Niveau bei Führungskräften noch nicht auf Industrieniveau
Aktuelle Befunde zur Vergütung in der Ver- und Entsorgungswirtschaft

Der Vergleich von Vergütungen in der Kommunalwirtschaft mit Industrie und Dienstleistung zeigt teils noch deutliche Unterschiede. Der Handlungsbedarf im personalwirtschaftlichen Wettbewerb bleibt.

17.12.21

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Der Spagat der Human-Resources (HR)-Politik, sich im Spannungsfeld von Kosteneffizienz und Wettbewerbsorientierung – bezogen auf die eigenen Mitarbeiter – erfolgreich zu bewegen, ist auch in Zeiten der Pandemie größer geworden. Dies sieht man insbesondere an der zunehmenden Dynamik am Arbeitsmarkt, wenn es um Spitzenkräfte geht sowie einer sich verändernden Vergütungslandschaft. Knapper werdende qualifizierte Führungs- und Fachkräfte, insbesondere in Schlüsselpositionen, lassen den Druck im Wettbewerb um die besten Köpfe und die Marktbezüge – gerade in neuen bzw. engen Marktsegmenten – steigen. Dies ist im wettbewerblichen Teil der Energiewirtschaft auch geboten, denn der Abstand zu Industrie und Dienstleistung ist teilweise noch merklich.

Während die Vergütungshöhen bei Geschäftsführern in der Ver- und Entsorgungswirtschaft zwischen 111.000 Euro und 318.000 Euro liegen, liegen die Vergütungshöhen bei Geschäftsführern von Industrie-/Handelsunternehmen in der Privatwirtschaft bei Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten bei 250.000 Euro bis zu 530.000 Euro bei Unternehmen mit über 1.000 Beschäftigten. Auch bei der Zusammensetzung der Bezüge zeigen sich Unterschiede: während beispielsweise in Industrie und Handel 93 % der Topmanager Anspruch auf eine variable Vergütung haben, liegt der Verbreitungsgrad bei den Unternehmen in der Ver- und Entsorgungswirtschat bei lediglich 73 %. Der variable Anteil an den Gesamtbezügen liegt in Industrie und Handel bei rund 31 %, während er bei den Unternehmensleitern in der Ver- und Entsorgungswirtschaft nur durchschnittlich 17 % beträgt.

Merkliche Unterschiede sind auch auf den folgenden Führungskräfteebenen und sehr qualifizierten Fachfunktionen (insb. auch im Umfeld neuer Geschäftsfelder und IT/Digitalisierung, bspw. Specialist Big Data oder Projektmanager Erneuerbare Energien) zu verzeichnen. Ein gleiches Niveau der Bezahlung bzw. teilweise sogar eine Umkehrung findet sich zumeist erst im unteren und teilweise mittleren Tarifbereich wieder.

Gehaltsentwicklungen

Auf Basis des von Kienbaum und VKU durchgeführten Vergütungsbenchmarks lassen sich - bei gleichbleibender Vergleichsgruppe - bei den Geschäftsführern kommunaler Ver- und Entsorgungsunternehmen in den letzten fünf Jahren Gehaltssteigerungen von jährlich 2,3 % bis 5,7 % beobachten. Selbst in den von der Corona-Pandemie stark betroffenen letzten Jahren liegen die Gehaltssteigerungen bei rund 2,8 % bis 3,3 %.

Verglichen mit den branchenübergreifenden Gehaltsentwicklungen von Geschäftsführern öffentlicher Unternehmen insgesamt und Geschäftsführern von Unternehmen in der Privatwirtschaft wird hier die besondere Krisenbeständigkeit der Ver- und Entsorgungsunternehmen deutlich.

Dies wird auch daran deutlich, dass Gehaltsverzichte bzw. gekürzte variable Vergütungen, wie sie manche Leitungsfunktionen aufgrund der teils sehr schwierigen wirtschaftlichen Situationen durch die Pandemie hinnehmen mussten bzw. teilweise auch freiwillig eingegangen sind, bei öffentlichen Unternehmen kaum bis gar nicht zum Tragen gekommen sind.

Diese ausgewählten Ergebnisse stammen aus dem „Vergütungsbenchmark Energie + Wasser + Entsorgung“, der im Jahr 2021 zum 18. Mal gemeinsam vom VKU und Kienbaum durchgeführt wurde. Insgesamt sind dieses Mal 87 Unternehmen mit insgesamt über 9.000 Positionsmeldungen die Datenauswertung eingeflossen. Für jedes VKU-Mitglied gibt es die Möglichkeit eine telefonische Erstauskunft zu Vergütungsdaten und Vertragsmodalitäten (bspw. von Geschäftsleitungsmitgliedern) aus dem Vergütungsbenchmark Energie + Wasser + Entsorgung beim VKU zu erfragen. Umfassende Detailinformationen liefert den teilnehmenden Unternehmen weiterhin der Clubbenchmark der in 2022 erneut durchgeführt wird.

Ansprechpartner

Dr. Stefan Thole (VKU)
thole(at)vku(dot)de 
030 58580-215

Arne Sievert (Kienbaum)
Arne.Sievert(at)kienbaum(dot)de 
0221 80172-513