Stuttgart, 14.01.2022. Aktuell haben einige Energiediscounter ihren Kunden die Lieferverträge gekündigt. Andere mussten sogar Insolvenz anmelden. Ihre Kunden werden aber je nachdem in der Grund- oder Ersatzversorgung vom örtlichen Grundversorger aufgefangen und ohne Unterbrechung weiter versorgt. Klaus Eder, Vorsitzender der VKU-Landesgruppe Baden-Württemberg erklärt, warum die Energiepreise auch in der Grundversorgung steigen, welche Konsequenzen das für die Stadtwerke hat und was Verbraucher jetzt tun können.
Allgemeine Preisentwicklung
„Der Grund für die teils deutlichen Preiserhöhungen, die beim Verbraucher ankommen, sind die deutlich gestiegenen Großhandelspreise für Gas und Strom, die Versorger bezahlen müssen. Die aktuelle Preisrallye auf dem Gas- und Strommarkt hat verschiedene Ursachen. Dazu gehört die weltweit und insbesondere in Ostasien sehr hohe Nachfrage nach Erdgas. Hinzu kommen witterungsbedingte Einflüsse wie längere Kälteperioden im vergangenen Winter, auch die Strompreise in Deutschland sind hoch. Sie werden derzeit vor allem von den hohen Brennstoffkosten getrieben. Bei beiden kommen die derzeit hohen Preise für CO2-Zertifikate hinzu. Preissetzend sind Gaskraftwerke. Je höher der Gaspreis, desto mehr Kohle wird verstromt – und damit mehr CO2-Zertifikate gekauft. Mit der Nachfrage steigt der Preis der CO2-Zertifikate. Somit wird der Einsatz fossiler Brennstoffe zur Stromerzeugung zusätzlich teurer. Da derzeit auch vergleichsweise wenig Wind weht, entlastet die Einspeisung erneuerbarer Energien den Strommarkt nicht.“
Darum steigen nach Discounter-Pleiten auch bei Grundversorgern die Preise
„Stadtwerke beschaffen Energie maximal konservativ und vorausschauend. Doch für jeden neuen Kunden, den sie auffangen, müssen Stadtwerke, kurzfristig zusätzliche Gas- und Strommengen sehr teuer am Markt einkaufen. Das heißt: Selbst wenn die Stadtwerke bisher sehr vorausschauend und langfristig beschafft haben, können sie sich nicht von der allgemeinen Preisentwicklung abkoppeln. Jedes Unternehmen kalkuliert für sich selbst: Einige haben bereits die Preise angehoben, was unvermeidlich war. Andere haben gesplittete Grundversorgungstarife eingeführt für Alt- und Neukunden oder bieten Neukunden auch günstigere Tarife als in der Grundversorgung an mit einer längeren Laufzeit. Wie stark die Preiserhöhung ausfällt, ist vor allem davon abhängig, wie viele Kunden im Verhältnis zur Anzahl der Bestandskunden neu dazu kommen. Ob es sich um einen großen oder kleinen Versorger handelt, hat keinen entscheidenden Einfluss auf den Preis.“
Folgen für Stadtwerke
„Aktuell verzeichnen praktisch alle Stadtwerke einen Zuwachs an Kunden in der Grund- und Ersatzversorgung. In der Regel liegt diese Zahl im dreistelligen Bereich, bei einigen deutlich drüber. Das macht uns Sorgen: Zum einen, weil wir derzeit nicht abschätzen können, wie groß die Welle von gekündigten Lieferverträgen oder Insolvenzen noch wird. Zum anderen hören wir pauschale Vorwürfe, Stadtwerke würden die Gunst der Stunde nutzen, um die Grundversorgungstarife über die Maßen hinaus erhöhen. Stadtwerke löffeln aktuell die Suppe aus, die ihnen fragwürdige Marktakteure eingebrockt haben und einbrocken. Aber im Gegensatz zu ihnen verlassen sie nicht einfach das Spielfeld, wenn die Beschaffungspreise explodieren und kündigen Lieferverträge einseitig. Sie bleiben als Anbieter auch für neue Kunden am Markt. Kurz: Sie nehmen ihre Funktion in der Daseinsvorsorge voll wahr.“
Was Verbraucher jetzt tun können
„Wir können Kunden nur raten: Achten Sie auf die Seriosität. Ein kurzfristig günstiger Preis nützt wenig, wenn der Anbieter unseriös vorgeht und dann kündigt, wenn es brenzlig wird oder Pleite geht. Neukunden können jederzeit wieder aus der Grund- bzw. Ersatzversorgung herauswechseln. Darüber hinaus bieten Stadtwerke Neukunden auch Tarife an, die günstiger als die Grundversorgung sind und eine längere Laufzeit haben. Kein Kunde bleibt auf der Strecke. Das ist unser Verständnis von Daseinsvorsorge. Alle werden versorgt.“