, und forderte „alle Beteiligten zu Betroffenen zu machen“.
Der nächste Block „Ein Blick über den Deich“ , eingeführt von Christian Niehaves (AWIGO Abfallwirtschaft Landkreis Osnabrück GmbH) bot eine Gelegenheit, den Blick auf unsere Nachbarländer zu richten. Wouter van Aggelen (Director Corporate Affairs, REMONDIS Nederland) berichtete in seinem Vortrag über das innovative Windel-Recycling, bei dem u.a. gewonnenes Kunststoffgranulat für die Herstellung neuer Plastikprodukte verwendet werden kann. Zudem wies er darauf hin, dass die Niederlande ab dem Jahr 2025 eine Quote von 50 Prozent für die Wiederverwendung und Recycling von Textilien anstreben. Pim van Keep von SLB Capturi betonte, dass der Handel mit CO2-Abscheidungen einen eigenen, wirtschaftlichen Markt darstelle. Ronald de Vries (Twence B.V.) nannte konkrete Beispiele aus seiner Firma, um die Verwertung von abgeschiedenem CO2 anhand der CCU-Technologie zu illustrieren. So wird das Gas nicht nur in Gewächshäusern genutzt, sondern dient auch zur Herstellung von Trockeneis. Über die aktuellen politischen Entwicklungen aus Brüssel referierte Anna Lena Wacker vom VKU e.V.
Der anschließende Themenblock „Kurshalten für Nachhaltigkeit und Klimaschutz“, moderiert von Daniela Enslein (DBS die Bremer Stadtreinigung) wurde von Prof. Dr. Angela Dageförde (DAGEFÖRDE Öffentliches Wirtschaftsrecht) eröffnet, die über das Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungsgesetz sowie dessen rechtliche Aspekte und Umsetzung referierte. Einen weiteren Beitrag zu diesem Thema lieferte Thomas Maas (Stadtreinigung Hamburg), der über die Umsetzung aus Sicht der kommunalen Praxis berichtete. Prof. Dr. Rüdiger Siechau (Stadtreinigung Hamburg) gab einen Input zum Thema Klimaschutz unter der Prämisse knapper Kassen. Er betonte, Klimaschutz sei eine Pflicht und keine Kür, künftige Kosten bei Unterlassung wären ungleich höher und dass es notwendig sei, „die Welt enkeltauglich“ zu machen. Anschließend gab Astrid Hoffmann-Kallen (Stadt Hannover) einen Einblick in Hannovers Klimaschutzprogramm sowie in die kommunale Wärmeplanung.
Das Vortragsprogramm wurde durch eine sehenswerte Fachausstellung ergänzt, in der eine Reihe von Unternehmen aus der Branche ihre neuesten Produkte, Technologien und Dienstleistungen präsentierten. Von hochmodernen Sortieranlagen (REMONDIS) über digitalisiertes Abfallmanagement (Zolitron) bis hin zu autonomen Reinigungsmaschinen (Angsa Robotics) erhielten die Teilnehmer einen praktischen Einblick in zukunftsweisende Lösungen aus der Branche.
Seinen Abschluss fand der erste Konferenztag in einem kulturellen Rahmenprogramm im Sprengel Museum und mit einer Stadtführung. Das anschließende Abendessen im Neuen Rathaus wurde mit einer Tischrede von Umweltminister Christian Meyer eröffnet und bot den perfekten Rahmen, um den Konferenztag gesellig ausklingen zu lassen.
Der zweite Tagungstag wurde von Jens Palandt (Umweltdezernent Region Hannover) mit einem Grußwort eröffnet. Im nachfolgenden Themenblock „Küstendiskurs: Wellenschlagen mit KI“ diskutierten unter der Moderation von Sebastian Koch (AWG Bassum) Dr. Nico Schulte (INFA GmbH), Dr. Ole Wintermann (Bertelsmann Stiftung) und Dirk Postler (Stadtreinigung Hamburg) über die Chancen und Herausforderungen der KI in der Abfallwirtschaft. Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass die KI den Menschen nicht verdrängt, sondern dass Künstliche Intelligenz und menschliche Expertise Hand in Hand arbeiten müssen.
Ein zentraler Block widmete sich unter der Leitung von Ansgar Künnemann (Stadt Nordhorn, Leitung Fachbereich Öffentliche Flächen) der zunehmend wichtigeren Sicherheitslage und kritischen Infrastruktur in der Ver- und Entsorgung. In seinem Vortrag betonte Oberst i.G. Armin Schaus die dringende Notwendigkeit einer resilienten Infrastruktur und plädierte für einen Wandel im „Mindset“, um die Sicherheit kritischer Versorgungssysteme zu gewährleisten. Frank Spreckels (Verbandsvorsteher Zweckverband Ostholstein) gab Einblicke in die Krisenmanagement-Maßnahmen, die in seinem Unternehmen durchgeführt werden. Als CEO von Veolia Deutschland unterstrich Matthias Harms die ungemein wachsende Bedeutung von Cybersicherheit in diesem Sektor der Ver- und Entsorgungswirtschaft.
Den Abschluss der Fachtagung bildete eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „It’s the economy, stupid? – ökonomischer Diskurs“, an der unter der Moderation von Dr. Christian Growitsch (HiiCCE) Prof. Dr. Jens Südekum (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) und Jürgen Matthes (Institut der deutschen Wirtschaft Köln) teilnahmen. In der Diskussionsrunde ging Prof. Südekum auf das Sondervermögen der Bunderegierung ein. Er führte aus, dass 100 Milliarden Euro für Infrastruktur und Klimaneutralität an die Länder und Kommunen fließe, um die Handlungsfähigkeit der Kommunen zu stärken. Zudem hob er hervor, dass beim Einsatz des Sondervermögens mehr Transparenz durchs Monitoring herrsche. Jürgen Matthes erklärte, dass eine verbesserte Infrastruktur die Wirtschaft ankurbele und Synergien schaffe. Zudem forderte er einen Kulturwandel - weg von einer „Verhinderungskultur“ hin zu einer „Ermöglichungskultur“.
Wir danken allen Vortragenden, Ausstellern und Gästen. Die nächste Landesgruppenfachtagung findet am 8. und 9. September 2026 in Hamburg statt. Wir freuen uns auf Sie!