Klimaanpassung und kommunale Wasserwirtschaft - "Wir müssen klimarobuster werden“
26.05.20

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Wiesbaden, 27. Mai 2020. Extreme Wetterereignisse nehmen in den letzten Jahren zu. Während 2017 und die Jahre davor vor allem Starkregenereignisse mit erheblichen Auswirkungen zu verzeichnen waren, folgte 2018 auch in Hessen ein extremes Trockenjahr. Laut des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war auch der April dieses Jahres der dritttrockenste seit Messbeginn in Deutschland.

Kommunale Trinkwasserversorger und Abwasserentsorger in Hessen können die Wetterextreme bislang weitgehend so kompensieren, dass es nicht zu langfristigen Ver- und Entsorgungsausfällen kommt. Eine Verstetigung von Klimaextremen wie Hitze, Trockenheit und Starkregen wirkt sich allerdings dauerhaft auf sämtliche Handlungsbereiche der kommunalen Wasserwirtschaft aus: vom Wasserdargebot über die Verteilung bis hin zur Entwässerung. Die VKU-Landesgruppe Hessen, die kommunale Trinkwasserversorger und Abwasserentsorger vertritt, zeigt im Rahmen eines digitalen Pressegespräches Handlungsbedarfe auf, um die Trinkwasser-gewinnung und -verteilung sowie die Abwasserentsorgungssysteme und -anlagen klimarobuster zu machen.

Bernd Petermann, Geschäftsführer Zweckverband Stadt und Kreis Offenbach und Mitglied des hessischen Landesgruppenvorstands des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU): „Die Infrastruktur der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung stellt einen erheblichen Vermögenswert der Bürgerinnen und Bürger dar. Die-ser wurde durch Entgelte und öffentliche Fördermittel geschaffen. Diese Infrastruktur muss nicht nur mit Blick auf die notwendige Erneuerung, sondern insbesondere auch an den Klimawandel angepasst und zukunftsfest ausgestaltet werden und das bei bezahlbaren Entgelten. Dafür müssen die bei den Unternehmen vorhandenen Mittel auch für diese Aufgaben eingesetzt werden können. Sie dürfen nicht durch immer neue zusätzliche politische Zielsetzungen aufgezehrt werden.“

„Die externen Einflüsse auf die Trinkwasserversorgung sind größer geworden, beispielsweise die Bevölkerungszunahmen im Rhein-Main-Gebiet, Bevölkerungsrückgänge in ländlichen Regionen, der Klimawandel, aber auch Nutzungs- und Bewirtschaftungskonkurrenzen. Alle diese Einflüsse müssen bei den Wasserrechten der kommunalen Wasserversorger berücksichtigt werden. Gerade wenn das langfristig nutzbare Wasserdargebot nicht für alle gewünschten Nutzungen ausreichend ist und damit eine Abwägung notwendig wird, ist die Versorgung mit Trinkwasser vorrangig sicherzustellen“, verdeutlicht Petermann.

„Die Auswirkungen der heißen und trockenen Witterung der vergangenen Jahre auf die Wasserversorgung sind regional unterschiedlich. Die Stärkung von Versorgungsverbünden, wie es sie im Rhein-Main-Gebiet und in Mittelhessen gibt, ist ein Mittel, um mögliche Engpässe aufzufangen und die hessischen Verbraucherinnen und Verbraucher mit Trinkwasser in bester Qualität zu versorgen. Verbunden mit der Grundwasseranreicherung in einigen Bereichen wird so eine klimaunabhängigere Versorgung sichergestellt“, betont Elisabeth Jreisat, Geschäftsführerin der Hessenwasser GmbH & Co. KG und Mitglied des VKU-Landesgruppenvorstandes.

Clemens Abel, Betriebsleiter der Mittelhessischen Wasserbetriebe (MWB) mit Sitz in Gießen, hat das Ziel, vor allem in städtischen Gebieten bei Starkregenereignissen das Wasser in der Stadt zu halten: „Die wassersensible Stadtentwicklung ist ein wesentlicher Baustein der Klimaanpassung. Sie sollte Leitbild für die Stadt- und Freiraumplanung werden. Die multifunktionale Flächennutzung unterstützt die Wasserspeicherfähigkeit urbaner Böden, reduziert die Gefahr von Überflutungen bei Starkregen und erhöht die kühlende Verdunstung in Hitzemonaten. Darüber hinaus leistet sie einen Beitrag zu einem attraktiveren Stadtbild.“

In Hessen sind 153 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in Hessen leisten jährlich Investitionen in Höhe von über 800 Millionen Euro, erwirtschaften einen Umsatz von knapp 14 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für fast 23.000 Beschäftigte.