Standardlastprofile und tägliche Netzkontenabrechnung – Verbände legen Evaluierungsbericht vor Wie hoch ist die Prognosegenauigkeit? Gibt es Verbesserungen der Standardlastprofile? Soll der Anreizmechanismus geändert werden?

Die Verbände BDEW, VKU und GEODE haben den „Evaluierungsbericht zur Prognosegüte der Standardlastprofile Gas (SLP) und dem Anreizsystem für SLP-Entnahmestellen“ erarbeitet und bei der Bundesnetzagentur zur Bestätigung eingereicht.
Wesentliche Schlussfolgerungen und Empfehlungen
Netzkontensystematik und Anreizsystem
- Die tägliche Netzkontenabrechnung (NKA) ist im Sinne der Bundesnetzagentur (BNetzA) wirkungsgleich im Vergleich zum Anreizsystem.
- Es ist möglich, dass auch die tägliche NKA solche Netzbetreiber trifft, die intensiv an der Optimierung der SLP-Allokationsgüte gearbeitet haben.
- Das Anreizsystem sollte grundsätzlich fortgeführt werden, ohne eine Anpassung der Modelllogik.
- Netzbetreiber, deren Netzkontosalden auffällig abweichen, müssen laut KoV die Gründe dafür darlegen. Es wird empfohlen, die Regeln hierfür zu ergänzen.
Zusammenhang zwischen Netzkontosalden und dem Einsatz externer Regelenergie
- Die monatlichen addierten positiven und negativen Netzkontosalden („Marktgebietssalden“) und der Einsatz monatlicher externer Netto-Regelenergie weisen eine mittlere bis starke lineare Korrelation auf.
- Die täglichen „Marktgebietssalden“ und der Einsatz täglicher externer Netto-Regelenergie weisen eine schwache bis mittlere lineare Korrelation auf.
- Es besteht insbesondere auf Tagesbasis kein eindeutiger funktionaler Zusammenhang zwischen Netzkontosalden bzw. SLP-Allokationen und dem Einsatz externer Netto-Regelenergie.
- Dennoch haben die Netzkontosalden neben den anderen Verursachern einen nicht unerheblichen Anteil an dem Einsatz externer Netto-Regelenergie. Dies zeigt der untersuchte lineare statistische Zusammenhang auf Monatsbasis.
Prognosegüte der SLP
Das Allokationsverfahren für Ausspeisepunkte ohne stündliche Energiemengenerfassung stellt ein transparentes und massengeschäftstaugliches Verfahren dar, das durch seine Reduktion auf einfache, pauschalierte Einflussfaktoren geeignet ist, auch die faire Partizipation neuer und kleiner Marktteilnehmer am Gasmarkt zu ermöglichen und weiterhin Wettbewerb zu fördern.
Zur Anwendung des Standardlastprofilverfahrens und der Prognosegüte der SLP
- Eine bessere (oder schlechtere) Allokationsgüte ist durch Einführung der täglichen NKA nicht zweifelsfrei nachweisbar.
- Die meisten Verteilnetzbetreiber nutzen die zur Verfügung stehenden SLP-Allokationswerkzeuge dauerhaft bestimmungsgemäß.
- Das Optimierungspotenzial des Standardlastprofilverfahrens auf der Grundlage massengeschäftstauglicher und hochtransparenter Methoden scheint weitgehend ausgeschöpft.
- Die aktuelle Tagestemperatur ist für die Prognose der Ausspeisemenge von SLP-Kunden eine wesentliche, aber nicht die einzig relevante Größe (weitere Faktoren: andere Wetterbedingungen, kalendarische Zusammenhänge, kundenindividuelles Verbrauchsverhalten).
- Die vorliegenden Ergebnisse lassen keine Schlussfolgerungen darüber zu, inwieweit die SLP-Profile das Kundenverhalten noch korrekt abbilden.
- Dem Netzbetreiber werden - über den Rahmen verbindlicher regulatorischer und vertraglicher Leitplanken hinaus - Anreize zur Optimierung der SLP-Allokationsgüte gesetzt. Daher ist jede Einschränkung seiner Handlungsfreiheit bei der Parametrierung seines Lastprofilverfahrens kontraproduktiv.
- Die Entwicklung neuer Standardlastprofile erscheint nicht sinnvoll.
- Die Prüfung der Anwendung der „Gasprognosetemperatur“ kann den Netzbetreibern empfohlen werden.
Hintergrund des Berichts
Im Rahmen der GABi Gas 2.0-Festlegung hat die Bundesnetzagentur zur Umsetzung des Netzkodex Gasbilanzierung den Verteilnetzbetreibern die Pflicht auferlegt, das Anreizsystem und die Prognosegüte der Standardlastprofile unter Mitwirkung der Marktgebietsverantwortlichen zu überprüfen und der Beschlusskammer nach Einführung des Anreizmechanismus alle zwei Jahre über die Ergebnisse der jeweiligen Evaluierung zu berichten.