Bedeutung und Chancen des mobilen Arbeitens in der Kommunalwirtschaft

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Durch die Corona-Pandemie haben sich eine Vielzahl an betrieblichen Abläufen in unseren kommunalen Mitgliedsunternehmen grundlegend verändert. Arbeitsprozesse wurden nicht nur mit einer beachtlichen Geschwindigkeit digitalisiert, sondern ganze Berufsgruppen auch ins Home-Office geschickt. Das mobile Arbeiten ist eine wesentliche Antwort auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen und wird unser zukünftiges Arbeitsleben weiterhin maßgeblich begleiten und verändern. Eine Rückkehr in die Strukturen und Prozesse der Zeit vor der Corona-Pandemie scheint ausgeschlossen und erfährt vielerorts eine überwiegende Ablehnung. Für die Kommunalwirtschaft stellt sich die Frage, wie man den Weg in die digitale Welt verstetigen und Vorreiter im Bereich der digitalen Transformation sein kann.

Vorteile des mobilen Arbeitens erschließen sich in Kategorien der Effizienz von Arbeit mit einer möglichen zunehmenden Verdichtung von Terminen und Abläufen. Für den einzelnen Mitarbeitenden kann das mobile Arbeiten dabei sowohl Vorteile als auch Nachteile in der Verträglichkeit des Jobs mit Wohnumfeld und Familie sowie dem Arbeitsweg mit sich bringen. In vielen Fällen können Arbeitsprozesse dynamisch ausgestaltet und ohne die betrieblichen Aufgaben zu vernachlässigen flexibel an die Bedürfnisse einzelner Mitarbeitender angepasst werden. Auf der Kehrseite der Medaille lassen sich bei zunehmender Anwendung der virtuellen Zusammenarbeit vermehrte Einschnitte im sozialen Gefüge innerhalb der Belegschaft identifizieren. So stellt sich die Frage, wie das mobile Arbeiten auch nach Ende der aktuellen Pandemie-Situation gestaltet werden kann.

Zu diesen und weiteren Aspekten einer digitalen Unternehmenskultur hat die VKU-Landesgruppe NRW eine Mitgliederbefragung durchgeführt, woraus sich 10 Impulse zum mobilen Arbeiten aus Sicht der kommunalen Unternehmen herauskristallisiert haben.

10 Impulse zum mobilen Arbeiten aus Sicht der kommunalen Unternehmen:

  1. Kommunale Unternehmen konnten insbesondere angesichts der aktuellen Pandemie-Situation bereits umfassende Erfahrungen beim mobilen Arbeiten sammeln und unterstützen die weitere nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung.

  2. Die Anwendung des mobilen Arbeitens erfordert dabei modifizierte Steuerungs- und Kommunikationskonzepte unter Einsatz einer angepassten Führungs- und Unternehmenskultur im gesamten Betrieb.

  3. Das mobile Arbeiten muss in einem unternehmensverträglichen Verhältnis zwischen Präsenzarbeit und virtueller Arbeit sowohl unter Einbindung der betrieblichen Interessen als auch der Präferenzen der Mitarbeitenden gestaltet werden.

  4. Hierbei gilt es das soziale Gefüge im Unternehmen durch geeignete und innovative Teambuilding-Maßnahmen zu unterstützen und zu fördern.

  5. Nicht jeder Arbeitsplatz eignet sich für die mobile Arbeit. Das Digitalisierungspotenzial bestimmter Berufsgruppen muss individuell bewertet und einer Entkopplung zwischen Mitarbeitenden vor Ort und Mitarbeitenden im Home-Office vorgebeugt werden.

  6. Die technische Ausstattung im Home-Office muss die Bedürfnisse der einzelnen Mitarbeitenden berücksichtigen und sich am Anforderungsprofil der jeweiligen Berufsgruppe orientieren.

  7. Eine virtuelle Arbeitsumgebung erfordert schnelles Internet. Der Breitbandausbau muss insbesondere im ländlichen Raum vorangetrieben und jeder über einen zeitgemäßen Glasfaseranschluss verfügen.

  8. Damit die mobile Arbeit erfolgreich sein kann, müssen virtuelle Schnittstellen mit der öffentlichen Verwaltung behördenseitig geschaffen und verbessert werden.

  9. Beim Einsatz des mobilen Arbeitens und des Home-Office muss die gesetzliche Grundlage beachtet werden, die Aspekte der Arbeitsplatzsicherheit, des Versicherungsschutzes sowie weiterer anfallender Rechte und Pflichten sowohl der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber einschließt.

  10. Durch die Anwendung des mobilen Arbeitens und der einhergehenden Reduzierung der Wegstrecken der Mitarbeitenden kann ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet und unsere Verkehrsinfrastruktur entlastet werden. Gleichzeitig erhöht sich die Lebensqualität im ländlichen Raum, wodurch die zunehmende Urbanisierung reduziert werden kann.



Heike Heim

Vorsitzende der Geschäftsführung, DEW21 - Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH

Gerade in den aktuellen dynamischen Zeiten schafft mobiles Arbeiten völlig neue Freiräume und gleichzeitig Herausforderungen in der Zusammenarbeit, im beruflichen und im privaten Umfeld. Die Erfahrungen bei DEW21 haben gezeigt, gute Arbeitsergebnisse sind nicht unbedingt vom Arbeitsort abhängig, vielmehr entscheidend sind Vertrauen, Teamgeist und ein klares gemeinsames Zielverständnis.

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Bernd Reichelt

Geschäftsführer der Stadtwerke Menden

Für mich im ländlichen Raum bedeutet mobiles Arbeiten und digitale Kommunikation mehr Arbeits- und Lebensqualität. Mögliche räumliche Distanzen lassen sich dadurch immer überwinden.

Bildnachweis: Stadtwerke Menden

Marion Kapsa

Geschäftsführerin der Energie- und Wasserversorgung Bünde GmbH

Die soft skills von Führungskräften sind beim mobilen Arbeiten ganz neu gefordert. Denn Menschen sind soziale Wesen und brauchen früher oder später den unmittelbaren Kontakt mit anderen. -Trotz Video-Meetings. Heißt für uns Führungskräfte, genau zu erkennen, wer wen warum wann im unmittelbaren, persönlichen Austausch braucht. - Wer also als Manager nicht empathisch sein kann, wird es schwer haben.

Bildnachweis: Energie- und Wasserversorgung Bünde GmbH

Christoph Schmidt

Betriebsleitung Stadtwerke Overath

Vor gut 2 Jahren noch undenkbar ist heute mobiles Arbeiten in den Stadtwerken Overath fester Bestandteil des Unternehmens. Dabei heißt mobiles Arbeiten nicht nur Aufgaben abarbeiten, sondern führen, coachen, Arbeitsgruppen wahrnehmen, gestalten und nicht zuletzt Teamgeist aufbauen und pflegen. Eine neue Führungskultur konnte entwickelt und gelebt werden sowie ein Großteil der standardisierten Prozesse vereinfacht werden.



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