Kommunen digitale Handlungsmöglichkeiten erhalten – Regionale Nutzung von 5G ermöglichen

Gemeinsamer Workshop von BUGLAS und VKU Nord beleuchtet technische Anforderungen und Potenziale, vorgesehene Frequenzvergabe und mögliche Anwendungen

08.04.19

Bonn/Lübeck, 5. April 2019. „5G wird angesichts des Fortgangs der Digitalisierung, zuneh-mend mobiler Internetnutzung und beständig wachsender Datenmengen zum Schlüssel für eine nachhaltig leistungsfähige Konnektivität“, sind sich der Bundesverband Glasfaseran-schluss (BUGLAS) und die Landesgruppe Nord des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) nach ihrem gemeinsamen Workshop zum neuen Mobilfunk- und Steuerungsstandard am 3. April in Lübeck einig. „Kommunen müssen dabei die Möglichkeit haben, selbst über ihre Zukunft bestimmen zu können und dürfen ihrer digitalen Handlungsoptionen nicht beraubt werden.“ 5G bietet nach Auffassung der beiden Verbände gerade, jedoch keinesfalls nur in Bereichen wie Smart City, intelligente Verkehrssteuerung, Steuerung kritischer Infra-strukturen und Assisted Ambient Living Potenziale für Städte, Gemeinden und Landkreise.

„Vor diesem Hintergrund müssen regionale 5G-Nutzungen zwingend ermöglicht werden“, so BUGLAS und VKU. „Der auch politisch gewünschte möglichst rasche und flächendeckende Ausbau des neuen Mobilfunk-Standards kann nur dann gelingen, wenn möglichst viele Marktakteure beteiligt werden. Gerade Stadtwerke, kommunale Unternehmen und Institutio-nen sowie City Carrier bringen hier mit ihren bereits engmaschig ausgerollten Glasfasernet-zen und ihren Kompetenzen unverzichtbare Voraussetzungen mit. Der bereits zweite ge-meinsame 5G-Workshop der beiden Verbände beleuchtete den aktuellen Status der Fre-quenzvergabe, technische Anforderungen und Möglichkeiten ebenso wie Anwendungsfelder und Erfahrungen, die die Branche aus dem bereits realisierten Ausbau von öffentlichen WLAN-Netzen für den 5G-Rollout nutzen kann.

Dr. Thilo Rohlfs, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein und Mitglied im Beirat der Bundesnetzagentur, erläuterte in seinem Eröffnungsvortrag die ein Glasfaser-Infrastrukturziel beinhaltende Digitalstrategie des nördlichsten deutschen Bundeslandes. Schleswig-Holstein sei als „Wiege des Betreibermodells“ für den Glasfaserausbau bis mindestens in die Gebäude aufgrund seiner sehr guten Glasfaserinfrastruktur prädestiniert dafür, 5G-Modellregion zu werden. Die Landesregierung werde sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass Frequenzen für regionale 5G-Nutzungen vergeben werden. Den aktuellen Sach- und Entscheidungsstand zur Vergabe des für lokale 5G-Nutzungen vor-gesehenen Frequenzbandes 3,7 bis 3,8 GHz erläuterte Thomas Heutmann, Leiter des zu-ständigen Referates 226 der Bundesnetzagentur. Im zweiten Halbjahr 2019 würden hier in einem ersten Schritt auf Antrag Frequenzen für Industrie, zusammenhängende Gewerbege-biete und die Landwirtschaft vergeben. Das Antragsverfahren solle dabei „schlank“ gehalten werden, nach einer Evaluierung des ersten Schrittes könnten darüber hinausgehende Fre-quenznutzungen möglich werden.

Christian Zieske, Projektmanager bei der atene KOM, zeigte in seiner Präsentation auf, dass die mobile Datennutzung mit jeder Mobilfunkgeneration exponenziell zunimmt. 5G ermögliche vielfältige neue Anwendungsfelder im Spannungsfeld von extrem hohen Datenraten, niedrigster Latenz und hoher Energieeffizienz. Kommunen sollten für 5G geeignete, vor-handene Infrastrukturen identifizieren und mögliche Sender-Standorte kartografieren. So könne die zwingend notwendige Verdichtung der Mobilfunkzellen mit einem Maximum an Effizienz vorangetrieben werden.

Warum 5G ein „gewaltiger Technologiesprung“ ist, verdeutlichte im Anschluss Rainer Liebhart, Head of 5G Solution Architecture bei NOKIA. Der neue Mobilfunkstandard liefere hin-sichtlich capacity (Bandbreiten größer 10 Gigabit pro Sekunde), latency (kleiner eine Millise-kunde), reliability (zero interruption) und connectivity (Sensoren und ähnliche Geräte mit mindestens zehn Jahren Batterie-Laufzeit) ein neues Level der Konnektivität. In Bezug auf Anwendungen seien Produktionsautomatisierung, autonomes Fahren, höchstauflösende Video-Applikationen und „massive IOT“ die Treiber.

Den Weg von der (flächendeckenden) Glasfaser zu 5G beschrieb anschließend Bernd Thielk, Geschäftsführer der willy.tel GmbH aus Hamburg. Sein Unternehmen hat in einer beispielhaften Partnerschaft mit der Stadtwerke Norderstedt-Tochter wilhelm.tel in der Met-ropolregion Hamburg auf der Basis eines eigenen, über 2000 Kilometer langen Glasfaser-netzes mit mehreren Tausend Antennen über ein hochleistungsfähiges öffentliches WLAN „Gigabit on Air“ gebracht. Thielk zeigte sich überzeugt, dass die nationalen Mobilfunkanbieter beim 5G-Rollout leistungsfähige Kooperationspartner vor Ort brauchen. Dafür seien regionale Glasfaseranbieter prädestiniert.

Zum Abschluss der Veranstaltung diskutierten die mehr als 40 Teilnehmer mögliche Anwen-dungsfelder für regionale 5G-Nutzungen, so beispielsweise das Management von Logis-tikeinrichtungen wie Häfen, die Steuerung kritischer Infrastrukturen und von Verkehrssyste-men sowie auch das im Zuge des demographischen Wandels immer wichtiger werdende Assistent Ambient Living sowie über Geschäftsmodelle, die sich daraus für kommunale Un-ternehmen und Institutionen ableiten lassen.

„Der 5G-Rollout ist eine zentrale Infrastrukturaufgabe, um Deutschland wettbewerbsfähig zu halten und die Potenziale der Digitalisierung auszuschöpfen. Wenn diese Aufgabe in endlicher Zeit erfolgreich erledigt werden soll, müssen die kommunalen Unternehmen und lo-kal/regional aktive Glasfasernetzbetreiber ihren wesentlichen und unverzichtbaren Beitrag leisten können,“ sind BUGLAS und VKU überzeugt. Die beiden Verbände werden daher auch weiterhin bei Regulierungsbehörde und Politik für regionale 5G-Frequenznutzungen werben.

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In der Landesgruppe Nord sind über 100 kommunale Unternehmen im VKU organisiert. Die VKU-Mitgliedsunternehmen in der Landesgruppe Nord leisten jährlich Investitionen in Höhe von über 839 Millionen Euro, erwirtschaften einen Umsatz von über 7,2 Milliarden Euro und sind wichtiger Arbeitgeber für über 18.000 Beschäftigte.