Best Practice Beispiele

Die Geschichte einer Box

Bye Bye Plastik Sylt

Die Initiative Bye Bye Plastik will Deutschland vom Einwegplastik befreien. Dafür setzen sich regionale Gruppen ein, die sich alle freiwillig vor Ort um die Reduktion von Einwegplastik im privaten, geschäftlichen, kommunalen und touristischen Gebiet bemühen. Die ehrenamtliche Initiative wurde im November 2018 von der auf der dänischen Insel Bornholm lebenden deutschen Autorin und Plastikaktivistin Steffi Schroeter gegründet und ist seitdem in elf deutschen Regionen aktiv, darunter Kiel, Flensburg, Frankfurt und Quickborn.

Im Sommer 2019 haben sich der Initiative die vier engagierten Sylter Frauen Heike, Carin, Claudia und Christine angeschlossen um Bye Bye Plastik Sylt ins Leben zu rufen. Zur Symbolfigur wurde der Wal auserwählt. Dieser prangt auf den Smileys, die die Initiative an Unternehmen wie Cafés, Imbisse, Hotels, Geschäfte, aber auch an Kindergärten, Schulen und Institutionen vergeben, die sich entscheiden, auf Einwegplastik wie z.B. Plastikbecher, Plastikdeckel, Plastikbesteck, Plastiktüten, Plastikflaschen mit Einwegpfand, To-Go-Verpackungen wie für Sandwiches oder Salat, aber auch kleine Portionspackungen wie für Sahne oder Ketchup zu verzichten. 27 solcher Partner gibt es bisher auf Sylt. Aufgrund des neuen EU-Plastik-Einwegverbots, das ab dem 3. Juli 2021 greift, überarbeitet die Initiative aktuell die Kriterien für die Vergabe des Smileys und ab Sommer 2021 werden dann in einer zweiten Stufe noch gezielter Kriterien wie Mehrweg, Refill und Unverpackt in das Projekt einbezogen. Zudem werden konkrete Handlungsempfehlungen für Unternehmen und Kommunale Institutionen entwickelt, um die Plastikflut in der tagtäglichen Praxis zu bekämpfen.

Neben Müllsammelaktionen und Ideenbörsen veranstaltet Bye Bye Plastik Sylt auch Challenges. 2020 hat Bye Bye Plastik Sylt mit einer „Plastikfrei Challenge“ an der „Europäischen Woche der Abfallvermeidung“ vom 23. bis zum 27. November 2020 teilgenommen. Bei dieser Challenge wurden die Sylter und Touristen der Insel eingeladen, ihren Plastikkonsum, der beim täglichen Einkauf anfällt, zu reduzieren und ein Foto von dem (fast) plastikfreien Einkauf auf Sozialen Medien zu teilen. Zu gewinne gab es eine "Sylt-Buddel". Die Sylt-Buddel ist eine 0.6l-Glasflasche von soulbottle, gestaltet von der Sylter Künstlerin, Profisurferin und 6-fachen Stand-Up-Paddling-Weltmeisterin Sonni Hönscheid.

Die Initiative hat das Credo, dass jeder Schritt und jede Handlung eines jeden Menschen zählen. Wenn allein nur jede*r der knapp 18.000 Sylter Einwohner*innen jeden Tag ein Stück Plastik weniger verbraucht und ein Stück Plastik am Wegesrand, am Strand oder in der Natur aufsammelt, wären das mehr als 13.000.000 Stücke Plastik weniger im Jahr. 

Ansprechpartner:

Heike Werner
Vorstand Bye Bye Plastik Sylt
Kolberger Str. 3, 25980 Sylt/Westerland
E-Mail: sylt(at)byebyeplastik(dot)com

Fotorechte: Heike Werner

Kreisabfallwirtschaftsbetrieb Heidenheim

Kreisabfallwirtschaftsbetrieb klärt Schüler der Technischen Schule auf über den sorgsamen Umgang mit Plastik

Warum ist Mikroplastik so problematisch?

In den letzten 60 Jahren haben wir mehr Güter und Ressourcen verbraucht als alle Generationen vor uns zusammen. Dabei sollte uns allen bewusst sein, dass die natürlichen Ressourcen wie Wasser, Boden, Luft, Wälder, Metalle und auch die Artenvielfalt letztlich die Lebensgrundlage auf unserem Planeten sind. Der wachsende Konsum und die Bevölkerungszunahme und der damit verbundene Verbrauch der Ressourcen bringt die Tragfähigkeit unseres Planeten an seine Grenzen. Deshalb ist auch der seit 60 Jahren gestartete, ungebrochene Siegeszug von Kunststoffen in unserm Alltag auch so zwiespältig. Einerseits ist Plastik ein vielseitig einsetzbarer Stoff, - leicht, flexibel, reißfest, wasser- und chemikalienbeständig und bruchfest. Dazuhin billig und hält lange. Andererseits braucht eine Plastiktüte – je nach Material – Jahrhunderte um sich aufzulösen. Dabei werden Plastiktüten meist nur ein einziges Mal verwendet.

