Stimmungsbild unter Stadtwerke-Entscheidern: Aktivitäten hin zu einer karbonarmen Energiezukunft schreiten voran / Corona trübt das Bild 15.09.20

Berlin, 15. September 2020

Heute findet der VKU-Stadtwerkekongress 2020 statt. Auf die etwa 300 Teilnehmer wartet ein Programm mit über 40 Rednern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Start-Up-Szene, darunter unter anderem Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Bundesminister a. D. Professor Klaus Töpfer oder Sozialpsychologe Professor Harald Welzer. Sie diskutieren mit Praktikern aus der Kommunalwirtschaft beispielsweise darüber, wie sich die aktuelle Situation der Stadtwerke darstellt oder wohin sich die Stadtwerkelandschaft entwickeln wird.

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) hat im Vorfeld des Kongresses deshalb bei Stadtwerke-Geschäftsführern und -Vorständen nachgefragt.*

Ergebnis: Die Stadtwerke-Aktivitäten hin zu einer CO2-armen Energiezukunft schreiten weiter voran: Beinahe drei Viertel der befragten Unternehmen investieren in den Ausbau der Elektromobilität und der erforderlichen Ladeinfrastruktur. In den Ausbau der Photovoltaik und die Umsetzung der Wärmewende investieren ebenfalls rund 75 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr bleiben die Investitionen auf Vorjahresniveau. Ein Grund: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie.

Konkret wurden bis zu 20 Prozent ihrer Investitionen zurückgestellt (bezogen auf die Gesamtinvestitionen im ersten Halbjahr 2020), antworteten die VKU-Mitglieder im aktuellen Stimmungsbild.

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing: „Unsere Mitgliedsunternehmen sind gefordert wie nie. Die Auswirkungen von Corona sind spürbar und müssen angegangen werden. Umso wichtiger ist es nun, die richtigen Anreize zu setzen, einen Rahmen und mehr Verlässlichkeit zu schaffen, damit langlebige moderne Infrastrukturen auf kommunaler Ebene realisiert werden können. Zaudern wäre verhängnisvoll.“

Zentrale Ergebnisse des Stimmungsbildes 
Beitrag der Stadtwerke zur Umsetzung der Energiewende vor Ort 
Die Stadtwerke leisten ihren Beitrag dazu, die Energie vor Ort umzusetzen. Insbesondere durch Investitionen in den Ausbau der Elektromobilität (78,6 Prozent) und der Ladeinfrastruktur (73,6 Prozent). In den Ausbau der Photovoltaik investieren 76,1 Prozent, in die Umsetzung der Wärmewende 74,2 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Investitionen nahezu gleich geblieben.

Investitionen und Zusatzkosten durch Corona 
Die Umfrage ergab, dass die Unternehmen rund ein Fünftel der Investitionen Corona-bedingt zurückgestellt haben (bezogen auf die Gesamtinvestitionen im ersten Halbjahr 2020). Hinzu kommen Zusatzkosten aufgrund der Pandemie: Finanzielle Mittel mussten vor allem für Hygienemaßnahmen (40 Prozent) und für Personal (37 Prozent) aufgewendet werden, um die Gesundheit und Sicherheit von Mitarbeiter und Kunden zu garantieren. Notwendig wurden laut Umfrage zudem technische und IT-Maßnahmen (34 Prozent), insbesondere Investitionen in zusätzliche Hard- und Software für die verstärke Arbeit im Homeoffice und digitale Prozesse.

Neue Arbeitswelt in „Corona-Zeiten“ und darüber hinaus 
Die Pandemie hat sich insbesondere auf die Arbeitsorganisation bei den Stadtwerken ausgewirkt. Knapp 95 Prozent der befragten Unternehmen sagten, dass sich der Berufsalltag und -organisation geändert hat. Die Veränderungen werden auch aktuell und in der Zeit nach Corona eine verstärkte Rolle spielen – mehr digitale Kommunikation, Homeoffice und Flexibilität für Berufsgruppen, die überwiegend in der Verwaltung und Management arbeitet. Neue Formen der Zusammenarbeit werden von 24 Prozent der Unternehmen auch baulich umgesetzt. Die Umfrage ergab zudem: Rund acht Prozent der Unternehmen können dieses Jahr Corona-bedingt kein neues Personal einstellen.

*An der Umfrage teilgenommen haben rund 200 Stadtwerke-Vorstände und -Geschäftsführer.

 

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) vertritt rund 1.500 Stadtwerke und kommunalwirtschaftliche Unternehmen in den Bereichen Energie, Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft sowie Telekommunikation. Mit mehr als 275.000 Beschäftigten wurden 2018 Umsatzerlöse von rund 119 Milliarden Euro erwirtschaftet und mehr als 12 Milliarden Euro investiert. Im Endkundensegment haben die VKU-Mitgliedsunternehmen große Marktanteile in zentralen Ver- und Entsorgungsbereichen: Strom 62 Prozent, Erdgas 67 Prozent, Trinkwasser 90 Prozent, Wärme 74 Prozent, Abwasser 44 Prozent. Sie entsorgen jeden Tag 31.500 Tonnen Abfall und tragen durch getrennte Sammlung entscheidend dazu bei, dass Deutschland mit 67 Prozent die höchste Recyclingquote in der Europäischen Union hat. Immer mehr kommunale Unternehmen engagieren sich im Breitbandausbau. 190 Unternehmen investieren pro Jahr über 450 Mio. EUR. Sie steigern jährlich ihre Investitionen um rund 30 Prozent. Beim Breitbandausbau setzen 93 Prozent der Unternehmen auf Glasfaser bis mindestens ins Gebäude.