Wiesbaden, 05. September 2025. In den kommenden 20 Jahren müssen in Hessen rund 64,5 Milliarden Euro in Erhalt, Erneuerung und Klimaanpassung der Trinkwasser- und Abwasserinfrastruktur investiert werden. Das zeigt eine aktuelle Studie von Becker Büttner Held Rechtsanwälte Steuerberater Unternehmensberater PartGmbB (bbh) im Auftrag des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU).
Rund 18,5 Milliarden Euro entfallen auf die Trinkwasserversorgung, 46 Milliarden Euro auf die Abwasserentsorgung. Im Schnitt sind das jährlich 3,2 Milliarden Euro. Die Zahlen verdeutlichen die weithin bestehenden Herausforderungen für eine sichere und zuverlässige Wasserver- und Abwasserentsorgung in Hessen.
Die Investitionserfordernisse sind nicht gleichbedeutend mit der tatsächlichen Belas-tung für die Bürgerinnen und Bürger, da die Investitionen über die Jahrzehnte, in denen die Anlagen und Netze dann tatsächlich genutzt werden, abgeschrieben und auf alle Nutzergruppen verteilt werden. Dennoch werden sich die Investitionen auf lange Sicht auch in steigenden Entgelten für Wasser und Abwasser niederschlagen.
Etwa 10 bis 15 Prozent der Gesamtsumme sind Maßnahmen zuzuordnen, die in Folge des Klimawandels für die Anpassung der Infrastruktur erforderlich werden – etwa für den Umgang mit längeren Trockenphasen oder häufigeren Starkregenereignissen. Die Wasserwirtschaft steht damit vor einem neuen großen Investitionszyklus seit der Mitte des letzten Jahrhunderts. Erhalt und Erneuerung, neue gesetzliche Vorgaben und Maß-nahmen zur Klimaanpassung greifen dabei oft ineinander und lassen sich nicht trenn-scharf voneinander abgrenzen.
„Viele Anlagen in Hessen sind zwar in einem guten Zustand, doch ein erheblicher Teil der Infrastruktur nähert sich dem Ende seiner Lebensdauer“, erklärt Martin Heindl, Ge-schäftsführer der VKU-Landesgruppe Hessen. „Gleichzeitig müssen wir unsere Netze und Anlagen fit für die Zukunft machen – das heißt: klimaresilient, leistungsfähig und nachhaltig.“ Heindl weiter: „Anders als bei Straßen und Brücken sind Schäden am Schatz unter der Straße nicht sofort sichtbar und treten erst ins Bewusstsein, wenn es zu Ausfällen kommt. In der aktuellen Debatte um Fördermittel bleibt die Wasser- und Abwasserinfrastruktur oft unter dem Radar.“
Heindl weiter: „Die Zahlen zeigen klar: Ohne langfristige und verlässliche Finanzierungs-perspektiven wird es schwer, die Wasserinfrastruktur in Hessen zukunftsfest zu ma-chen. Wir brauchen jetzt politische Weichenstellungen der Landesregierung, damit Versorgungssicherheit und Umweltstandards auch in den kommenden Jahrzehnten ge-währleistet bleiben. Daher appellieren wir an die Landesregierung, gemeinsam mit der Kommunalwirtschaft Lösungsoptionen zu entwickeln. Ziel ist es, Wege zu finden, wie das Land Hessen dazu beitragen kann, die notwendigen Investitionen in die Wasserinf-rastruktur besser zu finanzieren und die Finanzkraft der kommunalen Unternehmen
In Hessen sind 166 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in Hessen leisten jährlich Investitionen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro, erwirtschaften einen Umsatz von mehr als 15 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für 28.500 Beschäftigte.