30. Osnabrücker Wasserfachtagung – Wasserversorgung in der Krise

Unter dem Motto „Wasserversorgung in der Krise" lud der VKU Niedersachsen/Bremen gemeinsam mit den Stadtwerken Osnabrück am 06.09.22 zur mittlerweile 30. Osnabrücker Wasserfachtagung ein, um die Themen der Gegenwart aus Sicht der kommunalen Wasser- und Abwasserwirtschaft zu beleuchten, Handlungsoptionen zu adressieren und Lösungsansätze aufzuzeigen.

06.09.22

In den letzten Jahren befinden wir uns dauerhaft im Krisenmodus: Die Pandemie scheint sich noch immer nicht dem Ende zu nähern. Gleichzeitig erschüttert uns der weiter andauernde russische Angriffskrieg mitten in Europa, der hierzulande eine beispiellose Energiekrise nach sich zieht. Über allem schwebt der immer stärker wahrnehmbare Klimawandel. Die Hitzewelle in diesem Sommer und die damit verbundene Trockenheit sowie die anhaltende Dürre in anderen europäischen Ländern rücken auch hierzulande (potentielle) Trockenphasen wieder in den Fokus. Auf der anderen Seite hat uns die Flut in Rheinland-Pfalz und NRW im letzten Jahr wieder sehr deutlich vor Augen geführt, welche katastrophalen Konsequenzen extreme Starkregenereignissen haben können. Die klimatischen Veränderungen stellen das Land, die Kommunen und vor allem auch die kommunale Wasser- und Abwasserwirtschaft vor gewaltige Herausforderungen. Sie sind mehr denn je gefordert, sich auf die verändernden Rahmenbedingungen einzustellen. Vor diesem Hintergrund lud der VKU Niedersachsen/Bremen gemeinsam mit den Stadtwerken Osnabrück und unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Ministers für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Olaf Lies, für den 06.09.22 zum Thema „Wasserversorgung in der Krise“ zur mittlerweile 30. Osnabrücker Wasserfachtagung ein. Mehr als 60 Teilnehmende folgten der Einladung in die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Moderiert wurde die Veranstaltung von VKU-Landesgeschäftsführer Dr. Reinhold Kassing.

Nach der Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der Stadtwerke Osnabrück, Stefan Grützmacher, sowie den Gastgeber Felix Gruber, Leiter der Abteilung Umwelttechnik der DBU, betonte der Niedersächsische Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Olaf Lies, in seinem Grußwort, dass sich das Land Niedersachsen auch unter dem Eindruck der Extremwettereignisse der letzten Jahre intensiver als jemals zuvor mit dem Thema „Wasser“ auseinandersetzt. Dabei ging er auch auf das Wasserversorgungskonzept Niedersachsen ein, das der Öffentlichkeit im Frühjahr dieses Jahres präsentiert wurde.

Den Klimawandel, den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise im Fokus, beleuchtete Dr. Britta Ammermüller, stellvertretende Leiterin der Abteilung Wasser/Abwasser und Telekommunikation und Bereichsleiterin Wirtschafts- und Ordnungspolitik im VKU, anschließend die zentralen Herausforderungen für die kommunale Wasser- und Abwasserwirtschaft. Dabei stellte sie die Ergebnisse der VKU-Mitgliederumfrage zum diesjährigen Hitzesommer vor und betonte die zunehmende öffentliche Wahrnehmung, die dem Thema Wasser zu Teil werde. Anschließend berichtete Dr. Marcel Nicolaus, Meereisphysiker am Alfred-Wegener-Institut, unter dem Titel „Ein Jahr in der Arktis – Driften mit dem Meereis, um das Klima besser zu verstehen“ über seine Teilnahme an der größten Arktisexpedition aller Zeiten, mit der das Ziel verfolgt wurde, den Einfluss der Arktis auf das globale Klima besser zu verstehen. Eindrucksvoll schilderte er das Arbeiten und Leben an Bord des deutschen Forschungseisbrechers Polarstern, der eingefroren durch das Nordpolarmeer driftete, und erläuterte die Konsequenzen der Erwärmung der Arktis für die mittleren Breiten.

Nach der Mittagspause widmete sich Uwe Sütering, Abteilungsleiter Wasserbewirtschaftung/ Wasserrechte beim OOWV, dem steigenden Nutzungsdruck auf die Wasserressourcen. Dabei erläuterte er die Situation im eigenen Verbandsgebiet und stellte die Lösungsansätze des OOWV vor. In diesem Kontext rückte Ingelore Hering, Leiterin der Abteilung Wasserwirtschaft, Bodenschutz im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, die aufwendigen und sehr langwierigen Wasserrechtsverfahren in den Mittelpunkt der Betrachtung und widmete sich der Frage, ob und inwieweit sich die Verfahren beschleunigen lassen. Anschließend nahm Dr. Hans-Otto Weusthoff, Technischer Leiter der Stadtentwässerung Hannover, die mit der Nutzung von gereinigtem Abwasser z.B. in Industrie oder Landwirtschaft verbundenen Potenziale in den Fokus und präsentierte zudem Möglichkeiten für eine wassersensible Stadtentwicklung.

Den dritten Block der Veranstaltung eröffnete Tino Schmelzle, Geschäftsführer der SWO Netz GmbH. Er stellte das Nachhaltigkeitsprogramm PRO Wasser der Stadtwerke Osnabrück zur langfristigen Sicherung der örtlichen Trinkwasserversorgung vor. Dabei sprach er u.a. die durchgeführte Wasserstrukturanalyse an und zeige den daraus resultierenden Handlungsbedarf auf. Anschließend ging Markus Lauten, Referent für Wassersicherstellung im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, auf die Wasserversorgung im Zivilschutz ein und informierte über konkrete Fördermöglichkeiten, bevor sich Jörg Peine-Paulsen aus der Verfassungsschutzbehörde im Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport zum Schluss der Veranstaltung der Gefährdungslage der Wasser- und Abwasserwirtschaft durch Cyberattacken widmete.