Karsten Specht, Vizepräsident des Verbandes kommunaler Unternehmen, dessen Mitglieder rund 90 Prozent aller Deutschen mit Trinkwasser versorgen:
„Es ist gut, dass sich Bundesregierung und Länder gegenüber Brüssel grundsätzlich auf Vorschläge geeinigt haben, um Nitrateinträge in unsere Gewässer zu reduzieren und unsere Trinkwasserressourcen zu schützen. Wir müssen die Böden in nitratbelasteten Gebieten dringend auf eine Schlankheitskur setzen. Am Ende geht es darum, dass die Vorgaben nachvollziehbar wirken. Die vorgestellten Beschränkungen werden aber wirkungslos sein, solange die zuständigen Kontrollbehörden diese nicht überprüfen können. Deswegen ist die Einführung eines flächendeckenden, schlagbezogenen und transparenten Monitoring-Systems mit digitaler Datenübermittlung zentral. Erst wenn das gelingt, haben wir eine echte Lösung auf dem Tisch. Transparenz würde auch die Forderung nach immer neuen Ausnahmeregelungen erübrigen.“
Hintergrund: Der Nitratgehalt im Grundwasser übersteigt in einigen Regionen seit Jahren den zulässigen Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Problematisch ist das Überschreiten der Grenzwerte, weil das Trinkwasser in Deutschland zu 70 Prozent aus Grund- und Quellwasser gewonnen wird, und die Grundwasserressourcen daher eine besondere Bedeutung für die Trinkwasserversorgung in Deutschland haben. Trinkwasser ist ein kostbares Gut und das wichtigste Lebensmittel. Wenn Einträge wie Nitrat in den Wasserkreislauf gelangen, wird es immer mühsamer, die gesetzlich vorgeschriebene Trinkwasserqualität zu sichern. Die Reinigung ist aufwendig und teuer. Wenn zuverlässige Trinkwasserversorgung noch aufwendiger wird, könnte auch das Wasser aus dem Hahn teurer werden.
Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt rund 1.500 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit mehr als 268.000 Beschäftigten wurden 2017 Umsatzerlöse von mehr als 116 Milliarden Euro erwirtschaftet und rund 10 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen große Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 61 Prozent, Erdgas 67 Prozent, Trinkwasser 86 Prozent, Wärme 70 Prozent, Abwasser 44 Prozent. Sie entsorgen jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und tragen entscheidend dazu bei, dass Deutschland mit 68 Prozent die höchste Recyclingquote in der Europäischen Union hat. Immer mehr kommunale Unternehmen engagieren sich im Breitband-Ausbau. Ihre Anzahl hat sich in den letzten vier Jahren mehr als verdoppelt: Rund 180 Unternehmen investierten 2017 über 375 Mio. EUR. Seit 2013 steigern sie jährlich ihre Investitionen um rund 30 Prozent und bauen überall in Deutschland zukunftsfähige Infrastrukturen (beispielsweise Glasfaser oder WLAN) für die digitale Kommune aus.