Bioabfall, Klimaschutz
Klimaschutz ist auch Sortieren und Trennen

Die Verwertung von Bioabfällen ist ein Paradebeispiel für eine moderne Kreislaufwirtschaft und den Klimaschutz: Aus den 5 Millionen Tonnen Bioabfällen aus Privathaushalten in Deutschland werden etwa 2 Mio. Tonnen Kompost hergestellt. Dessen Anwendung verbessert die Kohlenstoffbindung im Boden und in Pflanzen und ersetzt Düngemittel und Torf.

22.09.23

© 

Kompost_© Marina Lohrbach_Adobe.jpeg

Auf dem Weg zum Kompost kann Biogas erzeugt werden, und aus nicht kompostierbaren Bioabfällen kann Strom erzeugt werden. Die getrennte Bioabfallsammlung ist also ein wichtiger und sehr konkreter Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz.

Voraussetzung für die umweltverträgliche Bioabfallverwertung ist die möglichst gute Qualität der getrennten Sammlung, das heißt die sortenreine Bioabfallerfassung ohne Steine, Keramik, Glas oder auch Plastik in den Biotonnen. Bei der Herstellung von Kompost stören besonders Plastikabfälle – denn niemand möchte Plastikschnipsel in seiner Blumenerde oder auf dem Acker haben. Bioabfall-Behandlungsanlagen müssen also Plastikpartikel mit einem erheblichen zusätzlichen Aufwand aussortieren. Daher gilt es, diesen Eintrag zu vermeiden.

#wirfuerbio
In der 2. Septemberhälfte führte deshalb die kommunale Umweltinitiative #wirfuerbio #wirfuerbio – Kein Plastik in die Biotonne. Aktionswochen unter dem Motto „Dein Biomüll ist wichtig fürs Klima!“ durch, um bei den Bürgerinnen und Bürgern weiter dafür zu werben, den Störstoffgehalt in der Biotonne zu minimieren. Schirmherr der Aktionswochen war der Kieler Oberbürgermeister und VKU-Präsident Dr. Ulf Kämpfer. Zur Eröffnungsveranstaltung sagte er unter anderem: „Klimaschutz beginnt zu Hause bei jedem Einzelnen von uns. Daher wollen wir das Bewusstsein dafür schärfen, in die Biotonne auch wirklich nur Bioabfälle zu geben und sorgfältig zu trennen. Klimaschutz ist eben auch Sortieren und Trennen.“

Die Landeshauptstadt Kiel geht dabei selbst mit gutem Beispiel voran. Analysen des Abfallwirtschaftsbetriebes Kiel (ABK) haben gezeigt, dass sich der Fremdstoffanteil im Bioabfall im Mittel auf lediglich 0,8 Gewichtsprozent beläuft. Insbesondere der Anteil der relevanten Kunststoffe war mit 0,15 Gewichtsprozent auffällig niedrig. Potenzial zur verbesserten Sortierung besteht in Kiel deshalb eher mit Blick auf die Menge der getrennten Sammlung, das heißt beim Restabfall – dies gilt vor allem für die Organikanteile, die trockenen Wertstoffe und die verpackten Lebensmittel. Für alle diese Stoffe gibt es bereits etablierte Getrennterfassungssysteme, die zwar gut, allerdings nicht im ausreichendem Maße durch Bürgerinnen und Bürger angenommen werden. Die Initiative #wirfürBio wurde 2017 in Norddeutschland ins Leben gerufen, inzwischen sind es mehr als 60 kommunale Abfallwirtschaftsbetriebe aus zwölf Bundesländern.

Aktion Biotonne Deutschland
Parallel zu den Aktionswochen von #wirfuerbio erfolgte der Start der „Biotonnen-Challenge“ 2024/2025 der Aktion Biotonne Deutschland, die mit vielen Kommunen und kommunalen Entsorgungsbetrieben zusammenarbeitet. Die Herausforderung dabei ist ebenfalls, die Qualität des Bioabfalls zu verbessern und dies durch repräsentative Analysen im Abstand von ca. 1 Jahr nachzuweisen. Das Engagement aller teilnehmenden Unternehmen der #biotonnenchallenge2024 wird im Mai 2025 auf einer deutschlandweiten Veranstaltung ausgezeichnet sowie auf der „Biotonnen-Bessermacher-Liste“ gewürdigt.

Klimaschutz-Konferenz
In einer weiteren Initiative beleuchtet der VKU am 18. Oktober 2023 auf seiner Konferenz „Praktikable Klimaschutz-Potenziale in der Abfallwirtschaft“ und Stadtsauberkeit auch über die Verwertung des Bioabfalls hinaus. Ob klimafreundliche Abwärme aus der Abfallverbrennung, klimaneutrale Fahrzeugflotten oder die Motivation und Beteiligung der eigenen Belegschaft – viele Aktivitäten der VKU-Mitglieder tragen zum Klimaschutz in den Kommunen bei.

Europäische Woche zur Abfallvermeidung
Auch bei den Bioabfällen ist jedoch die wichtigste Maßnahme zum Schutz der Umwelt, sie überhaupt zu vermeiden. Geschätzt wird, dass in der EU jedes Jahr 88 Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet werden. Es entspricht einer Masse von 173 Kilogramm pro Person. Die Hauptverursacher sind demnach die Haushalte mit 53 % und die verarbeitende Industrie mit 19 %.

Die größte europäische Initiative, um diese Situation zu verbessern, ist die Europäische Woche der Abfallvermeidung (EWAV). Sie wird in Deutschland vom VKU koordiniert und startete hier 2014 – mit dem Motto: „Lebensmittelverschwendung stoppen!“

Die EWAV 2023 findet vom 18. bis 26. November statt. Das diesjährige Motto lautet „Clever verpacken - Lösungen gegen die Verpackungsflut“. Und im Jahr 2024 wird die EWAV voraussichtlich erneut das Thema „Lebensmittelverschwendung“ behandeln.