Und „Bio-Plastiktüten“ sind in der kurzen Zeit, in der diese in modernen Kompostierungsanlagen verbleiben, nicht abbaubar. Tütenfetzen bleiben zurück, weshalb diesen Kompost dann niemand haben möchte. Im Wasser wiederum kommt der zerriebene Plastikabfall schnell in unsere Nahrungskette. Und das ist ein Problem, dessen massive Folgen noch gar richtig abgeschätzt werden können. Problematisch sind vor allem die Plastikpartikel, die man nicht sieht. Selbst beim Zähneputzen kommt Mikroplastik ins Wasser. Mikroplastik aus Kosmetik und Kleidung landet nicht nur im Meer, sondern auch in unseren Flüssen und Seen. Stehende Binnengewässer sind ähnliche Senken wie Meere. In der Donau treiben an manchen Stellen mehr Plastikpartikel als Fischlarven. Dieses massive Umweltproblem im Blick auf Kunststoffabfälle hat jetzt der Kreisabfallwirtschaftsbetrieb bei einem Unterrichtsbesuch in der Technischen Schule aufgegriffen und gemeinsam mit Lehrerin Habibe Tok mit den Schülern diskutiert und mögliche Auswege aus dieser schwierigen Plastikabfallfalle aufgezeigt.

Aktueller Anlass dieses jetzigen - in Kooperation mit dem Kreisabfallwirtschaftsbetrieb - umgesetzten Umweltunterrichts ist das neue Müll-Trennsystem an der HEID-TECH. Einerseits sollen die Schüler erkennen, dass auch der Klimawandel mit der massiv zunehmenden Produktion von Kunststoffartikeln und deren Entsorgung in Zusammenhang steht. Und andererseits soll den Schülern auch konkret aufgezeigt werden, welchen Stellenwert Abfallvermeidung, Wiederverwendung und eine fachgerechte Entsorgung haben und warum das bereits bei der richtigen Sortierung von Wertstoffen und Restmüll beginnt. Am Ende wird ein Aktionstag stehen, bei dem die teilnehmenden Schüler Projektgruppen bilden und verschiedene Themen im Blick auf die vielfältigen Abfälle in unserer modernen Konsumgesellschaft aufarbeiten und dann beim Aktionstag präsentieren.

Ansprechpartner:

Kreisabfallwirtschaftsbetrieb Heidenheim
Herr Lothar Hänle
Tel.: 073219505-34
E-Mail: L.Haenle(at)abfallwirtschaft-heidenheim(dot)de

PooPicks auf Wangerooge

Oft muss man ein Problem mit eigenen Augen sehen, um es wirklich verstehen zu können - oder eine Plastikflasche mit den eigenen Händen aus dem Meer fischen, um das ungeheure Ausmaß der Plastikverschmutzung wortwörtlich zu begreifen. Und so ist es keine große Überraschung, dass eine Insel wie Wangerooge, umgeben von Meer, gesegnet mit schönen Stränden und tagtäglich konfrontiert mit Plastikmüll, besonders kreativ wird, wenn es um Lösungen des Problems geht. Der Insel-Stofbüdel ist so eine Lösung, denn er soll Einheimische und Touristen daran erinnern, beim Einkauf nicht auf Plastiktüten zu setzen (für alle Nicht-Norddeutschen - der Büdel ist eine Tasche). Was allerdings Vielen gar nicht klar ist: die so oft verteufelte Plastiktüte im Supermarkt ist nur ein Teil des Problems. Stoffbüdel hin- oder her, jeden Tag werden alleine in Deutschland bis zu 15 Millionen Plastiktüten verbrannt, weil sie einem ganz anderen Zweck dienen: die Hinterlassenschaften von Hunden zu beseitigen. Durch die Verbrennung von Hundekotbeuteln werden so täglich mehr als 750.000 Liter Erdöl verbrannt, die mehr als 1.000 Tonnen klimaschädliches CO2 freisetzen.

Als echte Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit hat sich die Kurverwaltung von Wangerooge vorgenommen, auch für dieses Problem eine innovative Lösung zu suchen. Gefunden haben sie sie in den sogenannten PooPicks, einer Art Schaufel aus Recycling-Papier. 100 Prozent plastikfrei, in Deutschland hergestellt, klimaneutral verbrannt oder kompostiert und damit eine echte Alternative zu Bergen aus Plastiktüten, die einem jede Gassirunde verderben können. Seit 2018 werden PooPicks an Touristen verteilt und am „Platz am Meer“ steht sogar ein praktischer Spender, aus dem PooPicks kostenlos entnommen werden können. Zukünftig gibt es PooPicks auch als praktische Tüte - in der Handhabung genauso einfach und sicher wie herkömmliche Plastiktüten, aber garantiert ebenso plastikfrei wie der “große Bruder” aus Recycling-Pappe. So zeigt Wangerooge weiterhin was es heißt, im Namen der Umwelt immer weiter nach Lösungen zu suchen. Damit auch zukünftige Generationen den weißen Sand am Hauptstrand genießen können - und nicht auf einem Berg aus Plastiktüten und anderen angespülten Plastikteilchen spazieren gehen müssen.

Kontakt: info(at)thepoopick(dot)com

Fotorechte: Kurverwaltung Wangerooge (Rieka Beewen)