VKU Nord zur Wasserstoffstrategie des Landes Schleswig-Holstein 26.10.20

Die Landesregierung Schleswig-Holstein hat am 20. Oktober 2020 auf Einbringung des Energieminister Jan Philipp Albrecht die Wasserstoffstrategie für das Land verabschiedet. Der VKU Nord begrüßt diesen Vorstoß ausdrücklich und weist auf die wirtschaftlichen Potentiale für die Kommunalwirtschaft im Norden hin.

Jürgen Schäffner, VKU Landesgruppenvorsitzender und Vorstand der Stadtwerke Plön AöR dazu:

„Die Möglichkeiten, die uns Wasserstoff bietet, sind groß. Insbesondere bei der Speicherung von Energie kann die Technologie zukünftig eine Schlüsselrolle spielen. Kommunen und ihre Unternehmen verfügen über zahlreiche Möglichkeiten, sektorenübergreifend Wasserstoff zu produzieren, etwa in Müllverbrennungs- oder Abwasserbehandlungsanlagen sowie – das ist im Norden von großer Bedeutung – in der Wandlung von erneuerbarer Energie. Gleichzeitig können sie Wasserstoff selbst nutzen, etwa für den Antrieb von schweren Nutzfahrzeugen. Ein Pfund sind hierbei die bereits bestehenden Infrastrukturen wie die Wärmenetze. Wir begrüßen, dass die Landesregierung – im Gegensatz zu der Fokussierung auf Importstrukturen und großindustrielle Anwendungsbereiche von Wasserstoff auf nationaler Ebene – mit Ihrem Vorstoß die Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff im Bundesland fördern möchte: Vor diesem Hintergrund ist es nur folgerichtig, dass die Strategie Stadtwerke und Zweckverbände als engagierte Akteure in den Regionen benennt und die Wasserstofferzeugung durch kleinere Anlagen aus erneuerbarer Energie vor Ort stärken will.

Die Landesgruppe Nord des Verbandes kommunaler Unternehmen beschäftigt sich intensiv mit dem Ausbau der Wasserstoffwirtschaft und sieht erhebliche Potenziale, die in der Strategie noch eine stärkere Betonung finden sollten.

Um die wissenschaftlichen Kompetenz- und Netzwerkeinrichtungen im Land zu stärken, sollte die Einrichtung eines „Landes-Kompetenzzentrums Wasserstoffforschung“ geprüft werden. Ein erster wichtiger Schritt war eine am 15. Oktober 2020 vom Bildungsministerium Schleswig-Holstein veranstaltete Konferenz mit dem Ziel, Technologietransfer zu entwickeln und entsprechende Forschungsprojekte und -kooperationen zu initiieren. Es lohnt, diese Kooperationen weiter zu stärken, nicht zuletzt um zukunftsträchtige Unternehmen zu schaffen und qualifizierte Arbeitsplätze vor Ort anzusiedeln.

Gleichzeitig sollten bestehende Hemmnisse von Wasserstoffprojekten abgebaut werden. In der Unternehmenspraxis zeigt sich, dass Genehmigungsprozesse mitunter nicht immer transparent sind. Hier würden klar kommunizierte und standardisierte Verfahrensabläufe helfen, den Wandel schneller und effizienter voranzutreiben.“

Hintergrund:

Nach der Vorlage einer Nationalen und der Norddeutschen Wasserstoffstrategie gibt sich Schleswig-Holstein nun einen landesbezogenen Handlungsrahmen für die künftige Erzeugung, den Transport, die Nutzung und die Weiterverwendung von grünem Wasserstoff. Die Strategie sieht die Fördermittelbereitstellung in Höhe von 30 Mio. Euro vor, die das Land bis 2023 für die Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Verfügung stellt. Unterstützt werden sollen damit u.a. dezentrale Wasserstofferzeugungsanlagen mit dem Ziel, die Entwicklung in der Fläche zu stärken und auszubauen.

Mit Vorlage der Landesstrategie hat die Landesregierung nun konkrete Maßnahmen für den Aufbau einer dezentralen Produktion und Nutzung von Wasserstoff für Schleswig-Holstein vorgestellt. Von den neun aufgeführten Maßnahmen der Wasserstoffstrategie ist das Landesförderprogramm Wasserstoffwirtschaft zentrales Instrument. Koordiniert werden soll die Vergabe von Landesmitteln künftig über die Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH. Dort soll noch in diesem Jahr eine eigene Landeskoordinierungsstelle Wasserstoffwirtschaft eingerichtet werden, deren zentrale Aufgabe es sein wird, grüne Wasserstoffprojekte in Schleswig-Holstein zu initiieren und zu begleiten. Gleichzeitig wurde bereits Ende September eine digitale Förderfibel online gestellt, die über alle föderalen Ebenen hinweg zu bestehenden Förderprogrammen informiert.

Das Gesamtvolumen des Landesförderprogramms setzt sich dabei aus 10 Mio. Euro aus dem InfrastrukturModernisierungsProgramm für das Land Schleswig-Holstein (IMPULS 2030) und 20 Millionen aus dem Corona-Konjunkturpaket zusammen. Förderfähig sind die Bereiche Wasserstofferzeugung, Entwicklung einer Wasserstoffnachfrage, Wasserstoffforschung, Wasserstoffinfrastruktur sowie Maßnahmen zur Aus- und Weiterbildung, Konzepte, Netzwerke, Studien sowie Öffentlichkeitsarbeit.

In der Landesgruppe Nord sind über 100 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in der Landesgruppe Nord leisten jährlich Investitionen in Höhe von über 839 Millionen Euro, erwirtschaften einen Umsatz von über 7,2 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für über 18.000 Beschäftigte.