Niederländer möchten früher als geplant aus Gasförderung in Groningen aussteigen

Nach aktuellen Berichten plant das niederländische Wirtschaftsministerium bereits Mitte 2022 und nicht wie bislang kommuniziert, schrittweise bis zum Jahr 2030 aus der L-Gasförderung in Groningen auszusteigen. Die vorzeitigen Ausstiegspläne implizieren jedoch nicht, dass das Erdgasfeld 2023 bereits vollständig geschlossen werde. Aus Gründen der Versorgungssicherheit wird das niederländische Erdgasfeld auch nach 2022 noch benötigt, um gerade an besonders kalten Wintertagen Lastspitzen abdecken zu können. Eine endgültige Stilllegung sei aber spätestens im Jahr 2026 nach vorheriger Prüfung der Versorgungssituation möglich.

Von der Beschleunigung des Ausstiegsprozesses erhoffe man sich eine verbesserte Sicherheitslage in den Niederlanden, die in der Vergangenheit wiederholt von Erdbeben – ausgelöst durch die Erdgasförderung – betroffen waren. Zuletzt hatte ein Beben der Stärke 3,4 im Mai dieses Jahres zu größeren Schäden an Gebäuden und Infrastruktur in der Region Groningen geführt. Bereits für das Gaswirtschaftsjahr 2019/20 bewilligte die niederländische Regierung lediglich eine Fördermenge von 11,8 Milliarden Kubikmetern (Vorjahr: 19,4 Milliarden).

Um den Exportbedarf aber auch den heimischen Bedarf an L-Gas decken zu können, bauen die Niederländer derzeit eine neue Konvertierungsanlage in Zuidbroek. Die zusätzliche Anlage, welche russisches und norwegisches H-Gas auf L-Gas-Niveau konvertiert, soll bis April 2022 in Betrieb gehen. Gleichzeitig stellen die Niederländer Speicherkapazitäten auf die Speicherung von konvertiertem L-Gas um. Zur Vorbereitung des Transports von zusätzlich benötigten H-Gasmengen, stehen niederländische und deutsche Fernleitungsnetzbetreiber bereits in engem Austausch.

Neben den Niederlanden selbst, Frankreich und Belgien ist auch Deutschland von den vorzeitigen Ausstiegsplänen konkret betroffen: So werden in Deutschland neben Industrie und Gewerbe rund 3 Millionen Haushalte mit L-Gas aus den Niederlanden versorgt. Bis zum Jahr 2030 werden diese Kunden im Rahmen der Marktraumumstellung auf die Versorgung mit H-Gas umgestellt. Derzeit sehen die Fernleitungsnetzbetreiber in einer vorzeitigen Beendigung der Gasförderung in den Niederlanden kein Risiko für die Versorgungssicherheit deutscher Gaskunden. Mit der Inbetriebnahme der zusätzlichen Konvertierungsanlage und der Einspeicherung von konvertiertem L-Gas könne auf die L-Gasförderung in Groningen zukünftig komplett verzichtet werden. Gleichzeitig gehe die Marktraumumstellung in Deutschland derzeit planmäßig und ohne größere Verzögerungen voran, so dass der L-Gasbedarf in den nächsten Jahren weiter zurückgehen werde. Auch das Bundeswirtschaftsministerium reagierte gelassen auf die Ankündigungen der Niederländer, nicht zuletzt weil beide Länder in engem Austausch miteinander stünden.

Bei Rückfragen zur L-/H-Gas-Umstellung können Sie sich an Frau Nele Lange wenden.