HYDROGEN DIALOGUE: Lokale Wasserstoff-Ansätze in den Fokus gerückt

25.11.20

Am 18. November war der VKU im Kongressprogramm der in Nürnberg neu eingeführten Wasserstoffmesse HYDROGEN DIALOGUE prominent vertreten. In Podiumsdiskussionen wirkten Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing mit, wie auch Vertreter aus VKU-Unternehmen. Im weiteren Programm hielten Mitglieder und die Landesgeschäftsstelle Bayern Vorträge.

Im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion mit VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing stand die nationale Wasserstoffstrategie. Sie war im Weiteren hochrangig besetzt mit dem Innovationsbeauftragten für Grünen Wasserstoff der Bundesregierung Dr. Stefan Kaufmann, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur Andreas Kuhlmann, dem Geschäftsführer der NOW GmbH Kurt-Christoph von Knobelsdorff sowie dem Beigeordneten des Deutscher Städtetags Detlef Raphael. Die Diskutierenden waren sich einig, dass Wasserstoff ein wertvoller Baustein der Energieversorgung sein wird. Herr Liebing betonte die Rolle kommunaler Unternehmen als wichtige Akteure für Wasserstoff. Er unterstrich den Nutzen in der Sektorenkopplung bis in die Kläranlagen hinein. Sehr hilfreich ist aus der Diskussion die Unterstützung von Herrn Dr. Kaufmann für dezentrale, lokale Lösungen schon bei der Wasserstoffgewinnung. Ihm stimmte auch Herr Raphael zu und verwies auf die wichtige Vernetzung der Akteure von Ort.

In einer weiteren Podiumsdiskussion wies Josef Hasler, Vorstandsvorsitzender der N-ERGIE Aktiengesellschaft und Vorsitzender der VKU-Landesgruppe Bayern, darauf hin, dass die nationale Wasserstoffstrategie bislang weitestgehend den Wärmesektor außer Acht lasse. Im Gespräch mit Martin Stümpfig, dem Sprecher für Energie & Klimaschutz der Grünen im Bayerischen Landtag, und Prof. Dr. Linke, Vorstandsvorsitzender des DVGW sowie Michael Riechel, Vorsitzender des Vorstandes der Thüga AG, wurde das exzellent ausgebaute Erdgasnetz und die Möglichkeit zur Beimischung als Grundlage zur Wasserstoffnutzung thematisiert. Michael Riechel betonte, dass Wasserstoff oder auch Biomethan in den bestehende Gasverteilnetze unmittelbar genutzt werden und so im fließenden Übergang einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten können.

Die kommunalen Unternehmen bieten aufgrund ihrer Vernetzung mit lokalen Akteuren, den vorhandenen Gasnetzen sowie durch ihre langjährigen Erfahrungen in der spartenübergreifenden Sektorenkopplung eine schnelle Umsetzbarkeit und können so ihren Beitrag zum Aufbau einer nationalen Wasserstoffwirtschaft leisten. Dies zeigen in Bayern bereits verschiedenste Wasserstoffprojekte unserer Mitgliedsunternehmen in Haßfurt, Wunsiedel, Augsburg oder Aschaffenburg. Projekte in Mainz, Wuppertal, Sonneberg, Berlin oder Esslingen unterstreichen dies nachdrücklich. Hier sind die kommunalen Unternehmen Partner der Industrie und Forschung, um Anlagen weiterzuentwickeln und Technologieexport zu ermöglichen.

Verdeutlicht hat dies beim HYDROGEN DIALOGUE Norbert Zösch, Geschäftsführer des Stadtwerks Haßfurt, anhand eines bivalenten BHKWs, das sowohl mit Erdgas als auch mit Wasserstoff gefahren werden kann. Der Wasserstoff wird seit mehreren Jahren mithilfe eines Elektrolyseurs erzeugt, aus Strom eines im Netzgebiet gelegenen Bürgerwindparks sowie Solaranlagen. Er kann zwischengespeichert und in das lokale Gasnetz eingespeist werden. Eine Reihe von Industrie- und Wissenschaftskooperationen begleiten die Einbettung der Anlagen in die vorhandene Stadtwerkeinfrastruktur.

VKU-Landesgeschäftsführer Gunnar Braun stellte in seinem Vortrag die lokale Wertschöpfung von Wasserstofflösungen vor Ort heraus. Entscheidend sei dafür die Sektorenkopplung bei der Gewinnung von Wasserstoff sowie bei seiner Nutzung, also vor und mit dem Molekül H2. Denkbar sind zusätzliche wirtschaftliche Erträge und Effizienzsteigerungen aus Nebenprodukten wie Sauerstoff, Flexibilität im Stromnetz und Wärme. Um den Bedarf an Wasserstoff realistisch abzuschätzen, müsse die Analyse Wechselwirkungen von diversen Effizienzmaßnahmen und alternativen Technologien in den verschiedenen Sektoren (Wärme, Verkehr, Rohstoffe) berücksichtigen, die auch Akzeptanz- und Ressourcenfragen umfassen. So sei der Gasbedarf im mit Geothermie gespeisten Fernwärmenetz Münchens 2035 voraussichtlich überschaubar. Zugleich entschärfe die Geothermie als Ressource unter der Stadt Flächenfragen zwischen Stadt und Land. Grüner Wasserstoff sei dagegen immer mit Flächenbedarfen für regenerative Stromerzeugung verbunden. Von Vorteil für Wasserstoff vor Ort sei zudem das Gasverteilnetz, in dem die klare Brennwertbemessung darstellbar sei und Drücke steuerbar.

Der VKU setzt sich dafür ein, die genannten Potentiale lokaler Wasserstofflösungen und die damit verbundene Wertschöpfung vor Ort in die Politik zu transportieren. Die Wasserstoffstrategien sind bislang vor allem auf die Industrie und den Wasserstoffimport ausgelegt. Themen wie die Sektorenkopplung gehören vertieft in H2-Förderprogramme verankert, beispielsweise im bayerischen Tankstellenförderprogramm.