Digitaler Austausch beim VKU-Regionaltreffen SH
Baustein Kommunale Wärmewende

Welche Rolle spielen kommunale Unternehmen im Wärmesektor? Welche Entwicklungen gibt es im Bereich der Wärmenetze? Welche Erfahrungen macht die Kommunalwirtschaft bei der Umsetzung von Wärmelösungen? Diesen Fragen ging das VKU-Regionaltreffen Schleswig-Holstein am 5. Mai 2021 nach. Impulse dazu hielten Staatssekretär Tobias Goldschmidt (MELUND SH), Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing (VKU), Jan Wullenweber (VKU Fachgebietsleiter Wärmemarkt) sowie Dr. Jörg Teupen (Vorstand der Stadtwerke Kiel).

20.05.21

Zu Beginn begrüßte der Landesgruppenvorsitzende Jürgen Schäffner die über 20 Teilnehmer:innen der VKU-Mitgliedschaft in Schleswig-Holstein sowie weitere Gäste der Landesgruppe. VKU Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing führte in das zentrale Thema der kommunalen Wärmewende ein und gab Herrn Dr. Alexander Götz als neuen stellv. Hauptgeschäftsführer und Leiter der Abteilung Energiewirtschaft die Möglichkeit der Vorstellung. Herr Dr. Götz wechselte zum ersten Mai vom Niedersächsischen Innenministerium zum VKU Berlin.

v.l.: VKU Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing, stellv. VKU Hauptgeschäftsführer und Leiter der Abteilung Energiewirtschaft Dr. Alexander Götz

 

Staatssekretär Tobias Goldschmidt berichtete im Anschluss über die Änderung des Energiewende- und Klimaschutzgesetzes SH, zu welcher im Rahmen der Verbändeanhörung im April der VKU Nord Stellung nahm. Der Staatssekretär ordnete dabei die Rolle der Kommunalwirtschaft im Wärmesektor aus Sicht der Landesregierung ein und stellte die einzelnen Maßnahmen der Novellierung dar. Dabei werde ein Schwerpunkt auf eine kommunale Wärmeplanung sowie den Ausbau des Anteils an Erneuerbarer Energien gelegt. Beide Ziele wurden durch die Teilnehmer:innen grundsätzlich begrüßt. Das Gesetz solle dem Landtag noch vor der Sommerpause zur Abstimmung vorgelegt werden. Auf Nachfrage erläuterte der Staatssekretär, dass sich die im Gesetzentwurf festgeschriebenen Ausbauziele für Erneuerbare Energien an denen der Bundesregierung orientierten und somit weiter angepasst würden. Durch die Vereinfachung von Genehmigungsverfahren wolle die Landesregierung den Ausbau auf Landesebene weiter beschleunigen. Eine Standardisierung des Vollzugs artenschutzrechtlicher Vorschriften bei der Errichtung von Windenergieanlagen befinde sich derzeit in der Abstimmung. Der VKU Nord begrüßt grundsätzlich eine mit der Arbeitshilfe in Aussicht stehende beschleunigte Bearbeitung artenschutzrechtlicher Belange im Rahmen der Genehmigungsverfahren.

Staatssekretär Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein Tobias Goldschmidt

 

Einen Überblick zu den bundesweiten Entwicklungen im Bereich der Wärmenetze gab Jan Wullenweber, VKU Fachgebietsleiter Wärmemarkt. Er stellte verschiedene Förderprogramme, wie die Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) und die Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) dar. Zudem erläuterte er die KWKG-Änderungen im Zuge der EEG-Reform und des Kohleausstiegs und ging dabei auf die Wirksamkeit der Wärmelieferverordnung (WärmeLV) ein. Des Weiteren stellte Herr Wullenweber die aktuelle VKU Broschüre Zukunft Wasserstoff vor. Mit der Broschüre stellt der Verband eine Strategie zur Transformation der Gasinfrastruktur anhand bundesweiter Praxisbeispiele der Kommunalwirtschaft auf. Zuletzt berichtete er zu europäischen Rechtsakten mit Bezug auf den Wärmesektor, wie der Energieeffizienzrichtlinie (EED 2018) und dem European Green Deal.

Abschließend stellte Dr. Jörg Teupen, Vorstand der Stadtwerke Kiel das Leuchtturmprojekt Küstenkraftwerk K.I.E.L. in einem Erfahrungsbericht nach fast 2 Jahren Betrieb vor. Nach der Standortentscheidung im November 2012 stellte ein Großteil des Baus die Räumung von Kampfmitteln auf dem Gelände direkt an der Kieler Förde dar. 2018 startete die Inbetriebsetzungsphase und im November 2019 erfolge der kommerzielle Betrieb des Küstenkraftwerks. Die innovative Konzeption des Gasmotorenkraftwerks ermögliche den Stadtwerken Kiel, die Strom- und Wärmeerzeugung in Abhängigkeit vom Strompreis zu fahren. Dabei erzielt das kommunale Unternehmen mit der Anlage einen Gesamtwirkungsgrad von 92%. Aufgrund zunehmender Volatilitäten im Energiesystem sei eine hohe Marktflexibilität Voraussetzung für Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Durch die Kombination von 20 regelbaren Gasmotoren, einem Wärmespeicher sowie einer Power-to-Heat-Anlage ist das Kraftwerk in der Lage, flexibel auf unterschiedliche Marktsituationen zu reagieren. Ein Erfolg für die Stadtwerke Kiel und die kommunale Wärmewende.

Vorstand Stadtwerke Kiel Dr. Jörg Teupen

In der Landesgruppe Nord sind 105 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in der Landesgruppe Nord leisten jährlich Investitionen in Höhe von über einer Milliarde Euro, erwirtschaften einen Umsatz von fast 6 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für über 18.000 Beschäftigte.