Klimaanpassung – Herausforderungen für die kommunale Wasserwirtschaft

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Extreme Wetterereignisse können durch den Klimawandel in Deutschland weiter zunehmen. Kommunale Ver- und Entsorger planen die Auswirkungen zwar bereits heute ein, ihre Mittel und Möglichkeiten sind aber ökonomisch und rechtlich begrenzt. Die kommunale Wasserwirtschaft braucht für die Zukunft Rahmenbedingungen, die eine klimarobuste Ver- und Entsorgung sicherstellen. Hitze, Dürre, Sturm Hagel, Starkregen und Überschwemmung – seit einiger Zeit vergeht kaum ein Jahr in Deutschland ohne extreme Wettereignisse. Die Klimaforschung prognostiziert aufgrund der Klimaänderung eine Zunahme solcher Ereignisse.
 

Herausforderung „Dürre“

Langanhaltende Trockenperioden – Dürren – wirken sich negativ auf das gesamte Wasserdargebot und somit auf unsere verfügbaren Trinkwasserressourcen aus. Bei Oberflächengewässern zeigen uns sinkende Pegel unmittelbar die fehlenden Niederschlagsmengen. Niedrigwasser kann daher die Trinkwassergewinnung aus Talsperren und in ufernahmen Zonen beeinträchtigen. Im Grundwasser führen fehlende Niederschläge zu einer geringeren Grundwasserneubildung. Oberflächennahe Grundwasserleiter reagieren am schnellsten auf fehlende Niederschläge. Je nach Bodenbeschaffenheit und Tiefe des Grundwasserleiters dauert es jedoch teilweise Jahre, bis die Folgen von Trockenjahren spürbar sind. Grundwasser ist mit rund 70 Prozent unsere wichtigste Trinkwasserressource. Dauerhafte Veränderungen der Grundwasserspiegel sind daher für die die kommunale Trinkwasserversorgung von erheblicher Bedeutung. Kurzfristige Trockenphasen wie wir sie in der Regel in den Sommermonaten erleben, führen in der Regel zu einer steigenden Wassernachfrage. Landwirtschaft oder private Haushalte nutzen dann mehr Wasser. Dieser Effekt wirkt umso stärker, je stärker und länger Trockenheit und Hitze anhalten – und führt zu Spitzenwerten bei der Trinkwasserabgabe, was auch die technischen Systeme - Leitungen, Pumpen, Speicher - an ihre Grenzen bringen kann.
 

Herausforderung „Starkregen“:

Bei Starkregen kommt es in kürzesten Zeiträumen zu erheblichen Niederschlagsmengen, die dann gleichzeitig von Dächern, Straßen und anderen befestigten Flächen, beispielsweise Parkplätzen, abfließen. Starke Oberflächenversiegelungen durch Bebauung und Straßen (Asphalt) verstärken den Effekt, genauso wie verdichtete, extrem ausgetrocknete oder vernässte Böden. Die Niederschläge versickern dann nicht mehr, sondern fließen wild ab. Sturzfluten und Überschwemmungen sind die Folge. Auch unsere Entwässerungssysteme können extreme Wassermengen nicht bewältigen. Bei starken Regenfällen füllt sich die Kanalisation innerhalb kürzester Zeit. Teilweise können die Wassermassen nicht in die Kanäle einlaufen, sondern fließen mit hoher Geschwindigkeit über die Einläufe (Gullis) hinweg. Die Folge: zeitweilige Überflutungen von tieferliegenden Geländeteilen wie beispielsweise Straßenunterführungen. Wir brauchen daher in unseren Kommunen einen 360-Grad-Blick für eine wassersensible Denk- und Herangehensweise. Unterirdische und oberirdische Infrastrukturen müssen sinnvoll gekoppelt werden. Wir setzen uns für einen „Starkregendialog" vor Ort ein, in dem alle Akteure an einen Tisch kommen, um Optionen gemeinsam zu bewerten und Lösungen zu entwickeln.
 

Unser Ziel: Eine klimarobuste Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung

Die kommunalen Trinkwasserversorger und Abwasserentsorger können bisher die Wetterextreme weitgehend so kompensieren, dass es nicht zu langfristigen Ver- und Entsorgungsausfällen kommt. Eine Verstetigung von Klimaextremen wird sich dauerhaft auf sämtliche Handlungsbereiche der kommunalen Wasserwirtschaft aus, vom Dargebot über die Verteilung bis zur Entwässerung auswirken. Kommunale Ver- und Entsorger berücksichtigen bereits heute den Klimawandel bei ihren Planungen. Die Anpassung der Ver- und Entsorgungssysteme muss allerdings auf statistisch belastbaren Grundlagen beruhen, da die wasserwirtschaftliche Infrastruktur langfristig geplant und zugleich eines der größten kommunalen Anlagevermögen ist. Aufgrund der zu kurzen Beobachtungszeiträume, der natürlichen Klima-Variabilität und der noch unzureichenden flächendeckenden Erfassung kleinräumiger Ereignisse können die Klimaforscher derzeit noch keinen eindeutigen statischen Nachweis erbringen. Laut Deutschem Wetterdienst kann die beobachtete Häufung von extremen Wetterereignisse allerdings als Indiz gelten, dass Extremwetter mit steigenden Temperaturen zunehmen. Bei allen Anpassungen ihrer Infrastruktursysteme müssen die kommunalen Trinkwasserversorger und Abwasserentsorger auch mögliche Interessenkonflikte einplanen. So können die Ziele der öffentlichen Trinkwasserversorgung und des Hochwasserschutzes nicht nur mit den Interessen von Anrainern und Landwirten, sondern auch mit den Zielen des Naturschutzes kollidieren. In innerstädtischen Gebieten kann die Entsiegelung von Flächen mit dem notwendigen Wohnraumbedarf zusammenfallen.
 

Kommunale Wasserwirtschaft braucht klimaangepasste Rahmenbedingungen

Die kommunale Wasserwirtschaft braucht bessere Rahmenbedingungen für die Herausforderungen der Klimaänderung. Die kommunalen Trinkwasserversorger und Abwasserentsorger sehen in vier zentralen Handlungsfeldern Änderungsbedarf, um effektiv dem Klimawandel zu begegnen:

  1. Infrastrukturen integral denken und angemessen anpassen
  2. Sicherheit der Trinkwasserversorgung gewährleisten
  3. Klimarobustheit prüfen
  4. Mehr Grün und Blau ins Grau


Die Handlungsfelder bündeln die Kernanliegen der kommunalen Wasserwirtschaft im Zusammenhang mit der Anpassung an den Klimawandel und zeigen auf, welche Maßnahmen hierfür erforderlich sind. Hierzu gehören strategische Planungen und Konzepte, Finanzierung für Anpassungs- und Unterhaltungsmaßnahmen, Anpassung der Wasserrechte und Vorrang der öffentlichen Trinkwasserversorgung, interkommunale Zusammenarbeit sowie eine wassersensible Stadt und Freiraumentwicklung. Kommunen und kommunale Unternehmen benötigen hierfür insbesondere vom Bund und den Ländern die rechtlichen und ökonomischen Spielräume.

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